Gryphius, PETER SQUENTZ

1993     S / D

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Gryphius: PETER SQUENTZ
Schlosstheater Celle, Direktion: Serge Roon

 

Andreas Gryphius

HERR PETER SQUENTZ, ein Schimpffspiel

Schlosstheater Celle, Direktion Serge Roon
Premiere: 13. August 1993, 20.30 Uhr, Schlossinnenhof / Hauptbühne

 

Inszenierung: Gian Gianotti
Ausstattung: Alex Müller
Musikalische Einrichtung: Martin Lingnau
Dramaturgie: Martina Rolf
Regieassistenz: Marius Marx

 

Besetzung:

Herr Peter Squentz: Herbert Karsten
Pickelhäring: Günter Schaupp
Meister Krix: Susanne Burkhard
Meister Bulla Buten: Ercan Durmaz
Meister Klipperling: Marius Marx
Meister Lollinger: Helmut Thiele
Meister Klotz-George: Bernd Lambrecht
Der König: Helmut Dicke
Die Princessin: Christine Passow
Der Marschalck: Eberhard Hoffmann

 

Doppelinszenierung für den Schlossinnenhof und für die Hauptbühne
(während des Spiels konnte bei Regen in 15 Minuten von der Freilicht- auf die Bühnenvariante umgestiegen werden)

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Ein Gespräch zur Inszenierung, aus dem Programmheft:


Schon bei der ersten Lektüre des Squentz-Textes faszinierte mich sofort ein Satz in der 1. Szene, “Der Mond muss darbey seyn, wenn wir die Comoedie spielen.”

Der Mond wird hier überraschenderweise und ganz naiv einfach als Trabant behandelt, der dem Wunsch des “egozentrischen Künstlers” schlicht folgen muß. Er hat natürlicherweise zu scheinen, wenn wir uns schon äußern.

Warum dieses Stück als erste Aufführung eines Neuanfangs insgesamt?

Gewissermaßen symbolisch? Nein, im Stück kommen Menschen zusammen und wollen spielen für ein Publikum, von dem sie gehört haben, daß es theaterinteressiert sei. “Uns zur Freude und zur Bestreitung der Einnahmen.”

Gryphius ist ja ein eher selten gespielter Autor.

Es sieht so aus, wenn man die Spielpläne durchsieht – aber der Autor ist doch einigermaßen bekannt, vom Namen her. Daß er selten aufgeführt wird, geschieht ganz zu Unrecht.

Aber diese altdeutsche, barocke und kauzige Sprache ist uns doch sehr fremd geworden. Muß man den Text für ein heutiges Publikum modernisieren?

Nein. Meines Erachtens ist das für die Leichtigkeit einer Komödienpräsentation gar nicht nötig. Ich möchte uns konfrontieren mit der Kauzigkeit dieser Vorlage, dieser Personen, die damit ja auch ihre Welt präsentieren, ihre Originalität, ihre Zeit. Gryphius, das ist ein freudiger, barocker Sprachschmaus.

Der König im Stück ist eine überaus leutselige, humorvolle Persönlichkeit. War das eine Verbeugung des Autors vor den damaligen, noch sehr restriktiven Verhältnissen? Hatte er Angst vor der Zensur, oder fürchtete er gar um seinen Kopf?

Wenn sie es nicht direkt auf einen Kopf abgesehen hatten, waren die Herrscher schon immer freundliche Persönlichkeiten, und ganz besonders wenn sie einen guten Tag hinter sich hatten. Und das erwähnt unser König bei seinem Auftritt, “Wenn heute schon alles so gut gegangen ist mit unseren Geschäften, dann gönnen wir uns doch auch noch etwas Theater, so zum Dessert…” (frei zitiert).

Peter Squentz, ein quasi Jean Paulsches Dorfschullehrerlein, ist verblüffend gebildet. Darf man das als historisch möglich ansehen?

Peter Squentz ist eine Kunstfigur, und vielleicht karikiert der Autor damit auch ein ländlich/provinziell/überehrgeiziges Allerweltswissen. Gryphius allerdings war ein sehr gebildeter Protestant, Politiker, Erzieher.

Eine letzte Frage. War die Uraufführung des Textes eine Freilichtaufführung?

Ich konnte nirgends herausfinden, wann, wie oder wo die Uraufführung des Werkes stattfand, nehme es aber nicht an. Die Dialogführung ist hier, verglichen mit anderen Vorlagen aus der Zeit, zu außergewöhnlich fein schattiert. Aber gerade das interessiert uns: Mit dem “Spektakel Freilichttheater” auch künstlerisch feinschattierter umzugehen.

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Cellesche Zeitung, Montag, 16. August 1993
Schloßtheater-Premiere von “Herr Peter Squentz”

Unterhaltsames Possenspiel

Als Auftakt der Spielzeit 1993/94 Sommertheater im Celler Schloßhof. Das Wetter hatte sich schließlich doch für ein freundliches Gesicht zu diesem Anlaß entschieden. Und die abendlichen Besucher wurden bereits vor dem Schloß von Schülern des KAV-Gymnasiums musikalisch eingestimmt auf ein unterhaltendes Spiel aus Farbenpracht und komödiantisch- schillernder Darstellung.

Der “Herr Peter Squentz” des Andreas Gryphius würde alsbald heraustreten, Namen für Namen die braven Handwerker von Rumpelskirchen heranrufen, um ihnen mitzuteilen, daß der König mit Gefolge durch den Ort kommen werde, und man ihm bei dieser Gelegenheit eine – schöne Komödie tragieren wolle. Die Liebesmär von Piramus und Thisbe soll es sein.

Eifrige Zustimmung, dann ratloses Staunen – wer soll denn den Löwen spielen und wie ihn zum Sprechen bringen, und wie sollen sie’s mit der Wand halten, einer Wand, die redet? Auch ein Brunnen muß her, natürlich ein Brunnen, der Wasser spritzt. Und der Mond, wie, wenn er zu dieser Stunde nicht scheint? Aber der Mond muß da sein, sonst wird die ganze Komödie zunichte gemacht. Den Piramus zu finden, ist nicht allzu schwer, aber Thisbe, woher die nehmen?

Unaufhaltsam treiben die Vorbereitungen nun ihrem Höhepunkt entgegen, einem tölpelhaften Spiel aus übertriebenen Gebärden und derber Sprache. Inszenierung (Gian Gianotti) und Ausstattung (Alex Müller) harmonieren völlig miteinander. Das Schloss selbst und drei, Trichtern ähnliche, begehbare Objekte, zum Dreieck auf dem Hof angeordnet, sind die wirkungsvollen Requisiten dieser Aufführung.

Eine saftige Farbenpalette überzieht die gesamte Szenerie und bietet dem Auge eine schwelgerische Optik höfischer Lebensphilosophie wie kurzwelliges Amüsement angesichts des theatralischen Aufzugs der Handwerksmeister. Dieses Erscheinungsbild wird von der Regie mit einem bis zum Exzeß bewegten Schwung ausgefüllt.

Das Spiel ist fast nicht zu bremsen, scheint es bisweilen, fängt sich jedoch immer wieder, hastet, überrascht von albernen Einfällen, voran, nutzt mit gelegentlich ausschweifender Lust und hemmungslosem Übermut die Gegebenheiten auf- und abzurennen, sich im Kreis zu drehen, mal von oben, mal von unten einen Blick auf die eigene Posse zu werfen.

Das adelige Publikum im Stück – der König (Helmut Dicke), die Prinzessin (Christine Passow), der Marschalck (Eberhard Hoffmann) mischt sich hier und da mit süffisanten Kommentaren ein. Insgesamt hält Gian Gianotti diese Gruppe am Rand des Geschehens. Sie bleibt gerade soweit gegenwärtig, daß der Sinn des ganzen Aufhebens nicht völlig in Vergessenheit gerät – nämlich durch die artikulierte Distanz zwischen der höfischen Gesellschaft und der niederen Herkunft der Handwerker, durch das bewußt-bissige, unbewußt-lächerliche Reagieren aufeinander, das absurd-Komische der Situation aufzudecken. Die Schein-Wirklichkeit, in die sich die Aristokraten zurückgezogen haben, die Illusion, in der die Handwerker ihr Sein (er)tragen, verwischen die Grenzen.

In den Mittelpunkt dieser Aufführung rücken die Außenseiter des barocken Welttheaters, hier die Handwerker. Sie vergnügen sich mit drastischen Späßen und Mätzchen, mit clownesken Einfällen, wie sie von den Wanderbühnen bekannt sind, sie reden, unbekümmert ihre Verse verstümmelnd, als seien sie zu Hause:

Meister Bulla Buten (Ercan Durmaz) hat schon bald nichts mehr von seinem Zettel abzulesen und agiert umso tollkühner mit seiner Wand; unwohl in seiner Haut, angriffslustig, grollend der Löwe alias Meister Klipperling (Marius Marx); Meister Lollinger (Helmut Thiele) zeigt sich dem Publikum nicht nur als wahrer Meistersinger, sondern auch als schelmisch spritzender Brunnen; selbst der Mond von Meister Krix (Susanne Burkhard) beginnt zu scheinen; nichts steht also des Pickelhärings Piramus (Günter Schaupp) und Meister Klotz-Georges Thisbe (Bernd Lambrecht) noch im Weg, durch und an der Wand vorbei ihr ironisch-karikierendes Liebesende vorzuführen.

Derweil verfolgt Herr Peter Squentz (Herbert Karsten) köpfschüttelnd, wie der von ihm verfaßte Text verhunzt wird; kann er doch wenigstens in seinem Prolog wie in seinem Epilog mit mäßigenden Worten auf das “Schimpffspiel” einwirken. Unerschrocken hält er an seiner hohen Selbsteinschätzung eines universal gebildeten Mannes fest, sich, mit mildem Lächeln, der Ehrfurcht der Meister gewiß; ebenso eifrig-demütig, trotzig zeigt er sich gegenüber der höfischen Gesellschaft.

Wohl kaum anders als zu früheren Zeiten amüsierte sich das Premieren-Publikum von heute immer dann am meisten, wenn das Spiel besonders deftig und derb geriet, wo die Komödianten in großmäuligen Gebärden schwelgten. Die kurzweilige Unterhaltung verfehlte nicht ihre Wirkung.

Ingrid Kulenkampff

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Pressestimmen:
>>>  Peter Squentz, Unterhaltsames Possenspiel,  Cellesche Zeitung,  16.8.1993
>>>  Ein Schimpfspiel am Celler Schlosstheater: Barockes mit bravour  Stadt-Magazin, Celler Szene 9.93

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Gianotti, BABEL-PROJEKT

1992     M / S / D

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Pieter Bruegel der Ältere, 1563 (Wiener Version)

Gian Gianotti,  BABEL – Projekt

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Produktion: Gian Gianotti, Matthias Weilenmann
Im Barocksaal Schloss Fürstenau, als Gäste von Edith und Peter Calonder:

Premiere: Sonntag, 27. September 1992, Uraufführung

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Weitere Vorstellungen:
Freitag, 27. November 19.30 Uhr im Grossen Saal, Musikkonservatorium Florhofgasse Zürich
Samstag, 28. November 20.00 Uhr im Restaurant Neuhof Bachs ZH

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Das Projekt war eine Fortsetzung des letzten Wintersemester-Kurses über “theatralische Raumfragen im konzertanten Auftritt” am Musikkonservatorium in Zürich (Studiengang für neue Musik von Matthias Weilenman). Die ganze Gruppe wollte sich über den regulären Kurs hinaus noch weiter mit den aufgeworfenen Fragen beschäftigen.

