Premiere 11. Dezember 2015 Wird in Rousse gespielt.
Ein Gastspiel in Sophia war für den 27. April 2016 angesetzt. Es wurde auf den Herbst verschoben.
Musikalische Leitung –Nayden Todorov Inszenierung und Bühne –Gian Gianotti
Kostüme –Eliza Georgieva Beleuchtung –Svetoslav Sawov, Bojan Georgiev
Korrepetition – Joana Marinova
Pietro Mascagni CAVALLERIA RUSTICANA
Santuzza, eine junge Bäuerin –Andreana Nikolova Turiddu, ein junger Bauer –Peter Kostov Lucia, seine Mutter –Yolanta Nikolova Alfio, ein Fuhrmann –Alexander Krunev Lola, seine Frau –Maya VladimirovaundLilyana Harizanova
Chor der Staatsoper Rousse, Leitung –Stiliana Dimitrova
Chorsolisten:
Ein Weib –Gergana Garvalova Eine Frau –Asya Ruseva
Kinder der Jugendgruppe, Leiter –Svilen Dimitrov Camelia, Lechesar, Nicoleta, Teodor, Veselin, Viktoria, Yasen
Die erste Uraufführung fand im Theater Winterthur am 8. Mai 2010 statt, siehe: >>> TemPest 2010
Aufgrund einer plötzlichen und schweren Erkrankung des Hauptdarstellers Norbert Kentrup in der ersten Woche nach den Vorstellungen in Winterthur mussten die drei vereinbarten Vorstellungen vom 15. bis 17. Oktober im Theater Rigiblick Zürich abgesagt werden. An einer Wiederaufnahme mit der gleichen Besetzung war auch ein ganzes Jahr später leider noch nicht zu denken. Im Gespräch mit der Kulturstelle der Stadt Zürich wurde diese Tatsache berücksichtigt und eine formelle Anpassung der Unterstützungsbedingungen sowie des Projektes an die sich neustellenden Möglichkeiten bis spätestens 2013 vereinbart. So wurden wesentliche Änderungen an Inhalt und Inszenierung vorgenommen, derart, dass die Wiederaufnahme als neue Fassung betrachtet werden muss. Die Grösse und Ausstattung der Inszenierung musste auch inhaltlich und formell angepasst werden. Auf das Zürcher Barockorchester musste bereits aus ersten planerischen Gründen verzichtet werden. Damit war ein neues Denken in der Konzeptdimension nötig: Die vier Solisten wurden gestrichen und die textlich mehrsprachige Kommunikation wurde auf eine deutsche Fassung reduziert: so wurde mit einem Streichquartett, dazu ein Cembalo, zwei Blockflöten und einen szenisch integrierten Sprecher gearbeitet. Kompositorisch schuf Martin Derungs eine neue Musik “TemPest Fragmente” als Basis für die Integration der früheren Musik wie bereits bei der ersten Idee für 2010.
Alle diese Änderungen brachten es mit sich, dass aus einer ursprünglichen Bühnenfassung von 27 Personen trotzdem eine vollwertige, kompaktere Kammertheater-Produktion mit 7 Personen möglich wurde – richtig für den Saal im Zürcher Kulturzentrum ‘Debattierhaus’ KARL DER GROSSE.
Zum Inhalt: Der alleinerziehende Vater Prospero mit seiner Tochter Miranda sind auf unbestimmte Zeit auf einer Insel verbannt. Für alle Fälle erzieht er sie in seinem Sinne und bereitet sie vor auf Lebensfähigkeit und Lebenshaltung. Seine Magie im Umgang mit dem Leben eröffnet ihm und ihr eine weitere Zukunft. Was sie ihnen bringen wird, zeigt sich erst – bereit sein ist schon etwas. Neue Textfassung von Gian Gianotti auf der Basis von William Shakespeare Tempest.
Zur Musik: Matthew Locke Tempest – kurze und radikale Formulierungen seelischer Zustände – definiert im musikalischen Konzept die Grundenergien in Bezug auf das Thema. Der Variationensatz von Franz Schubert Der Tod und das Mädchen stellt Fragen nach der Endlichkeit des Seins. Purcells Chaconne sucht die unendliche Transzendenz, während die TemPest-Fragmente von Martin Derungs die menschlichen Konflikte neu beleuchten.
Musik
Matthew Locke: Tempest (Instrumentalmusik, 1667)
Henry Purcell: King Arthur (Chaconne, 1691)
Franz Schubert: Der Tod und das Mädchen (Streichquartett, Andante con moto, 1826/31)
Martin Derungs: TemPest Fragmente (UA)
Pacific Quartet Vienna: Yuta Takase (Japan), Violine Eszter Major (Schweiz), Violine Chin-Ting Huang (Taiwan), Viola Sarah Weilenmann (Schweiz), Violoncello
Gian Gianotti, Text und Einrichtung
Aufführungen in Zürich, KARL DER GROSSE, Samstag 6. Juli 20.00 Uhr, Sonntag 7. Juli 11.30 und 20.00 Uhr – Einführung jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn Eintrittspreise: 50.—Fr. Ermässigte für Studierende 30.—Fr.