 

Gian Gianotti

Musik von:Urs Peter Schneider, Babel (1961 – 1967)

Giacinto Scelsi, Stücke für Klarinette
Cathy Berberian, Stripsody (1966)
Luciano Berio, Gesti (1966)

Musikalische Leitung: Matthias Weilenmann
Ausstattung und Inszenierung: Gian Gianotti

 

NOCH KEINE GRENZEN, KEINE
noch kein Ende, nirgends …

Mitspielende  Musiker/innen:

Remo Arpagaus, Querflöte
Andrea Bissig, Blockflöte
Fides David, Gesang
Christine Fringeli, Blockflöte
Anna-Maria Locher, Gesangn
Hans-Christoph Maier, Blockflöte
Valentin Marti, Saxophon
Evi Mohr, Klavier
Imelda Natter, Orgel
Petra Roderburg-Eimann, Blockflöte
Margreth Schlör, Blockflöte
Thomas Schudel, Gesang
Jeremias Schwarzer, Blockflöte
Erich Strehler, Saxophon

Schauspielerin – Leontina Lechmann

 

 

Text nach verschiedenen Bibelübersetzungen und Kommentaren
zum Thema Kommunikation, Sprache und Sprachzersetzung: Gian Gianotti

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Der Text
>>>   Gian Gianotti, BABEL     pdf, 4 Seiten

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BABEL war das Vorprojekt zur Definition der Idee für das      >>>   theaterforum.ch

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Steinmann, DAS WEITE SUCHEN

1992     S / de / D / U

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Plakat: Ruth Schürmann

Paul Steinmann: DAS WEITE SUCHEN
Spielleute Luzern, Gaskessel, Projektleitung: Thomy Büchler

Premiere: 8. August 1992, Uraufführung

 

Inszenierung: Gian Gianotti
Ausstattung: Ruth Schürmann
Musik: dodo Luther

 

Besetzung:

Die Ausreisenden
Anna: Mascha Altermatt
Jgor: Stefan Kelz
Appolonia Reymann: Silvia Bachmann
Christina Soder: Ruth Egli
Michael Metzger: Beat Reichlin
Fridolin Müller: Franz Koch
Josef Ulrich: Sandra Wüthrich
Wendel: Heinz Küng

Die Bleibenden
Maria: Ursi Brun-Weiss
Franz Kym: Otmar Müller
Salome: Mage Brun
Teresia: Rita Maeder-Kempf
Fischinger: Hans Eggermann

Musiker: Adrian Blum (Akkordeon)

 

Mit der grosszügigen Mitarbeit und Unterstützung der Mitglieder des Vereins Spielleute Luzern.

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Ein Stück
über die Sehnsucht und über das Heimweh
über den Mut und über die Hemmung einen Schritt zu wagen
über Auswanderung, über Einwanderung
Heimat, Fremde
Erinnern und Vergessen, Haben und Sein

über Leben und Tod.

 

“Das Weite suchen” ist ein historisches Drama, das die Auswanderungswelle nach Amerika zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum Gegenstand hat.
Der Staat zwingt die Auswanderungswilligen, sich zu Auswandervereinen zusammenzuschliessen. Im Dorf kommt es zu einer Gründungsversammlung.
Kurz darauf gründet der reiche Ulrich einen zweiten Auswandererverein. Es kommt zu Konflikten.

 

 

Wie viel Weite braucht der Mensch?

Weit- und Dreispringerinnen schütteln die Köpfe, Kugelstösserinnen jammern, Speer-, Diskus-, und Hammerwerfer ärgern sich. Ein paar Zentimeter zu wenig weit. Enttäuschte Gesichter. Welten brechen zusammen.

In den Weiten der Prärie zogen die Indianer von Jagdgrund zu Jagdgrund. Bis die Bleichgesichter kamen mit Feuerwasser und Donnerbüchsen. Weg da! Wir brauchen das Land! Es hat noch immer genug Platz für eure Zelte.

Wie viel Weite braucht der Mensch? Ich brauche so viel Nähe, wie ich nur kriegen kann, meint G. und streichelt ihre rote Katze. Und so viel Weite, wie ich nur bekommen kann, brauche ich auch.

E. hat eine Reise gebucht. Wohlverdiente Ferien nach anstrengender Arbeit. Weites Meer. Weiter Strand. Weite Himmel. Frei sein. E. erlitt am 2. Tag in seinem Bungalow einen Herzinfarkt. Die Grundfläche von E.s Grab misst zwei Quadratmeter. Wie viel Weite braucht der Mensch?

In seinem Vaterland hatte man Mutter und Vater verfolgt, gefoltert, getötet. Sie hatten sich für Freiheit und eine eigene Meinung eingesetzt. Wollte T. sein Leben retten, musste er das Weite suchen. Er floh und lebt heute vorübergehend in einem Durchgangsheim in der Schweiz, das schon zweimal Ziel von Brandanschlägen geworden war. T. sagt zur Reporterin, er fürchte sich nicht. Die Schweiz sei schön. Dabei lächelt er nur mit dem Mund. In den Augen Angst.

Ich brauche alle Weite, die ich kriegen kann. Freiheit, Unabhängigkeit, Abenteuer sagt F., man lebt schliesslich nur einmal. Soll’s doch jeder so machen. Hab’ ich nichts dagegen. Und lärmt. Und braust davon. Und stinkt. Wie viel Weite braucht der Mensch?

S. hatte mehr gewollt vom Leben als sitzen und tippen und warten und lächeln und Kind und TV und CD und neue Frisuren. Der stündliche Cognac macht sie fröhlicher, als sie sich fühlt. Beschwingt füllt sie den Lottozettel aus. Das Horoskop auf drei Zeilen versichert ihr, alles sei gut. Seit sie diese Tabletten nimmt, kann sie wieder schlafen. Traumlos zwar und schwer. Aber immerhin. Wie viel Weite?

Ein Fenster haben, das man immer wieder aufstossen kann. Eine Tür, die man nicht abzuschliessen braucht. Ein weites Herz und einen weiten Geist. Und dreimal täglich einen Blick auf mich selbst werfen. Dann geht’s mir gut, schreibt M. und klebt einen Vogel auf das Briefpapier.

B. guckt gespannt zu. Der Zug verschwindet im Schuhschachteltunnel. Als er wiederauftaucht, jauchzt B., Ihre Backen sind rot. Sie ist Bahnhofsvorstand und Lokomotivführerin und Passagierin in einem. Sie reist mit dem Holzzug nach Merika. Wie viel Weite braucht der Mensch?

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Paul Steinmann, Juli 1992

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Das Sprichwort sagt

Man sucht oft etwas in der Weite
Und hat’s an seiner Seite.

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Der Autor Paul Steinmann und sein Stück:  “Ich möchte in mir selbst das Weite suchen”

Von der Aargauer zur Luzerner Fassung

Das Stück “Das Weite suchen” hat Paul Steinmann im Auftrag des Lehrertheaters Möhlin AG geschrieben, dort wurde es 1990 uraufgeführt. Das Thema Auswanderung war ihm vorgegeben und hatte historischen Bezug zur Gegend des Fricktals, von wo um 1817 viele Menschen ausgewandert waren. In einer Dissertation über die Auswanderung im Kanton Aargau, erzählt der Autor, habe er nicht nur Aufschluss gefunden über den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Hintergrund der damaligen Situation, sie habe ihm auch den ersten “dramatischen Knoten” geliefert. Aus dem Bericht, dass in einem kleinen Ort damals zwei Auswanderer-Vereine gegründet wurden, liess sich eine Geschichte machen. Natürlich sei bei dem Thema die soziale, menschliche Frage im Vordergrund gestanden, sie erhalte dem Stoff auch seine Aktualität. Fragen wie “Was ist die Weite?” – “Welche Gründe gibt es, fortzugehen?” – “Was macht ein Land zum Traumland?” stellen sich immer wieder neu.

Für die Spielleute hat Paul Steinmann, zusammen mit Regisseur Gian Gianotti, eine Luzerner Fassung des Stücks erarbeitet. Dabei sei es vor allem darum gegangen, das an die Region gebundene Stück geographisch zu neutralisieren. Neu geschrieben hat Steinmann auch den Anfang des Stücks, denn in Möhlin hatte man den Einstieg ins dortige Heimatmuseum verlegt, die Folge spielte man in einer Scheune. Den Unterschied zwischen einer Innenraum- und einer Freilichtaufführung zu erleben, sei für ihn jetzt besonders spannend, meinte der Autor. Eine Neuerung sind auch die <Monolog-Fensteo, diJ er aul Wunsch von Gianotti ins Stück eingebaut hat. “Monolog-Fenster”, die er auf Wunsch von Gianotti ins Stück eingebaut hat. “Es sind Reflexionen der einzelnen figuren über ihre individuellen Erfahrungen, Erinnerungen und Utopien. Sie geben dem Text zusätzliche Tiefe”, kommentiert Paul Steinmann diesen Teil der Bearbeitung.

Aus dem Interview von Eva Roelli für die LNN, Schaufenster

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Zur Musik: Fenster-Klänge

Die ‘Fenster’ – ein wichtiges Stilmittel dieses Theaters – bilden den Rahmen für das Umkippen von 13 handelnden Personen in eine subjektiv-intime Ebene ihrer Rolle. Als Grundlage für diese Dimension wählte ich das alte Guggisberglied, 13 Variationen darüber charakterisieren die jeweilige Sicht nach innen, komponiert für modernes Akkordeon.

Dass dafür dieser allseits bekannte Ohrwurm herhalten muss, hat nicht mit Nostalgie oder gar Sentimentalität am Hut. Bewunderung ja, einerseits für eine Melodie, die zwar nicht bodenständig-schollenverbunden daherkommt, vielmehr abstammt von den evangelischen Chorälen, die im 16. Jahrhundert in den bernischen Kirchgemeinden bekannt waren. Vorerst mündlich überliefert, wird das Guggisberglied erstmals 1741 erwähnt, ein ‘echtes’ Volkslied also, wenn auch mit fremdem Einfluss. ein Hauch von Internationalität, daher auch der Reiz, den die Melodie heute noch ausübt, vergleichbar mit gängigen Kirchenlieder-Hits, ein Berner Oberland-Plakat im Flughafen Terminal.

Bewunderung auch für den Text: In den 12 Strophen wird die Chronik einer Liebe und ihr Versiegen aus der Sicht der Frau ohne jedes Ressentiment nacherzählt. “S’ esch äbe ne Mönsch of Ärde” eröffnet auch das Theater, Weite wird exponiert, denn Liebe versetzt Berge: Das Vreneli in Guggisberg liebt den Simon “änet am Bärg”. “Ha di no nie vergässe, ha immer a di dänkt” beschliesst die Handlung des Stückes: Weite nurmehr im Kopf, als Sehnsucht. Von nostalgischem Schwärmen über eine vergangene Zeit ist zu spüren.

Das Lied suggeriert Sehnsucht und vermag, Distanzen zu überwinden, war doch sein Absingen bei den Berner Regimentern in Frankreich und im Piemont bei Todesstrafe verboten “damit unter den Soldaten nicht die Krankheit des Heimwehs veranlasst werde …”

Auswanderer aller Zeilen und Nationen bedienen sich der Volksmusik, um ihren Gefühlen des Exils Ausdruck zu geben. Dass es sich dabei um Heimweh nach der realen Heimat handelt, ist nicht anzunehmen, werden die Betroffenen doch grundsätzlich durch Not zur Migration veranlasst. Erinnert die Musik an die Utopie einer heilen Heimat?

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dodo Luther, Juli 1992

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fotos  ©  by  sylvia hüsler switzerland

 

 

 

 

 

 

 

 

 

fotos  ©  by  sylvia hüsler switzerland

Weitere 44 Fotos von    >>>  Sylvia Hüsler

 

 

 

 

Pressestimmen: 

>>>  ‘Das Weite suchen’ vor dem Gaskessel  LNN, Eva Roelli  12.7.92
>>>  Der Traum vom Sein, Erfüllung und Freiheit  Luzerner Zeitung, Flavian Cajacob  10.8.92
>>>  Wem es nicht passt, der soll nach Amerika – Gespräche  LNN Schausfenster  10.8.92
>>>  Gian Gianotti inszenierte in Luzern  Bündner Zeitung, Urs Bugmann  14.8.92
>>>  Eine Handvoll Menschen zeigt ihre Träume  LNN, Urs Bugmann  14.8.92
>>>  Wieviel Weite brauchen wir?  LNN, Hugo Bischof  14.8.92
>>>  Sorgen, Angst und Träume um Heimat und Auswanderung  Information Szene, Hansueli W. Moser-Ehinger  29.8.92
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Nestroy, HÄUPTLING ABENDWIND Rostock

1992     S / M / D

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Grafik: Feliks Büttner

Johann Nepomuk Nestroy: HÄUPTLING ABENDWIND
Volkstheater Rostock, Intendanz Bernd Renne

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Nestroy: HÄUPTLING ABENDWIND

Operette von Jacques Offenbach
Volkstheater Rostock

Premiere: 13. Juni 1992

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Inszenierung – Gian Gianotti
Ausstattung – Feliks Büttner
Musikalische Leitung – Wolfgang Bretschneider
Dramaturgie – Verona Knüdeler

Regieassistenz – Sigrid Hoelzke
Inspektion/Souffleuse – Elvira Beran

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Ausstattung und Fantasie: Feliks Büttner

Mitspieler:

Abendwind der Sanfte, Häuptling der Gross-Lulu – Egon Brennecke
Atala, seine Tochter – Dorothée Reinoss
Biberhahn der Heftige, Häuptling der Papatutu – Jürgen Kaczmarek
Arthur, ein Fremdling – Jens Knospe
Ho-Gu, Koch bei Abendwind – Manfred Gorr
Erster Gross-Luluerer – Erhardt Schmidt
Zweiter Gross-Luluerer – Günther Kornas