Sehen Sie die Uraufführung der Fassung 2010 im Theater Winterthur >>> TemPest 2010
Mit besonderem Dank an:
Kultur Stadt Zürich prohelvetia ERNST GÖHNER STIFTUNG Secure Data Innovations AG Artephilia Stiftung
Zuger Kulturstiftung Landis&Gyr Kanton Zürich FACHSTELLE KULTUR
Libretto von Gian Gianotti für die Nach-Realisierung der Semi-OperThe Tempestvon Matthew Locke (1621-1677), mit neuen Kompositionen von Saskia Bladt und Martin Derungs Ein Theater-Konzert weit nah bei William Shakespeare “Der Sturm”
Matthiew Locke (1621-1677)
The Tempest
Semi-Oper (UA 1673) nach William Shakespeare, Der Sturm (UA 1611)
Uraufführung: Theater Winterthur, 8. Mai 2010, zweite Vorstellung am 9. Mai
Weitere Vorstellungen in Zürich im Oktober 2010 mussten leider abgesagt werden.
Die Wiederaufnahme ist geplant für Juni/Juli 2013. Siehe dazu >>> TemPest WA
TemPest Ein Theater-Konzert über das Sich-Finden und Los-Lösen des Menschen auf seinem Lebensweg, weit nah bei William Shakespeare “Der Sturm”
Steckbrief – 4 Sänger/innen des „Vokalensemble Zürich”
– 20 Musiker des Zürcher Barockorchesters
– Schauspieler, Schauspielerin und Tänzer für die Rollen von Prospero, Miranda und CaliPan/Ferdinand
– Kompositionswerkstatt: Barockmusik aus England und neue, zeitgenössische Musik
– Szenisches Konzert
Mitwirkende, neue Kompositionen: Saskia Bladt
Martin Derungs
Leitung: Matthias Weilenmann, Musikalische Leitung Gian Gianotti, Inszenierung
Katrin Sauter, Mitarbeit Regie Peter Siegwart, Leitung Vokalensemble Zürich Rolf Derrer – Licht/Szenografie Eduardo Santana – Bild Barbara Wirz – Bekleidung
Projektleitung: Gesamtleitung: Matthias Weilenmann Produktionsleitung: Thomas Rainer, ALLEGRA – Agentur für Kultur, Mannheim, Tel- +49 621 832 12 70 info@allegra-online.de
Monika Baer, Violine Markus Bernhard, Violone Martina Bischof,Viola Rosario Conte,Theorbe Luca Fiorini,Viola Aina Hickel,Violine Christian Hieronymi, Cello Margarete Kopelent, Orgel Sibille Kunz, Blockflöte Susann Landert,Fagott Heidi-Maria Makkonen, Violine Linda Mantcheva,Cello Malina Mantcheva, Violinen Eveleen Olsen,Violine Olivia Schenkel, Violine Jermaine Sprosse, Cembalo Renate Steinmann, Violine, Konzertmeisterin Andel Strube, Blockflöte Sarah Weilenmann,Cello Salome Zimmermann,Violine
Zum Inhalt: Prospero hält Rück- und Vorschau auf seine Lebenszeit und auf die Chancen seiner Tochter Miranda. Vor 15 Jahren hatte er sich als Herzog von Mailand aus dem politischen Leben zurückgezogen, um sich der Magie der Lebenswahrnehmung, Lebensgestaltung und der Erziehung seiner Tochter zu widmen. Auf seiner Existenz-Insel ist ihm der Luftgeist Ariel zu Diensten, Caliban/CaliPan muss in seiner körperlichen Kraft gezähmt werden. Nun will er seine Tochter Miranda ins eigenständige Leben begleiten.
Ariel richtet die Abläufe und Begegnungen nach Prosperos Wunsch ein. CaliPan hat eigene Interessen. Miranda reift in ihrer Liebesfähigkeit. Prospero erhält seine alte Macht wieder und gibt sie der nächsten Generation weiter. Die Endlichkeit des Vaters ist der Beginn des Lebens der Tochter. Miranda beginnt ihr Spiel.
Shakespeare liefert uns die Idee des Generationenwechsels in seinem faszinierenden Spätwerk “Der Sturm”.
Zum Projekt: Zur Musikfassung von Matthew Locke und zur neuen Edition 2010
„The Tempest”, komponiert um 1670, gehört zu den wichtigsten Semi-Operas in England. Basierend auf der Theatervorlage von William Shakespeare entstand in der Mitte des 17. Jahrhunderts ein neu zusammengestelltes Libretto, das die Basis des Werkes von Matthew Locke wurde. Matthew Locke, Hofkomponist und Lehrer von Purcell, schrieb den größten Teil der Musik, und lud verschiedene Komponisten ein, sich am Werk zu beteiligen: John Banister, Pelham Humfrey, Pietro Reggio, John Hart, Giovanni Battista Draghi. So entstand wie oft in der Zeit ein facettenreiches Gemeinschaftswerk. Ein weiteres Merkmal vieler Semioperas bestand in der Verbindung von gesprochenem Text mit Musik, Gesang und Tanz. Dieses Zusammenspiel der Sparten wurde für die Neuedition 2010 beibehalten.
Historische Öffnung Das Prinzip der “Komponistenwerkstatt” hat uns dazu bewogen, das ursprüngliche Konzept ins Heute auszuweiten: Saskia Bladt und Martin Derungs komponieren neue Interventionen und prägen so das Projekt Alte und Neue Musik. Diese Weitungen nehmen direkten Bezug auf die historische Situation: Saskia Bladt schreibt eine charakterisierende Musik für die Insel/Ariel und für Miranda, während Martin Derungs Wort- und Gedankenfetzen des neuen Librettos aufnimmt, überhöht und damit eine den Zeitverlauf gliedernde Interventionsebene schafft.
Die Neufassung und Inszenierung Locke kürzte die Textfassung von Dryden, Davenant und Shadwell bis zur Shakespeare-Unkenntlichkeit und spielte mit den neuen Möglichkeiten der barocken Bühnentechnik. Nach der Schliessung der Theater durch die Puritaner (1640-58) wurden auch in England die geschlossenen Innenräume für das neue Theater entdeckt und definiert. Das Libretto von Gian Gianotti besinnt sich „ganz weit nah“ auf Shakespeare und verbindet die integralen Musikteile in ihrer originalen Reihenfolge. So entsteht ein szenisches Konzert über das Sich-Finden und Los-Lösen des Menschen auf seinem Lebensweg.
In der Abgeschiedenheit seiner Lebens-Insel und hoffend, dass das Leben aus mehr besteht als nur aus Machtintrigen und Ränkespielen versucht ein Vater mit Hilfe der „lebensmagischen Sensibilität“ seine Tochter mit neuen, höheren Fähigkeiten auszustatten, damit sie als nächste Generation das Leben und die Weltgeschicke unabhängiger und freier gestalten kann. Sein Charakter prägt seine Tochter und bringt sie dazu, sich von ihm abzugrenzen und ihren eigenständigen Weg zu finden.
(Gian Gianotti, April 2010)
Norbert Kentrup (Prospero), Anja Tobler (Miranda)
TemPest – Vorläufige Termine … Premiere der Uraufführung Samstag 8. Mai 2010, 19.30 Uhr im >>> Theater Winterthur
Sonntag 9. Mai 2010, 19.00 Uhr im >>> Theater Winterthur Einführung ab 18.45 Uhr
weitere Vorstellungen Freitag 15. Oktober 2010, 20.00 Uhr im Theater Rigiblick, Zürich
Samstag 16. Oktober 2010, 20.00 Uhr im Theater Rigiblick, Zürich
Sonntag 17. Oktober 2010, 17.00 Uhr im Theater Rigiblick, Zürich
Siehe: >>> Theater Rigiblick, Germaniastrasse 99, 8044 Zürich
Aufgrund einer plötzlichen und schweren Erkrankung des Hauptdarstellers Norbert Kentrup mussten diese drei Vorstellungen von „TemPest“ vom 15.-17. Oktober im Theater Rigiblick Zürich abgesagt werden. Die Vorstellungen in Zürich wurden 2013 in einer Wiederaufnahme nachgeholt: >>> Link zur WA
Norbert Kentrup hat in seinem Buch “Der süsse Geschmack von Freiheit” (KellnerVerlag, 2018) über diese Erfahrung geschrieben. Daraus:
>>> Auszug zur TemPest – DIE IDEE IST DER WEG
Das Projekt Das Musikkollegium und das Theater Winterthur haben der Förderung von Kindern und Jugendlichen im Bereich Musik, Theater und Kreativität einen nachhaltigen Impuls verliehen. Angesprochen waren alle Schülerinnen und Schüler der Stadt und der näheren Umgebung von Winterthur.
DieGrundidee des Projektswar ein pädagogisch–kreativer Ansatz, welcher erlaubte,Kinder und Jugendliche von der Volksschule bis zur Maturität, sich in die Entstehung eines gemeinsamen Bühnenwerks zu integrieren.
Der Prozess begann im Frühjahr 2008 bei der Entwicklung einer Geschichte, die in einem nächsten Schritt dramatisiert und bis zu den Aufführungen umgesetzt wurde.
Auch die bühnentechnische Realisierung wurde weitgehendst von den Schülern und Schülerinnen mitdefiniert, die theaterfachlich begleitet und geleitet wurden. Die Uraufführung des Bühnenwerkes fand im Mai 2009 im Theater Winterthur statt.
Über 900 Kinder waren daran beteiligt, sowohl aus Einzelinteresse als auch im Klassen- oder Schulhausverband organisiert.
Assistenz, Theaterpädagogische Betreuung, Mitarbeit Organisation Katrin Sauter Vera Bryner
ZHdK Studiengang Theaterpädagogik, Gruppen und Klassenbetreuung: Marcel Grissmer Simone Haungs Eva Heissenhuber Lucas Keist Thea Rinderli, Praktikantin Mira Sack, Leitung Marcel Wattenhofer, Leitung
sowie alle Lehrerinnen und Lehrer der teilnehmenden Schulklassen, resp. Schulhäuser
DAS PROJEKT –Die Idee Zwei “Geschichten-Erfindungsklassen” schrieben zuerst Aufsätze mit Inhalten, die sie gerne auf dem Theater zeigen möchten. Daraus wurden vier Grundideen herausgenommen und einer “Librettoklasse” vorgelegt. Diese arbeitete mit einer “Poesieklasse” zusammen, die einzelne Textpassagen für Arien und Lieder umschrieb – und das Projekt erhielt den Namen: FEALAN. Der Inhalt des sich verändernden Librettos wurde immer wieder den Erfindungsklassen vorgelegt. Betreut wurden diese Schritte vonPaul Steinmann. Zuletzt wurde das Libretto noch sprachlich koordiniert.
Nach diesem Prinzip wurde danach auch die Musik von den Kindern in Begleitung von Andreas Nickdefiniert, komponiert und für das Orchester des Musikkollegiums Winterthur MKW eingerichtet.