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Musiker:
Anne von Hoff (Violine)
Ariane Spiegel (Violoncello)
Annett Ulrich (Oboe)
Torsten Weishaupt (Schlagzeug)

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Technischer Direktor – Peter Juhnke
Leiter der Werkstätten – Wolfgang Böhler
Bühnentechnik – Thomas Pretzsch
Beleuchtung – Günther Hennig
Ton – Guido Thomä
Requisite – Barbara Henneberg
Kostümdirektor – Hermann Hennig
Anfertigung der Kostüme – Kornelia Junge, Jürgen Timm
Chefmaskenbildner – Harry Patzer
Maske – Annemarie Erlich, Ursula Linke

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Werdegang dieser Produktion:

Über Peter Kleinschmidt (Chefdramaturg am Staatstheater Stuttgart bei  >>>  PERIKLES und  >>>  ENDE GUT ALLES GUT)  hatte ich Bernd Renne kennen gelernt, der nach der Wende zum Intendanten in Rostock gewählt wurde. Mein Interesse für das Theater der DDR, mir insbesondere jenes von Bertolt Brecht, Benno Besson, Manfred Wekwerth und das Deutsche Theater Berlin unter Wolfgang Langhoff und Heinar Kipphardt seit meiner Zeit an der Schaubühne 1974 bekannt. In den Wochen und Monate nach der Wende suchte in den Kontakt mit Bernd Renne und wir vereinbarten diese Inszenierung. Ich wollte der Machart des Theaters nachgehen und die mir (mit der Churer Inszenierung) bekannte Operetten-Komödie von Nestroy dort nach dem gleichen Konzept wieder einrichten. Mich interessierte die Fantasie und Spielfreude der Vorlage mit der breiten Möglichkeit der Extemporierung – und ich wollte sehen wie die zum Teil noch alten Schauspieler in Rostock damit umgehen würden. Dabei lernte ich Feliks Büttner kennen, der grosse Künstler-Fantast, und schlug ihn für die Ausstattung vor. Alles schien perfekt für diese Annäherung zu sein. Die Realität schlug dann als die radikalste Ernüchterung ein: in der deutsch-deutschen Kommunikation schien ’nach und nach’ alles unverständlich und unerreichbar zu werden. Die ersten Zeichen wurden von mir im Nachhinein betrachtet zu sehr verharmlost, das Festhalten des Ensembles an (mir dann noch weitgehendst unbekannten) ‘Traditionen’ und ‘Kompetenz-Hierarchien’, ‘Texttreue’ und dann auch ‘Operetten-Erwartung’ entwickelte sich zum Produktionsgraus – mir schienen die ‘Theateranliegen’ des Ensembles zu lange nachvollziehbar, aber die “Phantom-kommunikation” und die theatertechnischen Ein- und Vorwände verstand ich erst Jahre später mit meiner Arbeit am  >>>  Theater Winterthur  und über die vielen Kontakte in die neuen Bundesländer, die ich dann aus anderer ‘Hierarchie’ pflegen konnte.

 

Trotz allem will ich die Bilder einer Hauptprobe hier aufschalten, sie zeigen zumindest einige Chancen der Spielmöglichkeiten … wer die Fotos aufgenommen hat entzieht sich meiner Kenntnis, mir wurden sie von der Pressestelle des Theaters noch vor der Premiere ausgehändigt, also:

Fotos:   ©  Pressestelle Volkstheater Rostock, 1992

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pressestimmen: 

>>>  Wiener Schmankerl in der Südsee  Rostock EXPRESS  3.6.92
>>>  Premieren im Juni  Mecklenburger Aufbruch  5.6.92
>>>  Premieren  piste Rostock  Juni 92
>>>  ‘Theaterschmankerl’-Premiere im Kleinen Haus  Rostock Extra  11.6.92
>>>  ‘Häuptling Abendwind’ im Kleinen Haus des Volkstheaters  NNN, Wolfgang Dalk  12.6.92
>>>  Vergnügen total bei mörderischem Schmaus  Ostseezeitung, G. Richardt  16.6.92
>>>  Ein laues Lüftchen  Kurier Warnow, Sabine Hilliger  17.6.92
>>>  Ein kannibalisches Vergnügen  Mecklenburgischer Aufbruch, D. Harner  19.6.92
>>>  Urkomisch und äusserst bissig  NEPTUM-WARNOW-KURIER, Schwo  2.7.92
>>>  Der Witz hält sich in sehr engen Grenzen  NNN, Horst Prignitz  7.7.92
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>>>  Nestroy  HÄUPTLING ABENDWIND  in der Klibühni Chur, 1986

 

Finzi Pasca, GRENZGANG

1992     S / D / de / DEA

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Daniele Finzi Pasca:  GRENZGANG

Produktion des Mo Moll Theater Wattwil
Originaltitel: VIAGGIO AL CONFINE
Uraufführung: 1985 in Lugano

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MoMoll Theater Wattwil, Leitung: Jordi Vilardaga

Rohübersetzung:  Claudia Rüegsegger, Jordi Vilardaga
Spielfassung:  Gian Gianotti ..

 

Besetzung:

Sie: .  . Claudia Rüegsegger
Er: . . . .Jordi Vilardaga

Inszenierung und Bühne:  Gian Gianotti

 

Premiere:  18. März 1992 im Chössi-Theater Wattwil
Deutschsprachige Erstaufführung

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Bühnenbild und Kostüme: Ensemble nach einer Idee von Gian Gianotti
Bühnenmusik: Edward Grieg, Peer Gynt-Suite, Op.23

Requisiten, Bühnentechnik
sowie Betreuung der Vorstellungen:  Michael Oggenfuss

Plakat:  Thomas Freydl
Illustrationen im Programmheft:  Gabrielle Gern

Produktionsleitung:  Claudia Rüegsegger

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Es gibt Völker, die träumen; denen aber, die nicht träumen, bleibt das Theater.
(Jean Giraudoux)

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Zum Spiel im Grenzgang
Personen: ER, ein Mann, Angestellter und SIE, eine Frau, eventuell Kindergärtnerin

ER spiel ihn, SIE spielt sich.
Dazu ist ER sie, wenn SIE ihn nicht versteht
und ER ihr etwas über den Weg sagt, denn
dann spielt ER CHARON und SIE SELENE,
wenn SIE nicht gerade LIVIA vertritt.
Denn die ist in seinem Kopf, vor und nach der Vorstellung
und tritt nicht auf
aber ist ständig da und flattert herum
wie eben, und ER als CHARON ihr als SELENE von CARLA spricht
über das ER gerade fast gestolpert wäre, in der totalen Dunkelheit,
denn CARLA, so heisst das Huhn,
hätte ER, auch als Hecke verwandelter ISAAC,
eh nicht töten können, denn es hatte so schöne Augen.
Aber so kam das Publikum ums Essen,
denn zum Wein wollten sie doch etwas offerieren,
wenn es sich ihn doch bereits vorstellen konnte in den leeren Gläsern,
da er schon ausgetrunken war
bevor es, das Publikum,
auch nur von ihren jeweiligen LIVIAS oder anderen
hätte aufgefordert werden können
doch wenigstens einmal diese Theatergrenze,
die unsichtbare,
zu überschreiten …

das ist, das war  Daniele Finzi Pasca  … 1986 in seinem  VIAGGIO AL CONFINE,
und mit dieser Welt wollten wir uns einmal abgeben, im “grossen” Theater mit nichts als allem.

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ZUR  INSZENIERUNG  IN  DEN  KÖPFEN

These: Ich will wieder meine Klassiker sehen, sehen was ich sah, was für mich das Eigentliche war, was war, wahr war. Ich. Für mich.
Antithese: Mein Theater ist die Kunst der Anderen.

GRENZGANG.

Das Stück ist eine Reise in die Fantasie, in die Erinnerung. Bilder werden kaum gezeigt, Stimmungen entstehen, werden zugelassen, geben einen individuellen Sinn ab, wahr für den, der sich Ich nennen kann, der sich eine Assoziationsfähigkeit entwickeln, der sich selber Publikum und Zuschauer sein kann … und besonders für jenen, der das Stück zum ersten Mal sieht, hört, und offen ist für ganz Anderes.

Es wird von einer Erfahrung erzählt, wie einer ins Theater kam und gar kein Theater gesehen hat, sondern verführt wurde in einen weiteren Raum, den wir als Raum der Erinnerungen bezeichnen können, ins Requisitenlager oder in sich hinein. Dorthin jedenfalls, wo man gewöhnlich Erinnerungen, alte Beziehungen, nicht mehr Bewusstes hin- und ablegt … Und da findet er im Chaos eine Ordnung, unter dem Staub der Zeit findet er seine sehr lebendigen “déjà vues”, er findet seine Beziehung zu den Dingen, die daliegen, erfindet seine Dinge, seine Vergangenheit, seine Grossmutter, alte Regeln, kindliche Fragen.

Das Theater wird zum Erlebnis, Unterhaltung suchend wird der Zuschauer mit seiner eigenen Sensibilität konfrontiert. Anstatt sich den Alltag verdrängen zu können, taucht er ein in eine neue Art der Lebendigkeit – lässt sich gehen, ist neugierig, offen, assoziativ, ist sich selber in seinen Geschichten.

Eine Inszenierung? Eine Geschichte. Eine Reise in die grösste Dimension, die wir Menschen überhaupt erreichen können – in unsere eigene Fantasie. Und das Theater ist die Einladung dazu, die Brücke. Es sind einige Einstiegsflächen da, und dort einige Schwingungen, eine kleine gesicherte Ordnung für die Gestaltung des gemeinsamen Spiels und Erzählens. Aber sonst suche ich die grösstmögliche Offenheit für die Individualität und arbeite gegen die Idee, dass Theater nur auf der Bühne stattfinden kann, und dass alles, was auf der Bühne passiert, auch “das Theater” sei – Ich suche die Unterebene, das Fundament, und erdenke mir die Konstruktion darauf, erdichte, erfinde, erstelle. Ich. Meine. Von diesen Aussagen natürlich unterstützt, aber ich suche meine Geschichte: Ich, der Zuschauer.

Gian Gianotti, Januar 1992

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Texte aus der Schatulle “Dramaturgie”, die uns während der Inszenierung, bei der Suche nach den Übergängen zwischen “Realität, Theater, Fantasie und Traum” begleiteten und anspornten:

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Das Theater, ein Traum  von Robert Walser

Das Theater gleicht einem Traum. Im griechischen mag es anders gewesen sein; unseres ist von einem dachbedeckten, dunklen Haus geheimnisvoll und fremdartig eingeschlossen. Man tritt hinein, tritt nach ein paar Stunden wie aus einem merkwürdigen Schlaf wieder heraus, in die Natur, in das wirkliche Leben, und ist dann dem Traum entflohen.

Im Traum haben die Bilder, die einem vor dem Auge entstehen – es mag das Auge der Seele sein -, etwas Scharfes, Festgezeichnetes. Raumhaft natürliche Perspektiven, einen realen Erdboden, frische Luft gibt es da nicht. Man atmet Schlafstubenluft, während man über Berge schreitet wie der Mann mit den Siebenmeilenstiefeln. Es ist alles verkleinert, aber auch verschrecklicht im Traum; ein Gesicht hat meistens einen erschütternd bestimmten Ausdruck: furchtbar süss, wenn es ein süsses und wohlwollendes, furchtbar abstossend, wenn es ein, Furcht und Entsetzen einflössendes ist. Im Traum haben wir die ideale dramatische Verkürzung. Seine Stimmen sind von einer entzückenden Schmiegsamkeit, seine Sprache ist beredsam und zugleich besonnen; seine Bilder haben den Zauber des Hinreissenden und Unvergesslichen, weil sie überwirklich, zugleich wahr und unnatürlich sind. Die Farben dieser Bilder sind scharf und weich zugleich, sie schneiden mit ihrer Schärfe ins Auge wie geschliffene Äpfel und sind einen Moment nachher schon wieder zerflossen, so dass man oft, träumend sogar, bedauert, dieses und jenes so schnell verschwinden zu sehen.

(…) Wir sind so gern in dunklen, nachdenklichen Löchern. Nicht diese Vorliebe ist eine Schwäche; unsere Schwäche besteht vielmehr darin, uns solcher Vorlieben zu schämen.