Alles was dann auf der Bühne stattfand wurde von den Kindern geschrieben, definiert, vertreten, dargestellt und gesungen. Die Erwachsenen haben sie “nur” begleitet und unterstützt. Und sie haben alle mit dem Publikum gestaunt, welche fast nicht zu bändigende Kraft und Energie in 800 Kindern und Jugendlichen steckt, die sich ein Jahr lang unter anderem auch mit Theater beschäftigen können. 360 davon sind an ihre Grenzen gegangen und haben in den vier Vorstellungen alles gegeben und gespielt: Schüler und Schülerinnen, Lehrpersonen, Polizisten, Wächter, Elfen, Blumen, Schmetterlinge, Kröten, Wände, Winde und Wasser, Macht und Ohnmacht, Paparazzi, Journalisten, Choristen und im Ouvertüre-Orchester.
Das Prinzip der Arbeit war, dass alle Kinder ihre Ideen, eingebrachten Formulierungen, Klänge, Formen, Farben, Bewegungen auf der Bühne wieder vorfinden sollten: daraus wurde eine farbige Welt, eine grosse Kundgebung für die Freundschaft und Menschlichkeit. Das Publikum, die Familien, die Lehrer/innen und die Schulbehörden haben es ermöglicht. Und sie haben es wahrgenommen.
Die Aufführungen – 2009 Freitag 8. Mai 11.00 Uhr – interne GP für alle Beteiligten
Samstag 9. Mai 2009 17.00 Uhr – Premiere, Uraufführung
Weitere Vorstellungen – Sonntag 10. Mai 11.00 und 15.00 Uhr
Die Arbeitsbereiche Das Projekt gliederte sich nach verschiedenen Arbeitsbereichen, die zeitlich gestaffelt waren und verschiedenen Altersgruppen erlaubten, sich nach eigener Vorliebe sinnvoll in die Produktion einzubringen. Der damit verbundene Arbeitsaufwand für die Schulklassen war je nach Arbeitsbereich und Anzahl teilnehmender Klassen und Kinder variabel. Die Langfristigkeit und die auf Integration ausgerichtete Vielfältigkeit des Projektes war Teil des Konzeptes. Alle Leitungspersonen und beteiligten sowie unterstützenden Organisationen wurden vom breiten Interesse regelrecht überrumpelt. Sowohl der innere wie auch der öffentliche Erfolg waren enorm.
Konzept und künstlerische Leitung: Andreas Nick, Komponist und Dozent ZHdK
Projektleitung: Marco Müller, Jugendbeauftragter Musikkollegium Winterthur
>>> Die Dokumentation (mit Pressetext) Das ganze Projekt wurde übers Jahr von einer Filmequippe von >>> EYE MIX Zürichbegleitet. Die Dokumentation wird am 11. September 2009 erstmals morgens für die beteiligten Kinder und abends für die beteiligten Familien und Freunde imTheater Winterthur im Rahmen des TheaterjubiläumsTW30gezeigt. Am Sonntag 13. September findet die Erstausstrahlung in der Sendung >>> KLANGHOTELdesSchweizer Fernsehens SFstatt. Die Regie der Dokumentation führteRegula Tobler.
Angesichts der vielen Kinder und Personen, die am Projekt beteiligt waren, wurde FEALAN von der lokalen Presse stark begleitet.
Über die ganze Vorbereitungszeit erschienen mehrere Artikel und Gespräche im MedienpartnerWinterthurer Stadtanzeiger.Sie können diese Seiten hier als pdf einsehen:
Und das auch noch – zum Abschluss! DIE AUSZEICHNUNG junge ohren preis 2009 in der Kategorie “Best Practice”
Aus der Jury-Begründung: “Ein Grossprojekt, das in beispielhafter Weise aktivierend ist. Die Arbeit in einem professionellen Setting mit dem Musikkollegium Winterthur kann als ‘once in a livetime experience’ bezeichnet werden, die nicht nur durch drei ausverkaufte Aufführungen, sondern auch durch einen nachhaltigen Bezug zum Musiktheater belohnt wird.”
Prof. Dr. Ingrid Allwardt, Geschäftsführerin netzwerk junge ohren
Berlin, den 1. Dezember 2009
Partita 3 in E-Dur BWV 1006, Sonata 1 g-Moll BWV 1001, Partita 2 in d-Moll BWV 1004
Sowie weitere Werke im Kontext von Dieupart, Couperin, Lebègue, Rameau, Biber, J. S. Bach, Corelli, Molique, van Bruyck, Brahms, Raff u.a.
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Monika Baer, Violine
und Michael Biehl, Tasteninstrumente Rosario Conte, Laute, Theorbe Regula Maurer, Violoncello
Lénaïg Guégan, Tanz
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Gian Gianotti, Projekt, Bühne und Inszenierung Dominik Sackmann, Dramaturgie Wilfried Potthoff, Beleuchtung
Mit der Mitarbeit der Technik und der Verwaltung des Theaters Winterthur
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Szenische Einrichtung für die grosse Bühne
Theater Winterthur
Freitag 27. Mai 2005, 19.30 und Sonntag 29. Mai, 17.00 Uhr Einführungen jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn
Sonntag 29. Mai, 14.30 Uhr „Einführung in die Violin-Sonaten und –Partiten, sowie zur Entstehung und Wirkung der gespielten Werke“ ein Vortrag von Dr. Dominik Sackmann, im Theater-Foyer
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Das Projekt wurde unterstützt von der Ernst Göhner Stiftung Zug und von der Kulturstiftung Winterthur
Diese Aufnahmen von Monika Baer und aus der Generalprobe vom 26. Mai 2005 können frei verwendet werden. Wir bitten Sie, die Bilder mit theaterforum.ch/Bach 1720 zu bezeichnen.
Das Programm
Partita E-Dur BWV 1006 Preludio
Charles Dieupart (+1740): Quatrième Suite e-Moll, Allemande (Cembalo/Ensemble)
Loure
Gavotte en Rondeau
François Couperin (1668–1773): Pièces de Clavecin, Second Livre,
Douzième Ordre (1717), „Les Jumèles“ (Cembalo)
Menuett I und II (mit einer Violoncello-Begleitung, die der Klavierbegleitung von Robert Schumann nachempfunden ist)
Nicolas-Antoine Lebègue (1631?–1702): Second Livre de Clavessin (1687),
Petite Chaconne (gespielt auf Cembalo und Laute)
Bourrée
Rosario Conte: Lautenimprovisation
Gigue
Jean-Philippe Rameau (1683–1764): Aus der Oper „Dardanus“ (1739), Chaconne
Louis Couperin (+1661): „Chaconne ou Passacaille“ (Cembalo)
Heinrich Ignaz Franz Biber: Passacaglia (Violine)
Einspielung: Johann Sebastian Bach, Aus der Kantate BWV 29 „Wir danken dir Gott, wir danken dir“, Sinfonia D-Dur
Sonate g-Moll BWV 1001
Adagio kombiniert mit
– Arcangelo Corelli (1653-1713): Sonata op. 5 Nr. 5, Adagio
– Begleitung von Bernhard Molique
– Bearbeitung von Carl Debrois van Bruyck
Fuge kombiniert mit der Fuge für Laute BWV 1000
Presto in der Bearbeitung von Carl Debrois van Bruyck: Fuge (Cembalo)
J. S. Bach: Suite für Violoncello G-Dur BWV 1007, Menuett I und Menuett II
J. S. Bach: Suite für Laute g-Moll BWV 995, Sarabande
Presto
Einspielung: Johann Sebastian Bach, 4. Ouvertüre BWV 1069, Réjouissance
J.S. Bach: Passacaglia für Orgel BWV 582 (Laute und Cembalo)
Partita d-Moll BWV 1004
Allemanda
Johannes Brahms: Studie für Pianoforte WoO 6 Nr. 5 (Klavier)
J. S. Bach: Suite für Violoncello d-Moll BWV 1008, Courante
Joseph Joachim Raff: Chaconne (Klavier)
Sarabanda
Joseph Joachim Raff: Chaconne (Klavier)
Giga
Chaconne
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Zur Erklärung der verwendeten Schriften auf dieser Seite:
Fette Titel: Sätze aus den Violinsonaten und –partiten Kursive Angaben: Bearbeitungen einzelner Sätze aus Bachs Violinsoli aus dem 19. Jahrhundert Normale Schrift: Weitere Werke von Johann Sebastian Bach und anderen Komponisten
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theaterforum.ch Zum Projekt 2005 Bach 1720
Gian Gianotti
Die Bachforschung sagt, dass der Tod der Maria Barbara Bach im Jahr 1720 keinen Einfluss hatte auf die Komposition von Johann Sebastian. Zu der Zeit zwischen Mai und Juli war er in Karlsbad mit seinem Fürsten Leopold von Köthen mit den Sonaten und Partiten für Violine Solo im Gepäck (und sehr wahrscheinlich auch im Repertoire). Als er zurückkam, war seine Frau tot und begraben und er blieb zurück mit vier Kindern, Catharina Dorothea (12), Wilhelm Friedemann (10), Carl Philipp Emanuel (6) und Johann Gottfried Bernhard (5). Die Forschung sagt, der Einschnitt, die Irritation sei nicht zu “merken”, sei also wissenschaftlich nicht feststellbar.
Seine Frau und Weggefährtin über bessere und schlechtere Zeiten, die knapp 30-jährige Mutter (mit mindestens 6 Schwangerschaften inkl. Zwillingen), sei ohne irgendwelche Vorzeichen gestorben, Johann Sebastian sei für die Nachricht nicht erreichbar gewesen. Sie lebte Solidarität und Kollegialität, nicht nur in der Betreuung der Kinder und der Schüler, die wie die eigenen Kinder im Haushalt lebten und ihre Position hatten.
Und wenn die Forschung recht hat, und ‘beweisen’ kann, dass aus den Kompositionen keine Bruchstelle abzuleiten ist und Johann Sebastian Bach somit der Tod seiner ersten Frau keinerlei Lebenshemmung oder Motivationsverzögerung eingebracht habe … dann will ich vermuten dürfen, dass irgendetwas in den Forschungsunterlagen fehlt, was ihn zum Menschen macht: “verloren gegangene” Noten, Briefe, Äusserungen … oder es fehlt noch in der wissenschaftlichen Wahrnehmungsfähigkeit, dass er in den Kompositionen eben doch formuliert hat: Freude und Trauer, Freundschaft und Sehnsucht, Geborgenheit und Stütze – und womöglich erst dadurch – diese auch hat vermitteln können: Musik als Lebensbewältigung.