Sind nicht auch die Dichtungen Träume, und ist denn die offene Bühne etwas anderes als ihr grossgeöffneter, wie im Schlaf sprechender Mund? Während des anstrengenden Tages treiben wir in den Strassen und Lokalen unsere Geschäfte und nützlichen Absichten vor uns her, und dann finden wir uns in den engen Sitzreihen wie in engen Betten zum Schauen und Hören ein; der Vorhang, die Lippe des Mundes, springt auf, und es brüllt, zischt, züngelt und lächelt uns befremdend und zugleich herzensvertraulich an; es setzt uns in eine Erregung, deren wir uns nicht bemeistern mögen und können, es macht uns krümmen vor Lachen oder erbeben vor innerlichem Weinen. Die Bilder flammen und brennen vor den Augen, die Figuren des Stückes bewegen sich übernatürlich gross, wie nie gesehene Gestalten, vor uns. Das Schlafzimmer ist dunkel, nur der offene Traum glänzt in dem starken Licht, blendend, redend, dass es einen zwingt, mitoffenem Munde dazusitzen.

Wie melodiös sind Farben im Traum! Sie scheinen Gesichter zu werden, und plötzlich droht, schluchzt oder lächelt eine Farbe; ein Fluss wird zu einem Pferd, und das Pferd will mit seinen behuften Füssen eine enge Treppe emporsteigen, der Reiter zwingt es, man verfolgt ihn, man will ihm das Herz aus dem Leib reissen, man kommt näher, aus der Feme sieht man die Mörder herstürmen, namenlose Angst packt einen an – der Vorhang sinkt.

(…) O, wie der Traum göttlich schauspielert! Er gibt vom Entsetzlichen das unanfechtbar reine Bild wie vom Süssen, Beklemmenden, Wehmutvollen oder Erinnerungsbangen. Zu den Empfindungen, Personen und Tönen malt er sofort Schauplätze, zu dem süssen Geplauder einer edlen Frau deren Gesicht, zu den Schlangen die seltsamen Kräuter, worunter sie grauenhaft hervorkriechen, zu dem Geschrei von Ertrinkenden die schwermutvolle abendliche Fluss- und Uferlandschaft, zum Lächeln den Mund, der es ausdrückt.

Manchmal sehen wir nur Züge, Linien, manchmal nur Augen; dann kommen die blassen Züge und umrahmen die Augen, dann die wilden, schwarzen Haarwellen und begraben das Gesicht; dann ist es wiederum nur noch eine Stimme, dann geht eine Tür auf; es stürzen zweie herein, man will erwachen, aber unerbittlich dauert das Hereinstürzen fort. Momente gibt es im Traum, deren Erinnerung wir im Leben nie vergessen können.

So wirkt auch das Theater mit seinen Gestalten, Worten, Lauten, Geräuschen und Farben. Wer möchte zu einer holdseligen Liebesszene den üppig verwachsenen Garten vermissen, zu einem Mord die dunkle Wand der Gasse, zu einem Schrei das Fenster, durch welches er ausgestossen werden kann, zum Fenster, die zärtlich und frauenhaft weisse Gardine, die es verfenstert und verzaubert und wieder vernatürlicht? Schneelandschaften, nächtliche, liegen auf der Bühne, dass man glauben sollte, sie erstrecken und dehnen sich meilenweit; ein Eisenbahnzug mit rötlich schimmernden Waggonfenstern zieht vorüber, ganz langsam, als zöge und winde er sich in weite Feme, wo das Schnelle dem Auge nicht schnell entfliehen will. Feme und Nähe sind im Theater dicht nebeneinander. Zwei Schurken flüstern immer zu laut; der edle Herr hört alles, und er stellt sich doch ahnungslos. Das ist das Traumhafte, das wahre Unwahre, das ergreifende und zu guter Letzt das Schöne, Wie schön ist es, wenn zwei Kerle laut brüllend miteinander flüstern, während des anderen Gesichtszüge sagen: wie still ist es rings umher!

Solches ähnelt den grausigen und schönen Geschichten im Traum. Die Bühne setzt alles daran, zu erschrecken; sie tut gut daran, das zu beabsichtigen, und wir tun gut, das Etwas in uns zu hüten, das uns den Genuss und den Schauder dieses Schreckens noch empfinden lässt.

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Eine Predigt!  von Federico Garcia Lorca

Ja, eine Predigt! Warum sollen wir immer ins Theater gehen, um zu sehen, was geschieht? Der Zuschauer ist zufrieden, weil er weiss, dass sich das Stück um ihn nicht kümmert; aber wie schön wäre es, wenn man ihn plötzlich von den Brettern aus anriefe und ihn zum Sprechen brächte und die Sonne der Bühne dem hinterhältigen Kerl in sein bleiches Gesicht schiene!

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Der Schmetterling  von Tschuang Tse

Ich, Tschung Tse, träumte einst, ich sei ein Schmetterling, ein hin und her flatternder, in allen Zwecken und Zielen ein Schmetterling. Ich wusste nur, dass ich meinen Launen wie ein Schmetterling folgte, und war meines Menschenwesens unbewusst. Plötzlich erwachte ich, und da lag ich: wieder “ich selbst”. Nun weiss ich nicht: war ich da ein Mensch, der träumt, er sei ein Schmetterling, oder bin ich jetzt ein Schmetterling, der träumt, er sei ein Mensch? Zwischen Mensch und Schmetterling ist eine Schranke. Sie überschreiten ist Wandlung genannt.

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(…) Eines Tages, …  von Michael Ende

… vor einigen Jahren, schneit mir ein Brief vom Duttweiler Institut ins Haus, ein sehr schön gelegenes Institut, in dem Tagungen über alle möglichen sozialen, politischen und sonstigen Themen veranstaltet werden. Die Tagung, von der ich jetzt spreche, lief unter dem Thema “Die Rationalisierungsfalle”. Zu dieser Tagung waren etwa zweihundert Top-Manager aus ganz Europa eingeladen, auch Gewerkschaftsleute und einige vom Club of Rome. Es ging bei der ganzen Sache um die Microprozessoren, die damals gerade aufkamen und die praktisch als dritte industrielle Revolution gewertet wurden.

Ich war einigermassen erstaunt, dass die Veranstalter gerade mich einluden, an dieser Tagung teilzunehmen. Wie sie mir schrieben, brauchten sie jemand, der Gretchenfragen stellt, also als Nichtfachmann ganz unbefangen und sozusagen naiv den Problemen gegenübersteht.

An der Tagung wurde zuerst schwer über alle möglichen Fragen des Wirtschaftswachstums diskutiert. Es war eine heftige und ziemlich groteske Diskussion. Nach dem Abendessen sollte der gemütliche Teil kommen, und da war ich endlich an der Reihe. Ich las erstmal den Managern zur allgemeinen Verblüffung ein Kapitel aus der Momo vor, die Stelle mit Herrn Fusi, dem Friseur. Danach herrschte Ratlosigkeit im Saal. Man wusste nicht so recht, was das sollte, dass ihnen da einer plötzlich ein Märchen vorliest. Also fingen die Leute an, über den literarischen Wert oder Unwert der Sache zu diskutieren. Ich sagte: Meine Herren, ich glaube nicht, dass man mich aus diesem Grund zu Ihrer Tagung eingeladen hat. Die vorgelesene Stelle aus meinem Märchenroman sollte nur eine Anregung sein. Mir fällt auf, dass in unserem ganzen Jahrhundert kaum eine positive Utopie mehr geschrieben worden ist. Die letzten zumindest positiv gemeinten Utopien stammen aus dem vorigen Jahrhundert. Denken Sie etwa an Jules Verne, der noch glaubte, dass der technische Fortschritt den Menschen tatsächlich glücklich und frei machen könnte, oder an Karl Marx, der dasselbe von der Perfektion des sozialistischen Staates erhoffte. Beide Utopien haben sich inzwischen selbst ad absurdum geführt. Sieht man sich aber die Utopien an, die in unserem Jahrhundert geschrieben worden sind, angefangen von der “Zeitmaschine” von Wells über “Brave New World” von Huxley bis zu “1984” von Orwell, so finden wir nur noch Alpträume. Der Mensch unseres Jahrhunderts hat Angst vor seiner eigenen Zukunft. Er fühlt sich dem, was er selbst geschaffen hat, offenbar hilflos ausgeliefert. Es wird nur noch in Sachzwängen gedacht. Und Zwänge machen Angst. Das Gefühl der Hilflosigkeit ist so gross, dass wir nicht einmal mehr wagen, uns zu überlegen, was wir uns eigentlich wünschen.

Und deshalb möchte ich Ihnen, die Sie ja nun den ganzen Tag über Zukunftsfragen diskutiert haben, folgenden Vorschlag machen: Setzen wir uns doch einmal alle gemeinsam auf einen grossen Teppich und fliegen hundert Jahre in die Zukunft. Und jetzt soll jeder sagen, wie er sich denn nun wünscht, dass die Welt dann aussehen soll. Mir scheint nämlich, solange immer nur innerhalb der Sachzwänge argumentiert wird, wie heute den ganzen Tag, dann stellt man überhaupt nicht mehr die Frage, was wir überhaupt für wünschenswert halten. Wenn wir alle gemeinsam etwas Bestimmtes wollen, dann finden sich auch Mittel und Wege, es zu verwirklichen. Wir müssen nur wissen, was! Jeder soll sagen, wie er sich die zukünftige Welt wünscht

Fünf Minuten Schweigen – peinliches Schweigen. Schliesslich stand einer auf und sagte: Was soll der Quatsch? Das hat doch überhaupt keinen Sinn, wir müssen auf dem Boden der Tatsachen bleiben, und die Tatsachen sind eben die, dass wir, wenn wir nicht mindestens drei Prozent Wachstum im Jahr haben, nicht mehr konkurrenzfähig sind und wirtschaftlich zugrunde gehen. Ich sagte, das haben Sie jetzt den ganzen Tag über diskutiert, Sie werden morgen und übermorgen weiter darüber diskutieren, jetzt wollen wir das einen Augenblick vergessen und dieses Zukunftsspiel spielen. Aber das war nicht zu machen, im Gegenteil! Die Situation wurde so prekär, so mulmig, dass die Veranstalter den Versuch nach einer halben Stunde von sich aus abbrechen mussten, weil die Leute anfingen, mich zu beschimpfen und aggressiv zu werden.

Dieses Erlebnis hat mir viel zu denken gegeben. Ich glaube, es sind nicht nur diese Wirtschaftsleute, die heutzutage in einem ganz bestimmten Kreislaufdenken regelrecht gefangen sind, und dieser Kreislauf wird angetrieben durch Vorstellungen der Macht und der Angst, das heisst entweder überwältigen uns die anderen, dann sind wir verloren, oder wir überwältigen die anderen, dann gewinnen wir einen kleinen Vorsprung in diesem Wettlauf. (…)”

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Der Traum des Träumers  von Gabriel García Márquez

Vor Jahren schon wollte ich die Geschichte eines Mannes schreiben, der sich für immer in den Träumen verirrte. Der Mann träumte, er schliefe in einem Zimmer, welches dasselbe war, in dem er in Wirklichkeit schlief, und in diesem zweiten Traum träumte er auch, dass er schlief und denselben Traum in einem dritten Zimmer träumte, das den beiden vorhergehenden glich. In diesem Augenblick ertönte der Wecker auf dem Nachttisch der Wirklichkeit, und der Schlafende begann zu erwachen. Hierzu musste er natürlich aus dem dritten in den zweiten Traum erwachen, doch liess er dabei so viel Vorsicht walten, dass der Wecker im Zimmer der Wirklichkeit aufgehört hatte zu wecken, als er erwachte.

Als er nun vollständig erwacht war, zweifelte er einen Augenblick an seinem Verlorensein: Das Zimmer war den andern aus seinen überlagerten Träumen so ähnlich, dass er keinen Grund finden konnte, nicht daran zu zweifeln, dass auch dieser ein geträumter Traum war. Zu seinem grossen Unglück beging er deshalb den Irrtum, wieder einzuschlafen, begierig darauf, das Zimmer des zweiten Traums zu erforschen, um zu sehen, ob er dort ein sicheres Indiz der Wirklichkeit finden würde, und als er es nicht fand, schlief er wieder im zweiten Traum ein, um die Wirklichkeit im dritten zu suchen und danach in einem vierten und in einem fünften.

Schon mit den ersten Anzeichen begann er, von dort aus rückwärts aufzuwachen, vom fünften Traum in den vierten und vom vierten in den dritten und vom dritten in den zweiten, und in seinem sinnlosen Drang erinnerte er sich nicht mehr an die überlagerten Träume und befand sich lange Zeit in der Wirklichkeit. In Zimmern, die nicht mehr vor, sondern hinter der Wirklichkeit lagen. Verloren auf dem endlosen Gang mit denselben Zimmern, schlief er für immer ein und wanderte von einem Ende seiner unzähligen Träume zum anderen, ohne dass er die Tür zum Ausgang in das wirkliche Leben fand, und der Tod war seine einzige Erlösung in einem Zimmer, dessen genaue Nummer niemals mit Sicherheit festgestellt werden konnte.