Mich interessiert eben diese Sehnsucht und dieser Schmerz in seinen Kompositionen in dieser unmittelbaren Zeit …und was ist nicht alles verloren gegangen! Nicht unbedingt wissenschaftlich interessiert mich das, sondern künstlerisch und menschlich, im besten Fall intuitiv: wie hat der 35-jährige bei seiner Ankunft in Köthen reagiert? Was war diese Todes-Erfahrung? Seine nächsten grösseren Kompositionen waren die Cellosuiten (BWV 1007 – 1012), etwas später die Partita für Flöte in a-Moll (BWV 1013), wiederum eine Beschäftigung in die Tiefe eines Solo-Instrumentes und nicht in die äussere Wirkung eines Grossauftrittes. Welche Gedanken und Gefühle hat er pflegen können, welche verdrängen müssen, und wie haben sie sich in Musik und Leben geäussert? Wie viele “Tode” starb Maria Barbara im Geist von Johann Sebastian Bach, bis sich sein “normales Leben” wieder einstellte und er sich an neuem Ort neuen Herausforderungen stellen konnte? (Bewerbung für Hamburg, die Komposition der Brandenburgischen Konzerte 1721 BWV 1046 bis 1051, die Wiederheirat im Dezember 1721, dann Bewerbung und Anstellung in Leipzig 1723) … Was geschah mit ihm, mit seiner innersten Lebensmotivation und Ausrichtung? Aus den Noten und Unterlagen “können wir es nicht erfahren” was können wir zwischen den Noten, Notaten und Zeilen lesen? Was können, müssen wir uns vorstellen … oder mindestens wonach könnten oder müssten wir noch suchen?
Lesen und hören wir seine Musik heute, dann erfahren wir mehr Lebenshaltung als aus jeder Protokollierung einer Freude oder eines Schmerzens – aber anders formuliert, künstlerisch, musikalisch, “verwandtschaftlich” von Mensch zu Mensch, von Seele zu Seele … so haben wir (rein theatralisch!) die Tode der Lebens-Tänzerin erfunden und beschäftigen uns mit Phänomen und Bedeutung von Bach 1720:
Ein Werk und dessen musikalische Wirkung als künstlerische Haltung.
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Begleitung: >>> Vortrag Dominik Sackmann– pdf, 10 Seiten
Warum komponierte Bach die Sonaten und Partiten für Violine solo BWV 1001 – 1006 ? >>> Programmheft Druckfassung– pdf, 21 Seiten Inhalt: 12 Das Programm 13 Die Beteiligten 14 Gian Gianotti – Zum Projekt 2005: Bach 1720 15 Dominik Sackmann, Warum komponierte Bach die Sonaten und Partiten für Violine solo BWV 1001 – 1006 ?
14 Leben und Werk von Johann Sebastian Bach
16 Johann Sebastian Bach, Daten zu Leben und Werk
18 Franz Rueb, aus: 48 Variationen über Bach
20 Neuere Bibliographie zu Johann Sebastian Bach, Literaturhinweise
21 Dank, Inhalt, Impressum
Aufführungsbilder: Gian Gianotti, theaterforum.ch / Bach 1720
Verschiedene >>> Autoren und Komponisten Gian GianottiTextzusammenstellung und Matthias WeilenmannMusikalische Auswahl und Koordination
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“Ein Hort, dahin ich immer fliehen möge”
Grafik: Roger Staub
Eine musikszenische Einrichtung mit Texten zum Sicherheits- und Schutzdenken in der Schweiz
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Das offizielle Kulturprogramm von SH-500 und ZH-650 Jahre in der Eidgenossenschaft
Eine Produktion von theaterforum.ch in Zusammenarbeit mit dem Verein Sommertheater Schaffhausen 2001
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Premiere: 12. August 2001, 20.00 Uhr im MUNOT, Kasematte – Schaffhausen
Weitere Aufführungen in Schaffhausen: 16., 17., 19., 23., 24., 25., 26., 30., 31. August, 7., 8., 9. September 2001
Vorstellungen in Uster, Reformierte Kirche: 5. und 6. Oktober 2001 Vorstellungen in Zürich, Musikkonservatorium Florgasse: 19. und 20 Oktober 2001 Vorstellungen im Theater Winterthur: 15. und 16. November 2001
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“Ein Hort, dahin ich immer fliehen möge”
Ein Theaterprogramm zum Sicherheitsdenken der Schweiz, im Rahmen der Feierlichkeiten zu „Zürich 650 und Schaffhausen 500 Jahre Beitritt zur Eidgenossenschaft”
Die Beteiligten
Matthias Weilenmann – Musikalische Konzeption und Leitung Gian Gianotti – Projektleitung, Ausstattung, Inszenierung Martin Derungs – Musikdramaturgie mit Matthias Weilenmann
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Barbara Wirz – Kostüme Rolf Derrer – Beleuchtungskonzept
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Felix Pletscher –Technische Leitung Christine Schneider – Presse Roger Staub – Grafik, Plakat Bruno Bührer – Fotografie
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Musiker, Musikerinnen Monika Baer
Julian Behr
Nicola Cumer
Jessica Horsley-Marshall
Mario Huter
Felix Knecht
Giuseppe Lo Sardo
Katharina Lugmayr
Dagmar Weilenmann
Martin Zeller
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Gesang Tino Brütsch
Martina Fausch
Kelly Landerkin
Michael Raschle
Akira Tachikawa
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Schauspielerin Monika Dierauer
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Chor Rosmarie Asal
Angela Bänteli
Julia Bolli
Verena Erne
Dorothee Fürer
Lenz Furrer
Rosmarie Gansner
Hilla Genther
Kaspar Hauser
Susanne Hyla-Eggenberger
Adèle Lukácsi
Anna Mastrobuoni
Walter Rüegg
Gina Sparano
Eleonore Strehler
Elvira Volpe
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Technik Urs Ammann
Fabian Amsler
Felix Pletscher
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Mitarbeit Kostüme und Fahnen: Nicole Styger, Walter Wirz
Technik: Delux Zürich, Thomas Brunold, Isabel Lehmann, Florian Spühler
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Projektgruppe Schaffhausen Richard Meier, Roger Staub, Matthias Freivogel, Gian Gianotti
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“Ein Hort, dahin ich immer fliehen möge”
Musik-Szenische Einrichtungen mit Texten zum Sicherheits- und Schutzdenken in der Schweiz
Ein offizielles Kulturprogramm zu den Feierlichkeiten SH-500 und ZH-650
Als damals die Regionen und Städte zusammenfanden war das ein Zeichen einer Suche nach Sicherheit, nach Stärke und Zukunft. Die Gründe sind so vielfältig wie deren Deutungsmöglichkeiten. Unter diesem Titel, einem Zitat aus der 9. Motette von Heinrich Schütz, wollten wir einige Hauptaspekte thematisieren und sie in verschiedene Kontexte stellen.