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Alle Vorhänge im Theater …  von Hans Weigel

… fallen um Bruchteile von Sekunden zu spät. Der Rest fällt zu früh. Dem Vernehmen nach soll in den zwanziger Jahren einmal in einem Theater der Vorhang dank einer Kettenreaktion von Missverständnissen im richtigen Moment gefallen sein, aber das glaube ich nicht.

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Everything and Nothing  von Jorge Luis Borges

In ihm war niemand; hinter seinem Gesicht (das auch auf den schlechten Gemälden seiner Zeit wie kein anderes aussieht) und hinter seinen Wörtern, die zahlreich, phantastisch und wildbewegt waren, gab es nicht mehr als ein wenig Kälte, einen von niemandem geträumten Traum. Am Anfang glaubte er, alle Personen seien wie er, aber das Befremden eines Kameraden, mit dem er auf diese Leere zu sprechen kam, enthüllte ihm seinen Irrtum und hinterliess ihm für immer das Gefühl, dass ein Individuum nicht von der Gattung abweichen dürfe. Manchmal glaubte er, dass er in Büchern das Heilmittel für seine Leiden fände, und so erwarb er sich das geringfügige Latein und das noch geringfügigere Griechisch, von dem ein Zeitgenosse sprechen sollte; dann kam er auf den Gedanken, dass in der Durchführung eines urtümlichen Ritus der Menschheit das, was er suchte, sehr wohl enthalten sein möchte, und liess sich von Anne Hathaway einweihen im Laufe einer langen Juni-Siesta. Als er einige zwanzig Jahre alt war, ging er nach London. Instinktiv hatte er sich schon angewöhnt, so zu tun, als sei er jemand, damit seine Niemandsverfassung nicht entdeckt würde: in London fand er den Beruf, für den er prädestiniert war, den des Schauspielers, der auf einer Bühne so tut, als sei er ein anderer, vor einer Ansammlung von Leuten, die so tun, als hielten sie ihn für jenen anderen. Die Gauklerpflichten lehrten ihn eine einzigartige Fröhlichkeit, die erste vielleicht, die er kennenlernte; wenn jedoch der letzte Vers beklatscht und der letzte Tote von der Szene weggetragen war, suchte ihn der verhasste Geschmack von Unwirklichkeit aufs Neue heim. Er hörte auf, Ferrex zu sein oder Tamerlan und wurde wiederum zu niemand. In seiner Bedrängnis begab er sich daran, andere Helden und andere tragische Fabeln zu ersinnen. Während so der Körper seinem körperlichen Geschick oblag, in Freudenhäusern und Schänken Londons, war die Seele, die ihn bewohnte, Caesar, der auf die Weissagung des Auguren nicht hört, und Julia, die die Lerche verabscheut, und Macbeth, der sich auf der Heide mit den Hexen bespricht, die gleichzeitig die Parzen sind. Niemand war so viele Menschen wie dieser Mensch, der gleich dem Agypter Proteus alle Erscheinungen des Seins zu erschöpfen vermochte. Zuweilen hinterliess er in einem versteckten Winkel des Werks ein Bekenntnis, überzeugt, dass es unenträtselt bleiben würde; Richard behauptet, dass er in der Einzahl seiner Person die Rolle vieler spielt, und Jago tut den sonderbaren Ausspruch: ‘Ich bin nicht, der ich bin’. Die grundsätzliche Identität von Dasein, Träumen und Darstellen inspirierte ihn zu Stellen, die berühmt geworden sind.

Zwanzig Jahre lang verharrte er in dieser planmässigen Halluzination, aber eines Morgens überkamen ihn Überdruss und Grauen, so viele Könige zu sein, die durch das Schwert umkommen, und so viele unglückliche Liebende, die zueinander finden und auseinander streben und melodisch dahinsterben. Noch am gleichen Tag beschloss er, sein Theater zu verkaufen. Vor Ablauf einer Woche war er in seinen Geburtsort zurückgekehrt, wo er die Bäume und den Fluss seiner Knabenzeit wieder in Besitz nahm und sie nicht mit jenen anderen verknüpfte, die seine Muse gerühmt hatte, und die im Widerschein mythologischer Anspielung und lateinischer Worte standen. Irgendwer musste er nun einmal sein; so war er ein Impresario im Ruhestand, der zu Vermögen gekommen ist, und der sich für den Geldverleih, die Händel und die kleinen Wuchergeschäfte interessiert. Als solcher setzte er das dürre Testament auf, das wir kennen, und aus dem er geflissentlich jeden poetischen oder literarischen Zug verbannte. Freunde aus London besuchten ihn gelegentlich in seiner Zurückgezogenheit, und ihnen zuliebe griff er auf die Rolle des Poeten zurück.

Die Geschichte weiss übrigens zu vermelden, dass er sich vor oder nach dem Sterben im Angesicht Gottes wusste und zu ihm sprach: “Ich, der ich vergebens so viele Menschen gewesen bin, will nur einer und Ich sein.” Die Stimme Gottes sprach zu ihm aus einem Wirbelsturm: “Auch Ich bin nicht; ich habe die Welt geträumt, wie du, mein Shakespeare, dein Werk geträumt hast, und unter den Gebilden meines Traums bist du, der du wie ich viele und niemand bist.”

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Aus: Warten auf Godot  von Samuel Beckett

(…) Estragon schläft ein. Wladimir bleibt vor Estragon stehen.

WLADIMIR Gogo… Stille. Gogo… Stille. GOGO!

ESTRAGON Fährt aus dem Schlafe auf und wird so wieder in seine schaudervolle Situation zurückversetzt: Ich schlief. Vorwurfsvoll. Warum lässt du mich nie schlafen?

WLADIMIR Ich fühlte mich einsam.

ESTRAGON Ich hatte einen Traum.

WLADIMIR Erzähl ihn nicht.

ESTRAGON Ich habe geträumt…

WLADIMIR ERZAHL IHN NICHT!

ESTRAGON auf das Universum zeigend: Genügt dir dieser? Schweigen. Es ist nicht nett von Dir, Didi. Wem soll ich denn meine privaten Alpträume erzählen, wenn nicht Dir?

WLADIMIR: Sie sollen privat bleiben. Du weisst gut, dass ich das nicht vertrage.

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Traum und Realität  von Christoph Wulf

Die Fähigkeit, zwischen Traum und Realität unterscheiden zu können, ist eine, die erst mit einem gewissen Entwicklungsstand des Bewusstseins erreicht wird und über die, der am 26. Mai 1828 auf dem Marktplatz in Nürnberg gefundene Kaspar Hauser noch nicht verfügt hat. Von ihm berichtete Anselm Ritter von Feuerbach folgende Äusserung: “… das Bett sei das einzige Angenehme, das ihm noch auf dieser Welt vorgekommen, alles Übrige sei gar schlecht. – Erst seit er in einem Bette schlief, hatte er Träume, die er aber anfangs nicht für Träume erkannte, sondern beim Erwachen seinem Lehrer als wirkliche Begebnisse erzählte, indem er zwischen Wachen und Träumen erst später einen Unterschied zu machen lernte.”

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Ideale  von Federico Fellini

Der Verfall der Mythen ist vielleicht nur ein vorübergehender Spuk, aber man spürt, dass die reine Energie über sie hinweggeht. Wenn man Masken und Monstren an sich vorüberziehen lässt, sieht man einige verblassen, andere stürzen; es sind die, von denen man nichts mehr weiss. Die Moralisten jammern und finden, es sei ein Skandal, aber etwas wenigstens ist dabei gewonnen: eine gewisse Ordnung hat sich überlebt.

Wir projizieren auch weiterhin idealisierte Bilder über die Dinge, die wir sehen. Die Ideale kaschieren die Wirklichkeit. Es gibt nichts Ideales, keine ideale Frau, kein ideales Paar, keine ideale Stätte, keine ideale Situation: bei allem kommt es darauf an, dass man mit seinen Problemen zu leben lernt.

Wir respektieren auch weiterhin Werte und allgemeine Prinzipien, die uns zu nichts mehr nützen. Im Leben gibt es nur Einzelfälle, nach denen man sich nach Möglichkeit richten muss.

Der gegenwärtige Zersetzungsprozess der Gesellschaft erscheint mir durchaus normal: für mich ist er kein Zeichen des Untergangs, sondern ein Zeichen von Leben. Das Leben besteht aus Umwandlungen. Man sollte diese hier sogar beschleunigen, sie so vollziehen, wie man es mit der Nahrung macht. Revolte ist immer fruchtbar. Nur die Revolte trägt die organische Notwendigkeit, sich Ausdruck zu schaffen, in sich. Billigung hingegen führt zu Indifferenz. Man schläft dabei ein.

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Was ist denn ein Künstler  von Federico Fellini

Nichts anderes als ein Provinzler, der sich zwischen einer physischen und einer metaphysischen Wirklichkeit befindet. Vor einer metaphysischen Wirklichkeit sind wir alle Provinzler. Wer ist denn schon Bürger der Transzendenz, wer? … Heilige. Und diese Grenzlinie des Zwischenreichs möchte ich Provinz nennen, diese Grenze zwischen der Welt des Wahrnehmbaren und der Welt des übersinnlichen – die eben ist das Reich des Künstlers.

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Pressestimmen: 

>>>  Neues Programm auf neuer Bühne  Der Toggenburger, ms  20.3.92
>>>  Premiere – doch der Vorhang blieb zu  St.Galler Tagblatt, Liliane Schär  20.3.92
>>>  ‘Grenzgang’ Mo Moll Theater  Klibühni Schnidrzumft Chur  24. & 25. 9.92
>>>  Reise ins Reich der Phantasie  Bündner Zeitung, gu.  26.9.92
>>>  Eine Rumpelkammer voller Träume  St.Galler Tagblatt, Peter Surber  29.9.92
>>>  Phantasien und Träume  Schaffhauser Nachrichten, Ursula Noser  28.11.92
>>>  Zwischen Fiktion und Realität  Der Landbote, Esther Reutimann  30.11.93

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Aristophanes, DIE VÖGEL

1991     S / D / de / FR / fr

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Plakat: Albi Brun

DIE VÖGEL

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In der Übersetzung von Peter Kleinschmidt

1991 D, dt (Bündnerdeutsch), FR, fr (elsässisch)
Aristophanes-Projekt 1990-1992:  DIE VÖGEL

Freilichtspiele Chur, Präsident: Rainer Metzger

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Die Vögel ………………..

    ………………….  Koproduktion

VEREIN FREILICHTSPIELE CHUR
BÜNDNER KANTONSSCHULE – BÜNDNER LEHRERSEMINAR

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Sehen Sie dazu die   
>>>  Projekt-Präsentation im Bulletin der Bündner Kantonsschule 13/1
in der Januar-Ausgabe 1991

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>>>  Der Inhalt der Komödie

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Premiere: Donnerstag 15. August 1991, 20.00 Uhr
Fr. 16., 17., 18. / Di. 19., 20., 21., 22., 23., 24., So. 25. / Di. 27., 28., 29., 30., 31. August
So. 1. / Di. 3., 4., 5., 6., 7., So. 8. September
Von Dienstag bis Samstag um 20.00 Uhr, Sonntag um 18.00 Uhr

 

Textfassung, Projektleitung und Inszenierung: Gian Gianotti
Bühnenbild, Masken und Kostüme: Robert Indermaur
Komposition und Direktion: Siegfried Friedrich

Training und Körperbildung: Serena Fueter
Kostüm-Atelier: Martha Morandi, Simone Girardin
Beleuchtung: Adrian Fry
Grafik: Edgar Zanoni, Atelier Brun, Chur

Rechte:  Theaterverlag Nyssen/Bansemer, Köln

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BESETZUNG:

Pisthetairos: Jean Pierre Schlagg
Euelpides: Christian Hahn
Wiederhopf: Jean Lorrain
Chorführer: Marie-Cécile Lutta

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CHOR DER VÖGEL:
Dagmar Bargetzi
Tamara Bär
Suleika Bär
Ivo Bärtsch
Selina Bischoff, auch Nachtigall
Irène Blum
Barbara-David Brüsch
Christoph Burkhart
Aldina Camenisch
Claudio Cathomen
Agnes Conrad
Simon Crameri
Fanni Fetzer
Carla Gartmann
Thomas Glückler
Denise Haas, auch Sekretär
Rebecca Indermaur
Mateuz Lorencak
Marionna Lutz
Mara Melcher
Annatina Menn
Sandra Pietroboni, auch Kardinal
Florian Schmid
Madelaine Schneider
Jann Schwarz
Nicole Simonett
Fränzi Stillhard
Diego Tomaselli
Maria Wassenberg
Sandra Werner

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GÖTTER:

Iris: Maria Schmid
Prometheus: Paul Schmed
Herakles: Marie-Cécile Lutta
Poseidon: Beda Frei
Triballer: Jean Lorrain, Michel Eglin, Edith Buchmann
Besileia: Puppe

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MENSCHEN:

Bettelpoet: Jean Lorrain
Prophet: Patricia Pasquale
Kommissar: Michel Eglin
Gesetzesverkäufer: Agi Conrad
Sykophant: Patricia Pasquale
Meton: Edith Buchmann

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ORCHESTER:

Siegfried Friedrich, Direktion und Einstudierung
Marianne Brehm, Klarinette
Lisa Frei, Saxophon
Hanspeter Geiger, Oboe
Christian Graf, Posaune
David Hächler, Bratsche
Riccarda Hächler, Flöte
Katharina Hächler, Cello
Kattrin Hefti, Violine
Nicole Held, Cello
Michael Kessler, Kontrabass
Claudia Kruschel, Violine
Sibylle Meyrat, Violine
Curdin Michael, Violine
Ralph Niederdorfer, Klarinette
Daniele Papacella, Klarinette
Andri Probst, Violine
Jeannette Probst, Cello
Isabelle Sailer, Violine
Martin Schwarz, Trompete
Katharina Stibal, Pikkolo
Curdin Vincenz, Klarinette
Christian Weidmann, Violine
Alexander Weisstanner, Guitarre

Und viele andere mehr. Insgesamt waren 193 Personen am Projekt beteiligt und deckten hinter den Kulissen alle Ressorts ab: Textbearbeitung, Bühnenbau, Maske, Kostüm, Werbung, Beleuchtung, Technik, Verkehr, Dokumentation, Verkauf, Kasse, Einlass, und allgemeine Mithilfe da und dort.   ALLE  193  NAMEN  der Beteiligten Personen sind mit Angabe der Ressorts im    >>>  Programmheft, auf Seite 26 – 29 aufgeführt   (pdf,  48 Seiten) 

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Ort: sehr hoch oben
Zeit: als die Zivilisierten auch noch Kriege führten

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Die Churer Text-Fassung, Beitrag aus dem   >>>  Programmheft, Seite 16

Für die Churer Aufführung hat Gian Gianotti Kleinschmidts Übersetzung leicht bearbeitet. Die grösste Änderung ist diese: Alle Chorpartien hat er, teilweise in Zusammenarbeit mit zwei Deutschklassen, auf Bündner-deutsch umgeschrieben, ebenso die Partie mit dem Sekretär des Wiedehopfs, und Prometheus lässt er elsässisch reden. Dies entspricht insofern dem Stil des Aristophanes, als die Chorpartien schon in den antiken Tragödien und Komödien durchgehend in einem besonderen griechischen Dialekt, einem abgeschwächten Dorisch, geschrieben sind und Aristophanes in Sprechpartien anderer Dramen (Lysistrata) Menschen aus verschiedenen griechischen Regionen mit je eigenem Dialekt auftreten lässt.

An ganz wenigen Stellen hat Gianotti – im Unterschied zu Kleinschmidt – aktuelle Anspielungen in den Text gebracht: Offenbar reizt eine antike Komödie doch immer wieder dazu, spottend auf irgendeine gegenwärtige Person oder Erscheinung hinzuweisen. Sonst fallen in Gianottis Theatertext noch eine stärkere Raffung gegenüber Kleinschmidt – die letzten Chorlieder fehlen ganz – und eine Dialogisierung gewisser Partien (2.8. des Lockrufs an die Vögel) als Eigenheiten auf.

Urs Dierauer

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DAS  RAHMENPROGRAMM  ZUM  PROJEKT

Mit den Aufführungen koordiniert, organisieren wir ein sehr umfassendes Rahmenprogramm mit folgenden kulturellen Institutionen in Chur:

–  in den Churer Kinos verschiedene Filme zum Thema, am Nachmittag und am Montag Abend (siehe Kino-Programm).

–  im Naturhistorischen Museum eine Ausstellung:  Über die Vögel im Kanton Graubünden, mit ihren Stimmen und ihrem Flugverhalten.

–  im Bündner Kunstmuseum eine einmalige Ausstellung zur  ‘Vogel’-Konzeption. Realität – Utopie” mit Bildern von Barnett Newman. Eröffnung Sonntag 11. August 

–  mit dem Stadttheater Chur, eine  Podiumsinformation zu Die Vögel  mit Projektbeteiligten* und mit einer  Rede von Prof. Hans Mayer  (Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, Jurist, Sozialforscher – aus Tübingen) “Zurück aus Wolkenkuckucksheim” – Sonntag 11. August 20.15 Uhr im Stadttheater Chur.  An Schlechtwettertagen wird die  Rede von Hans Mayer ‘Zurück aus Wolkenkuckucksheim’  von Projektbeteiligten* im Saal Pestalozza (studio 10) oder bei Aufführungsunterbrechungen in der Aula der Kantonsschule nachgelesen.
Ausführende: *Marie-Cecile Lutta, *Christian Hahn, *Jean Lorrain, *Jean Pierre Schlagg, *Gian Gianotti   
Sehen Sie dazu den    >>>  Vortrags-Text von Prof. Hans Mayer, 1991     pdf,  15 Seiten in der Einrichtung für die Nachlesung.

–  in der Galerie Studio 10 die Unterlagen zur Vorbereitung unserer Aufführung,  Masken, Skizzen, Figurinen, Zeichnungen … und weitere Bilder zur Idee  von unserem Bühnenbildner  Robert lndermaur    >>>  Ausstellung     als pdf
Sehen Sie dazu das    >>>  Rahmenprogramm     als pdf

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Foto: Gian Gianotti

 

 

Weitere 43 Bilder:
>>>    Fotogalerie:  Die Vögel   

Das Programmheft der Vorstellung:
>>>    Die Vögel, Programmheft     pdf, 48 Seiten

Werbemappe:
>>>    Die Vögel, Werbemappe      pdf, 9 Seiten

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Pressestimmen: 

>>>  Beim Freilichtspiel 1991 flattern die Vögel  Bündner Zeitung, gu  7.12.90
>>>  Neues Freilichtspiel in Chur ‘Die Vögel’  Bündner Tagblatt, T.M.  7.12.90
>>>  ‘Die Vögel’ flattern schon – nach Zürich  BüWo, pd.  16.1.91
>>>  Für alle 175 Teilnehmer hat die Arbeit begonnen  Bündner Zeitung, mom  25.3.91
>>>  ‘Die Vögel’ erstmals vollzählig  BüWo, R.S.  27.3.91
>>>  Und sie bewegt sich doch  Stadttheater Foyer  5.91   
>>>  Und sie bewegt sich doch  Stadttheater Foyer  5.91    Transkription des Gesprächs mit Felix Benesch 
>>>  Bald flattern die Vögel auuf der Kanti  Bündner Zeitung, gu.pd  13.6.91
>>>  Die Vögel fliegen schon ganz ordentlich  Bündner Zeitung, gab  13.6.91
>>>  Die Vögel und ihr Rahmenprogramm  BüWo, su.  8.8.91
>>>  Churer Kulturgeschehen im Zeichen der Vögel  Bündner Tagblatt, HaHä  12.8.91
>>>  Mit Farbe auf Papier singen, im Kunstmuseum  Bündner Tagblatt, wi  15.8.91
>>>  Heute Premiere  Bündner Tagblatt, bt,pd  15.8.91
>>>  Bündner Naturmuseum, Die Freiheit der Vögel ist beschränkt  Bündner Tagblatt, HaHä  17.8.91
>>>  Premiere auf Kantiareal, Volle Arena und spielfreudige Vögel  Bündner Zeitung, Marco Guetg  17.8.91
>>>  Die Vögel fliegen  Bündner Tagblatt, Foto M. Sauter  17.8.91
>>>  ‘Die Vögel’ haben Wolkenkuckucksheim gegründet  Bündner Tagblatt, Hanspeter Hänni  17.8.91 Seite 7
>>>  Komödie als ‘Ventilsitte’ Gian A. Caduff  Bündner Tagblatt  17.8.91
>>>  Studio 10 im Schatten der ‘Vögel’  Bündner Tagblatt, as  19.8.91
>>>  Utopie für Vögel und Schauspieler  ST. Galler Tagblatt, Christian Bleiker  21.8.91
>>>  Chur steckt im Vogelfieber  BüWo  21.8.91 (2)
>>>  Fotos von Susi Senti  Bündner Tagblatt  25.8.91
>>>  ‘Die Vögel’ sonntags auch 20 Uhr  Bündner Zeitung  30.8.91
>>>  Theater, das Chur nicht ‘einkaufen’ kann  T! Theater  9/91
>>>  ‘Die Vögel’ – letzte Vorstellungen  Bündner Zeitung, Peter de Jong  4.9.91
>>>  Simon Crameri, Persönlich  BüWo  9.91
>>>  ‘Die Vögel’ Rund 8000 sahen das komödiantische Treiben  Bündner Zeitung, gu  11.9.91
>>>  Notstand bei den Freilichtspielen  Bündner Zeitung, G.H.  29.10.91
>>>  War ‘Die Vögel’ das letzte Freilichtspiel  Bündner Tagblatt, HaHä  29.10.91
>>>  TERRA GRISCHUNA  5.91

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Strindberg, FRÄULEN JULIE

1990     S / D

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Strindberg: FRÄULEIN JULIE
Stadttheater Chur, Direktion Albrecht Eckle.

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August Strindberg: Fräulein Julie
In der Übersetzung von Peter Weiss
Stadttheater Chur, Direktion: Georg-Albrecht Eckle

Premiere: 25. Oktober 1990

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Inszenierung und Bühnenbild: Gian Gianotti
Kostüme: Simone Girardin
Dramaturgie: Christine Lemke

Technik: Peter Broersen
Beleuchtung: Hans Schittenhelm
Grafik/Plakat: Daniel Rohner

Rechte: Suhrkamp

Bühnenmusik:  Einspielungen aus Ali Bain and friends (Irische Volksmusik) und Pierre Favre und Tamia (Schlagzeug und Gesang)

 

Besetzung:

Fräulein Julie: Leontina Lechmann
Jean: Beat Knoll
Krystin: Katharina Kronberg

Volk:
Marco Luca Castelli, Claudio Cathomen, Beda Frei,
Serena Fueter, Sara Haas,
Ursina Lardi, Mara Melcher,
Paul Schmed, Jos Schmid, Rolf Schmid,
Ariane Senn, Orit Teply, Ursina Trautmann,
Curdin Vincenz, Gion-Duri Vincenz

 

 

Die Inszenierung wurde am 13. und 14 März 1992 im Kurtheater in Baden in einer angepassten Einrichtung gezeigt. Die Volksszene wurde mit 14 Mittelschüler und Mittelschülerinnen aus der Region neu eingerichtet, die Musik wurde live gespielt von David May (Geige, irische Volksmusik).

In einem Rahmenprogramm von Gian Gianotti mit Texten von und über Strindberg fand am 12. März 1992 eine Einführung für die Mitglieder des Theatervereins Baden stattÜber die Heftigkeit des Einbruchs.

Jeanne Roth (Gesang)
Javier S. Miguel (Klavier)

Leontina Lechmann, Beat Knoll, Katharina Kronberg, Gian Gianotti

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Besetzung:

Fräulein Julie: Leontina Lechmann
Jean: Beat Knoll
Krystin: Katharina Kronberg

dazu als Volk: Mittelschüler und Mittelschülerinnen der Kantonsschule Baden

Florence Girod, Eva Maurer, Thomas Strässle, Claudia Winkler,
Marion Steiger, Katharina Kuhn, Marianne Fernández, Caroline Moor,
Georg Gindely, Laura Meyer, André Sandmann, Myriam Spörri,
Susanne Stevanovic, Nataša Hadžimanović

Chorführer: David May (Geige, irische Volksmusik)

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Stadttheater Chur, FOYER, Ein Magazin, zweite Ausgabe / Oktober 1990
Redaktion: Felix Benesch, Christine Lemke

STRINDBERG
FRAULEIN  JULIE

Wird einer gefragt, ob er in Graubünden einen Theaterregisseur kenne, so wird sein Name als erster fallen: Gian Gianotti war und ist wohl noch immer der initiativste Theatermann unserer Gegend. Doch so nachhaltig seine Wirkung auf die Bündner Kulturlandschaft ist, so verkannt wurde er immer wieder. Als unruhiger Geist, der sich nicht mit Wasser und Brot abspeisen lassen wollte, suchte et das Weite. Die letzten Jahre arbeitete er hauptsächlich an Theatern in der übrigen Schweiz und im Ausland. Nun inszeniert er endlich wieder in Chur. Zum ersten Mal überhaupt am Churer Stadttheater.