Nach der Uraufführungseinrichtung in der Kasematte im Munot möchten wir dieses Thema und Programm auch in anderen Räumen angehen. Unter der jeweiligen Bedeutung des Ortes verändern sich Aussage und Wahrnehmung, auch wenn die Programmfolge dieselbe bleibt. Was wird anders? Die ganze Rezeption. Im sakralen Kontext in Uster werden die Aussagen unwillkürlich vermehrt unter dem religiösen Aspekt assoziiert, und die Musik, sowie das gesprochene Wort werden im Konzert- und im Schulungsraum wieder ganz anders “klingen”. Auf der Theaterbühne wird die naturalistisch-räumliche Konfrontation mit dem Munot wegfallen, dafür wird sich die theatralische Dimension vorschieben. Die militärische Propaganda wird in der Kirche anders als im Konzertraum “auffallen”. Ebenso die Ode, die Poesie, die Hoffnung, die Ohnmacht, die Sehnsucht.
Das Thema Sicherheit wollte also nicht allein militärisch, kirchlich, musikalisch oder theatralisch angegangen werden, sondern sensibler und mehrschichtig nach der Orientierung des Menschen in seiner inneren militärischen, kirchlichen, musikalischen oder theatralischen Psyche, Interessenslage oder Wahrnehmungsfähigkeit. Sicherheit ist nicht eine Tatsache, nicht ein sicheres Kapital und auch nicht unveränderbar. Sicherheit verändert sich täglich, stündlich und mit jeder Begegnung, mit jeder Umstimmung der inneren Gefühlslage, mit jeder Kommunikation und Perspektive. Ein barscher Befehlston oder eine angenehm-freundschaftliche Stimme verändern die Sicherheitslage einer Person und damit das Sicherheitsbedürfnis einer Nation.
Das Programm “Ein Hort, dahin ich immer fliehen möge” möchte verschiedene Seiten dieses Bedürfnisses skizzieren. Wir suchten verschiedene Facetten der persönlichen Sensibilität im Umgang mit dem Schutz- und Sicherheitsbedürfnis. Jede menschliche Erfahrung definiert wieder andere Bedürfnisse. Im offenen Krieg, im persönlichen Bunker, im aufklärenden Gespräch, im achtsamen Umgang mit Mitmenschen und Umwelt … und warum nicht: auch im härtesten und gleichzeitig friedvollsten Probenstadium eines Kulturprojektes, bauen wir uns unsere jeweils ganz individuellen Sicherheitsstrukturen. Einige Eckwerte, die wir uns für die Zusammenstellung dieses Programms vorgenommen haben sind genannt und werden mit der Auswahl der Aufführungsorte unterstrichen. Die einen konkurrenzieren die anderen, andere potenzieren sie. Sie sollen nebeneinander stehen können.
Das theaterforum.ch wurde gegründet, um die Kultur- und Kunstsparten mittels Theaterkommunikation nebeneinander anzuschauen und zu studieren. In der Vision werden diese Grundsätze festgehalten. Wir leben mit dem progressiven Definitionspotential unserer Arbeitsweise. Dass wir uns dieses Jahr mit dem Verein Sommertheater Schaffhausen zusammen gefunden haben ist als grosser Schritt zu betrachten: In einer Koproduktion gehen wir auch in der Umsetzung unserer Visionen weiter. Was sich vor uns auftut ist nicht “nur” ein Weg, es ist eher ein Platz. Unter Agoraphobie leiden wir nicht, vor grossen Plätzen schützen wir uns in der Erkundung ihrer Möglichkeiten und Dimensionen: friedvoll und aktiv, vor allem neugierig, herauszufinden wo die Zusammenhänge sind, wo die Grenzen.
Vor einigen Tagen ist ein kurzer Text von Nostradamus herausgestrichen worden, eine Vorsehung, die wir als mögliche Dimension der Erkundung haben wollten. Wir sind davon abgerückt, weil wir die Vorsehung zugunsten der Vorsicht aufgegeben haben: Bei richtiger Vorsehung, zum Beispiel einer Katastrophe, trifft die Katastrophe ein, richtige Vorsicht kann sie womöglich umgehen, umschiffen, umfahren, oder … spielerisch-leicht “um-singen”.
Gian Gianotti
30. Juli 2001
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Das Projekt und die Autoren
• Die Schweiz als Zufluchtsort oder Insel, empfangend oder abwehrend. Suche nach Schutz, Sicherheit und Identität in vier verschiedenen Strukturen zum Schutz des Lebens, des Geistes, der Erziehung, der Kultur.