Die Churer Freilichtspiele sind hauptsächlich sein Kind, mit unkonventionellen Projekten hat er die Theaterbegeisterung in die Täler getragen, das Riesenfestspiel “Bündner Wirren” letzten Sommer in Davos war sein bislang letzter Streich in Graubünden. Gianotti ist ein eigenwilliger Regisseur. In den grossen Kulturbetrieben hat er zwar auch gearbeitet, doch ging es ihm immer wieder um anderes: sein Anliegen ist ein Theater, das in der Bevölkerung verankert ist und aus regionaler Geschichte und regionalem Brauchtum schöpft. Produktionen in verschiedenen Dörfern und Regionen des Kantons, wie “Das Walserschiff” in Splügen, “Adam da Chamues-ch” in La Punt, “Il Crap fess” in Bergün zeigten auf, wie Gianotti das meint. Es waren Pionierleistungen, die mittlerweile vielerorts Nachahmung finden, wenn auch selten so fundiert. Die Proben zu Strindbergs “Fräulein Julie” laufen auf Hochtouren. Wir haben uns mit ihm über seine Arbeit, seine Beziehung zu diesem Stück, zu Chur und zum hiesigen Stadttheater unterhalten.

EIN  STÜCK  IM  SPANNUNGSFELD  ZWISCHEN  “EMANZIPATION”  UND  “KONFRONTATION”

Foyer: Warum hat Gian Gianotti bisher noch nie am Churer Stadttheater gearbeitet?
Gian Gianotti: Es kam bisher nicht dazu’ Die Umgebung für das Gespräch war nicht gegeben und es musste ja auch nicht sein. Jetzt darf es sein und soll es auch sein dürfen.
Foyer: Warum Strindberg, warum “Fräulein Julie” in Chur?
Gian Gianotti: “Fräulein Julie” ist ein komplexes, ein gutes, ein grosses Stück, das mit einer kleinen Gruppe verwirklicht werden kann. Gewissermassen ein Studiostück für die grosse Bühne, eine Theaterform, die ganz bestimmte Qualitäten und Sensibilitäten zeigen kann. Die Grundthemen der Strindbergschen “Julie” wären meiner Ansicht nach am besten mit “Tabu und Intimität” zu umschreiben – so nennen wir ja auch die Einführungsveranstaltung in die Inszenierung. Es geht dabei sicherlich um Sexualität, um Abhängigkeit, um Bindungen und um Befreiung von Bindungen. In meinem Umgang mit diesen Begriffen spielt dann der Bezug zu Graubünden noch eine gesonderte Rolle. Das Stück ist sehr stark anzusiedeln im Spannungsfeld von “Emanzipation” und “Konfrontation”, es sind Machtstrukturen im Bereich der Gefühle und der Sexualität, die vom Autor wie mit einem groben Pinselstrich – ganz genial – im Grunde nur angedeutet, nur markiert werden. Stindbergs Figuren stellen diese Strukturen bis in den Tod hinein in Fra€ge, sie sind mit einer Verletzbarkeit auf der Suche nach Wahrheit, die ganz ungeheuer ist. Da prallen Menschen aufeinander, und so fliegen die Fetzen, wie es auch sein soll, damit Neues gedacht werden kann. vielleicht ergibt sich daraus sogar eine neue Perspektive im Leben oder eine Bestätigung für die alte unter neuen Vorzeichen – sicher aber eine Kraft, auf die wir angewiesen sind. “Fräulein Julie” ist ein Kampf, den jeder mal im Leben durchzukämpfen hat, jeder für sich und mit sich. Je nach Mut und Radikalität könnte dieser Kampf Konsequenzen haben.

ES  LÄUTET  UND  TÖNT  AUS  ALLEN  RITZEN

Foyer: Ist “Fräulein Julie” im Sinne dieser erstarrten Strukturen zwischen den sozialen Ständen wie zwischen den Geschlechtern ein Stück für das Tälerland Graubünden, mit seinem so ausgeprägten Eigensinn?
Gian Gianotti: “Julie” ist nicht unbedingt eine Bündnerin. aber es gibt sicher sehr ähnliche Abhängigkeiten und sehr ähnliche Tabus. Das Verhältnis, zwischen dem adeligen “Fräulein Julie” und dem Kammerdiener Jean könnte man auch übersetzen in Selbstfindung gegen Profit oder Neugier gegen Berechnung. Und das sind Gegensätze, die uns hier und heute alles andere als fremd sind.

WAS  KANN  ICH  MEHR  WÜNSCHEN?

Foyer: Das klingt jetzt alles sehr psychologisch. Worin liegt für Dich das so viel beredte Politische in diesem Stück?
Gian Gianotti: Ich glaube nicht, dass man das eine vom anderen in dieser Weise trennen kann. Aber um zu antworten: Profitgier ist natürlich eine politische Grösse. Auch die Kirchengläubigkeit in ihrer Unantastbarkeit. Vor allem aber die ungeheure Neugier der Julie am Anfang, ihre masslose Gier nach dem Fremden, dem Andersartigen, dem Verbotenen auch. Und das alles verlangt auch von uns eine Hinterfragung von Strukturen, ein Neubeginn nach einer starken Irritation. Symbolmaterial ist da genügend vorhanden. Es kann gedacht werden…

Foyer: Wie fühlst Du Dich am Churer Stadttheater?
Gian Gianotti: Ich inszeniere ein wichtiges Stück, mit Menschen, die in einer ähnlichen Form Ehrlichkeit und Tiefe suchen, kann im Aufführungsraum proben, im Publikum sitzen Leute. denen ich etwas von mir sagen und zeigen möchte, ich habe die Ruhe zum Arbeiten, die finanzielle Rechnung geht für diese Arbeit auf – und ich kann das Ganze auch noch von zuhause aus machen. Was kann ich mir denn da mehr wünschen?

Interview: Christine Lemke

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Fotos: Peter de Jong und Florence Girod

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Pressestimmen:

>>>  Fräulein Julie,  Gian Gianotti inszeniert erstmals am Stadttheater  MOI 6, KulturMagazin,  6.10.90
>>>  BZ-Thema,  Aus der Isolation in die Einsamkeit  Bündner Zeitung,  25.10.90_0001
>>>  Jetzt ist wieder Theaterzeit  Bündner Woche,  31.10.90
>>>  Auftakt nach Mass  Bündner Zeitung,  27.10.90
>>>  Churer Theatersaison geht los  Bündner Tagblatt,  20.10.90
>>> 
Premiere eines Eingenwilligen  Bündner Tagblatt,  23.10.90
>>>  Ein fast volles Stadttheater  Bündner Zeitung,  27.10.90
>>>  Fräulein Julie fand Anklang  Bündner Tagblatt,  27.10.90
>>>  Strindberg im Kurtheater / Fräulein Julie  Theaterkurier 1992,  Februar 1992
>>>  
Fräulein Julie, Eine Theaterprobe  Badener AV, 12.3.92
>>>  Begeistender Mittsommernachtstraum  Aargauer Verbund,  18.3.92
>>>  Fall ins Bodenlose  Badener Tagblatt,  16.3.92
>>>  Machtkampf in Schwarz-Weiss  Aargauer Volksblatt,  16.3.92

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Cechov, DER KIRSCHGARTEN

1990     S / D

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Plakat: Heinz Jost

Cechov: DER KIRSCHGARTEN
Stadttheater Bern, Direktion: Philipp de Bros

Anton Cechov: Der Kirschgarten
In der Übersetzung von Peter Urban

Stadttheater Bern
Direktion: Philippe de Bros

Premiere: 22. Februar 1990

Inszenierung – Gian Gianotti
Bühnenbild und Kostüme – Werner Hutterli
Bühnenmusik – Klaus Sonnenburg
Regieassistenz – Christian Probst
Bühnenbildassistenz – Thomas Ziegler, Edwin Triggs
Kostüm-Mitarbeit – Inge Borisch
Grafik – Heinz Jost

 

 

Besetzung:

Ljubov Andreevna Ranevskaja, Gutsbesitzerin: Heidi Maria Glössner
Anja, ihre Tochter, 17 Jahre alt: Bettina Hamel
Varja, ihre Pflegetochter, 24 Jahre alt: Veronika Wolff
Leonid Andreevic Gaev, Bruder der Renevskaja: Klaus Degenhardt
Ermolai Alekseevic Lopachin, Kaufmann: Klaus Hirche
Pëtr Sergeevic Trofimov, Student: Gerhard Hermann
Boris Borisovic Sermeonov-Piscik, Gutsbesitzer: Sigfried Meissner
Sarlotta Ivanovna, Gouvernante: Charlotte Renner
Semen Penteleevic Epichodov, Kontorist: Thomas Balou Martin
Dunjasa, Zimmermädchen: Birgit Oswald
Firs, Lakai, ein Greis von 87 Jahren: Hatto Hirsch
Jasa, ein junger Lakai: Markus Wille / Oliver Krättli
Ein Mann: Otto Kucis
Der Postbeamte: Adriano Vasella

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Fotos: Michael von Graffenried

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Programmheft
>>>   Der Kirschgarten     pdf, 21 Seiten, darin u.a.:  Hans Weiss, Landschaft auf Abbruch, Seite 17-25

 

Diese Inszenierung war für mich eine Nachbeschäftigung mit jener von Giorgio Strehler 1974, bei der ich am Piccolo teatro di Milano assistieren durfte. Als dank dafür überreichte ich ihm diese kleine interne Dokumentation     >>>  IL GIARDINO DEI CILIEGI,   pdf. 23 Seiten

 

Einige Gedanken zur Produktion und Arbeit finden Sie unter
>>>  RÜCKSCHAU

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Pressestimmen: 

>>>  Der Kirschgarten – Radiokritik DRS2, Michel Schär  23.2.90
>>>  Ein Tschechow fast ohne Bilder  Der Bund, C.C.  24.2.90
>>>  dito C.C. Ins Karge, Leere, Bildlose ausgewichen  Der Bund, C.C.  24.2.90
>>>  Nur die Erinnerung treibt Blüten  Berner Oberländer, Svebnd Pernell  26.2.90
>>>  Offenbarung der russischen Seele  NZZ, B.En.  26.2.90
>>>  Verfall einer Gesellschaft  Bieler Tagblatt u.a., Irmel Rohrer-Lüthi  26.2.90
>>>  Von Einsamen, Spinnern, Visionären  Vaterland u.a. Beatrice Eichmann-Leutenegger  26.2.90
>>>  Tschechow verkommt zu bleierner Langeweile  Berner Zeitung BZ, Hans-Ueli Gwunder  27.2.90
>>>  Gastspiel in Winterthur:  Ende einer Epoche, Anfang einer neuen Zeit  Der Landbote, Stefan Busz  28.4.90
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Shakespeare, ROMEO & JULIET

1989     S / F / D / E

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Plakat: Jean-François Zehnder

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S h a k e s p e a r e
R & J
Beluard Fribourg, Direktion Klaus Hersche

 

William Shakespeare: Romeo&Juliet
Englische Originalsprache für Escalus
Deutsch nach B. K. Tragelehn für die Familie der Montagues
Französisch nach Jouve/Pitoëff für die Familie der Capulets
Theater Belluard/Bollwerk Fribourg/Freiburg, Projektleitung Klaus Hersche

Premiere: 7. September 1989

 

Inszenierung: Gian Gianotti
Bühnenbild und Kostüme: Alex Müller
Dramaturgie, deutsche Fassung: Klaus Hersche
Dramaturgie, französische Fassung: Gabrielle Gawrysiak
Bühnenmusik: Bernard Schwendter

Kostüm-Atelier: Jean Duntz, Reni Boll, Gisele Progin
Beleuchtung: François Hommel
Technik: Urs Amann, Stefan Colombo, Alois Lindenmann, Simone Winiger
Presse: Rachel Brulhart, Annette Michel
Grafik: Jean-François Zehnder
Produktionsleitung: Klaus Hersche

 

Besetzung:

 

Escalus, Prince of Verona: Martin Hale

Prologue/Suite – Prolog/Gefolge: Isabelle Ade / Eva Kramer, Nathalie Bouschbacher, Muriel Bourquard, Nathalie Fragnère, Sara Keel, Sacha Zimmermann

Capulet, chef de famille: André Galley
Lady Capulet, sa femme: Nicole Michaud-Morel
Juliette, leur fille: Florence Kammermann
Paris, jeune noble, parent du Prince: Roland Dumont
Page de Paris: Adrien Laubscher
Tybalt, neuveu de Lady Capulet: Jean-Pierre Benz
Nourrice de Juliette: Jacqueline Burnand
Pierre, valet de la nouricce: Gabrielle Gawrysiak
Sampson, de la maison Capulet: Claude Bourqui
Gregoire, de la maison Capulet: Richard Sipowicz
Vieillard, cousin de Capulet: Pierre Portenier

Montague, Familienoberhaupt: Anton Büchler
Lady Montague, seine Frau: Heidi Bouschbacher
Romeo, ihr Sohn: Karl Ehrler
Benvolio, Freund Romeos: Osi Müller
Mercutio, Freund Romeos: Ivo Stritt
Abram, aus dem Hause Montague: Wieland Frei
Balthasar, aus dem Hause Montague: Rolf Loosli

Lorenzo, franciscain/Franziskaner: Bruno Zimmermann
Apotheker in Mantua: Heidi Bouschbacher

Simon Catling, musicien/Musiker: Bernard Schwenter

Hugh Rebeck, musicien/Musiker: Marianna D’Incau
James Soundpost, musicien/Musiker: Thierry Dagon / Matthias Rudolf

 

Une version trilingue, présentée par des comédiens et des comédiennes de la région.
Dreisprachige Fassung, aufgeführt von Spielern und Spielerinnen aus der Region.

 

 

Aus dem Programmheft:
>>>  Eine Art von Statuenbauern / Une sorte de faiseurs de statues – Deutsch und Französisch – pdf, 6 Seiten

 

>>>  Ich will nicht gehn, je suis bien avec toi
Romeo und Julia in Fribourg/Freiburg 1989, Ein kritischer Beitrag zum Projekt von Prof. Dr. Balz Engler, Englisches Seminar der UNI Basel
>>>  Der Text von Balz Engler     als pdf, 9 Seiten

 

 

 

 

 

 

 

Fotos : Gian Gianotti

 

 

 

 

Pressestimmen: 

>>>  Romeo aime Juliette und Julia liebt Romeo  Berner Zeitung BZ, Roland Maurer  26.8.89.
>>>  à découvrir  Coulisses  1.9.89
>>>  Romeo Will Französisch Lernen  Sonntagsblick, Laurence Lüthi  3.9.89
>>>  Grenze und Brücke  Der Bund, Marika de Martinis  6.9.89
>>>  ‘Romeo und Julia’ zweisprachig  Bündner Zeitung, Marika de Martinis  6.9.89
>>>  Première bilingue ce soir  LaLiberté, AR  7.9.89
>>>  Fribourg vit au rythme du bilinguisme et de Roméo et Juliette  LaLiberté  9.9.89
>>>  Herausragendes Erlebnis  Berner Zeitung BZ, Urs Dürmüller  9.9.89
>>>  L’amour en trois langues  24 heures  9.9.89
>>>  ‘Roméo et Juliette’ en version trilingue  24 heures, Michel Caspary  9.9.89
>>>  ‘Und wenn sie nicht gestorben wären …’  Freiburger Nachrichten, Paola Casella, Angelika Salvisberg  9.9.89
>>>  Familienzwist an der Sprachgrenze  Bündner Zeitung, Urs Dürmüller  11.9.89
>>>  Mehrsprachigkeit als Gag  Der Bund, -tt-  11.9.89
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Lang, L’ALSACE SANS CULOTTES

1989     S / FR / fr / UA     Elsässisch / Uraufführung

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Plakat: Tomi Ungerer

David Lang
L’ ALSACE  SANS  CULOTTE


Cabal Strasbourg, Direction: Jean Pierre Schlagg

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POUR LE BICENTINAIRE :

Spectacle théâtral et musical gratuit dans votre ville
Du 14 juillet au 15 aout 1989

Première mondiale: 14 juillet 1989 à Saarbrücken
Dernière: 15 aout, Place Kleber, Strasboug

 

Metteur en scène – Gian Gianotti
Décors – Jean Bauer
Musique – Pierre Vassiliu et Cookie Dingler
Costûmes – Cathy Strub
Accessoires – Daniel Paul
Fiche – Tomi Ungerer

Sorg – Jean-Pierre Schlagg
Johann – Christian Hahn
Toinette – Valérie Mischler
Matcho – Azzadine Bouayad
Jung – Jean-Philippe Meyer
Angelina – Cathérine Bernecker
Schneider – Gérard Schultz
Passof – Joel Suty
Valentin – Cookie Dingler
Anna-Maria – Ursula Cantieni

Regisseur général – Gérard Geny
Responsable technique – Jean-Paul Hill
Assistante mise en scène – Geneviève Bidou
Régie eclairage – Jean-Jacques Marion
Régie son – Alain Gravier
Attachée de presse – Barbara Hill
Secretariat – Valérie Maurer
Historien – Roland Oberle

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L´Alsace sans culottes
Spectacle théâtral et musical dans les villes d`Alsace,
de Saarbrücken à Strasboug.

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Le grand voyage pour le bicentinaire

 

L’arrivée

 

 

Les spectacles, la grande scène

 

La petite scène

 

 

 

Aide et tecniciens:
Nest et Boch, Manuel Rebjock, Jean-Louis Buecher, Virginie Mudry, Charlaotte Vimont, Florence Boistelle, Pierre Boenisch, Pierre Chaumont, Eva Siegwald, Joël Rohfritsch, Christian Alison, Nicolas Desvernois, José Weinberg, Christophe Voltz, Régis Geny, Sté Sacer

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Premiere in Saarbrücken:  14. Juli auf dem Schlossplatz
CABAL – Jean-Pierre Schlagg

L’Alsace sans culottes

Text: David André Lang
Inszenierung: Gian Gianotti
Bühnenbild: Jean Bauer
Musik: Pierre Vassiliu

 

 

Geschichte der Französischen Revolution in Wort und Musik

Die Französische Revolution, Begründerin der Moderne, Verfechterin unserer Freiheit, beeinflusst unseren Alltag und unser Handeln nachhaltig.

Von Dorf zu Dorf erschallt eine unwahrscheinliche Explosion der Worte. Ihre Funken erfassen die Strassen, breiten sich über ganz Frankreich aus, erreichen das Land, in dem die Freiheit anfängt: das Elsass. Ungeheure Hoffnungen werden geweckt, das Gespenst der Freiheit geht um.

Von einem spektakulären Ereignis wird die Französische Revolution in “Alsace sans culottes” zum Spiegelbild regionaler Kultur. Die elsässische Landschaft und ihr lebendiger Alltag werden zur Kulisse dieses Stückes. Einen Monat lang, vom 14. Juli bis zum 15. August 89 wird eine Grupp “fahrender Leute” (professionelle Schauspieler und Musiker) durch die Gegend ziehen, um das eigene “Volk” und das von Mosel, Saar und Baden-Württemberg die Französische Revolution miterleben zu lassen, so wie sie hätte sein können … ein einmaliges Erlebnis mit Theater, Li8edern, Musik, Gedanken- und Bewegungsfreiheit …

Jede Etappe wird zu einem grossen Fest, ein Fest, das die Akteure und die Bevölkerung zusammenbringen soll. Alle sind herzlich eingeladen, an diesem Volksfest teilzunehmen.

Aus Anlass des 200. Jubiläums der Französischen Revolution wird im Rahmen der offiziellen Feierlichkeiten des französischen Generalkonsulates in Saarbrücken “Alsace sans culottes” am 14. Juli vor dem Saarbrücker Schloss aufgeführt.

 

Die Veranstaltung kam zustande in Zusammenarbeit mit:
Der Landeshauptstadt Saarbrücken, dem Saarländischen Kultusministerium, dem Institut d’ Études Françaises sowie mit der Unterstützung des französischen Generalkonsulates Saarbrücken und PERSPECTIVES 89.

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Le tour:

Le tour


Vendredi 14 juillet – Saarbrücken (première)
Samedi 15 juillet – Sarreguemines

Mardi 18 juillet – Morsbronn
Mercredi 19 juillet – Soultz S/Forêts
Jeudi 20 juillet – Betschdorf

Lundi 24 juillet – Bouxwiller

Jeudi 27 juillet – Masevaux
Vendredi 28 juillet – Thann

Lundi 31 juillet – Eguisheim

Jeudi 3 août – Mulhouse
Vendredi 4 août – Habsheim

Lundi 7 août – Brumath
Mardi 8 août – Soufflenheim
Mercredi 9 août – Fort-Luois

Vendredi 11 août – Sélestat
Samedi 12 août – Obernai
Dimanche 13 août – Rosheim
Lundi 14 août – Mutzig
Mardi 15 août – Strasbourg

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LE THEATRE QUI VIENT A VOTRE RENCONTRE

Du 14 juillet au 15 août 1989, notre région va être parcourue par un drôle de convoi qui s’élancera depuis Sarrebruck, en RFA, pour aboutir finalement à Strasbourg. Un convoi qui comprendra des chevaux, des chariots et des personnages de l’époque de la Révolution. Il y aura aussi beaucoup d’autres choses dans ce convoi, qui s’arrêtera peut-être dans votre village ou votre ville. En tout cas, suffisamment de personnes et de matériel pour planter chaque fois le décor du spactacle «L’Alsace sans culottes».

Ce spectacle itinérant, gratuit, mis sur pied par l’association CABAL et Jean-Pierre SCHLAGG, se veut avant tout du théàtre populaire, une forme de théàtre qui va au-devant des gens, qui vient chez eux, sur le pas de la porte, qui vient leur parler de l ‘Histoire telle qu ‘elle s’est déroulée sur la place de leur village … (1).

 

Entre Sarrebruck e Strasbourg où le final se déroulera Place Kléber. «L’Alsace sans culottes» mettra aussi en scêne les sites traversés, car l’endroit choisi pour la présentation du spectacle, deviendra lui aussi partie intégrante du jeu, pour rappeler à chacun d’entre vous que la grande Histoire a été vécue et ressentie de manière particulière dans chaque localité. Magie du spectacle, magie de la lumière, qui précipiteront ces lieux dans la vie quotidienne de 1792, lorsqu’une troupe de comédiens ambulante, le théâtre du Mercure, arrive sur les lieux.

 

Drôle de troupe d’ailleurs, que ce théâtre du Mercure qui prétend colporter à travers monts et vaux les idéaux de la Révolution Française, et qui, en définitive, ne fera qu’étaler les contradictions les plus criantes de celle-ci, dans une série de tableaux où se dévoileront aussi des êtres de chair et de sang, prisonniers de leurs émotions et de leurs rêves. Théâtre de l’Histoire et de la vie qui va, de la vie qui braille et qui hurle du grotesque et du rêve, théâtre du mouvement et des sonorités de la vie, en définitive, théâtre pour notre plaisir. Car il n’y a peut-être pas de meilleure façon d’évoquer les choses graves et tragiques de l’Histoire – et l’épisode de la Révolution Française fourmille d’exemples de ce genre – que de les restituer à travers la vie quotidienne. Voilà le type de voyage auquel vous invite le Théâtre du Mercure.

 

Dernier point qui’il ne faut pas oublier, c’est que «L’Alsace sans culottes», ce théâtre qui vient chez vous, et jusque dans les coins les plus reculés d’Alsace, a été conçu comme un spectacle à vocation européenne et internationale. La qualité de l’équipe artistique, ainsi que l’origine d’un certain nombre des artistes en sont la preuve. Une façon peut-être, pour SCHLAGG et sa bande, de préparer à sa façon l’Europe.

(1) Des faits précis de l’histoire locale seront évoqués à chaque étape, des faits à demi enfouis, qui seront réssuscités. Dans le même esprit, il est à noter que des comédiens amateurs recrutés sur place auront leur place dans le spectacle, autre forme de rencontre avec des entroits traversés par «L’Alsace sans culottes».

 

 

L´histoire au jour le jour

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L’arrivée finale à Strasbourg, le 15 août 1989

 

Fotos : Gian Gianotti

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Fotos : Gian Gianotti

 

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Pressestimmen: 

>>>  Grenzen sprengen  Brückenbauer, Marika de Martinis  12.7.89
>>>  Von Jenatsch zur Französischen Revolution  Bündner Zeitung, Marika de Martinis  14.7.89
>>>  L’Alsace sans culottes, Un aplomb pince-sans-rire  DNA, Paul BOEGLIN  4.7.89
>>>  Azzedine Bouayad, le “Macho”  DNA, Christine LAPP  15.8.89
>>>  Ce soir place Kléber, Fin d’étape pour “l’Alsace sans culottes”  DNA  15.8.89

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