Das theaterforum.ch Zürich präsentiert in Koproduktion mit dem Sommertheater Schaffhausen ein musikszenisches Programm mit Kompositionen von Hildegard von Bingen (Kyrie 69), Ludwig Senfl (Geistliche Lieder), Heinrich Schütz (Geistliche Chormusik) und Samuel Scheid (Cantiones sacrae) kontrapunktiert von Neukompositionen von Martin Derungs und Fabian Neuhaus. Textezur Suche nach Sicherheit und Geborgenheit aus literarischen und politischen Publikationen des 16. Jahrhunderts und der Gegenwart von Jürg Amann, Albert Bachmann, Hermann Broch, Luisa Famos, Erich Fried, Erich Fromm, Georges Grosjean, Henri Guisan, Karl Kraus, Heinrich Leuthold, Martin Luther, Gabriela Mistral, Friedrich Nietzsche, Arnold Ott, Pier Paolo Pasolini, Rainer Maria Rilke, Leonardo da Vinci.
• Eine dramaturgische Zusammenstellung zu den Liedern, Motetten und Neukompositionen.
Das Projekt wird szenisch für vier verschiedene Räume ortsspezifisch neu eingerichtet und gespielt. Der erste Ort ist der Munot in Schaffhausen, der zweite die reformierte Kirche in Uster, der dritte die Musikhochschule in Zürich und der vierte Ort das Theater Winterthur, am Stadtgarten. Jede Aufführungsserie gilt wieder als eine neue Einrichtung.
Munot Schaffhausen Der Munot in Schaffhausen, 500 Jahre nach dem Eintritt in die Eidgenossenschaft und kurz vor dem Ausbau der Festung am Emmersberg zum Munot. Mit dem Dreissigjährigen Krieg zog die erste wirklich grosse Konfrontation übers Land, gegen die mit der Festung Abwehrwille und –fähigkeit dokumentiert werden wollte. Hätten sich die Schaffhauser und die Eidgenossen damals wirklich verteidigen müssen, wäre der Bau, nach Plänen und Gedanken von Albrecht Dürer, bereits von der kriegerischen Technik überholt gewesen. Gedanklich und militärisch wurde die Einbunkerung damals und immer wieder definiert als: “Ein Hort, dahin ich immer fliehen möge”.
Aufführungen: 12. August (Premiere)
16., 17., 19., 23., 24., 25., 26., 30., 31. August, 7., 8., 9. September
Reformierte Kirche Uster Die reformierte Kirche in Uster. Nach den ersten Präsentationen des Projektes in den Medien in Schaffhausen und in Zürich wurden wir von der Stadtpräsidentin und von der Kulturkommission Uster angefragt, ob das Projekt auch in ihrer Stadt aufgeführt werden könnte. Wir nahmen die Einladung gerne an. Dieser Raum hat historisch-politisch eine relevante Dimension in der Definition unserer ersten schweizerischen Demokratie. Auch das: “Ein Hort, dahin ich immer fliehen möge”.
Aufführungen: 5. und 6. Oktober
Kulturgemeinschaft Uster, KGU .
Musikhochschule Zürich Die Musikhochschule Zürich, ein Haus der Ausbildung zur musikalischen Kunst, zurückschauend und vorwärtsdenkend. Das Projekt soll unter diesem Aspekt angeschaut und gehört werden. Das Haus als Institution steht musikalisch im europäischen und internationalen Kontext und Gespräch. Die Verständigung über die Sprach- und Kulturgrenzen wird täglich gelebt und angegangen. Europäische und/oder auch internationale “Konflikte” müssen hier verbal und affektiv begreifbar werden: “Ein Hort, dahin ich immer fliehen möge”.
Aufführungen: 19. und 20 Oktober
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Theater Winterthur, Hauptbühne Das Theater Winterthur als Idee, Programm und Architektur. Theatralisch wird hier das Projekt nochmals definiert, der künstlerische Wert der Vorlage in der Distanz der Bühne nochmals angegangen. Das ganze Haus wird hier miteinbezogen. Das Theater allgemein und jenes in Winterthur als Gastspielhaus insbesondere besteht als Ort und als Idee nur im internationalen Dialog. Die Offenheit im Umgang mit kulturellen und künstlerischen Eigenheiten ist eine existentielle Grundbedingung für die Konfliktlösungen im Leben. In diesem ideellen Kunstraum soll dieses Thema nochmals gesehen und gehört werden. Auch hier also: “Ein Hort, dahin ich immer fliehen möge”.
Aufführungen: 15. und 16. November
Theater Winterthur, am Stadtgarten
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Presse zum Projekt
Weisse Beflaggung am Munot!
Was tut sich da? Aus dem Inneren der Wehranlage ertönen seit einigen Tagen seltsame Klänge – und heute die Beflaggung in Weiss! Zeichen einer offenen Burg. Mit Theater und Musik wird hier das offizielle Kulturprogramm der Feierlichkeiten von SH-500 vorbereitet. Die weisse Beflaggung soll jetzt schon, 10 Tage vor der Premiere, darauf hinweisen.
Das offizielle Kulturprogramm trägt die sinnige Bezeichnung “Ein Hort, dahin ich immer fliehen möge”. Zusammengestellt wurde es von Gian Gianotti (Idee und Regie) und Matthias Weilenmann (musikalische Leitung). Der Titel stammt aus einer Motette von Heinrich Schütz. Das musikszenische Programm mit Kompositionen von Hildegard von Bingen, Ludwig Senfl, Samuel Scheid und Heinrich Schütz wird kontrapunktiert durch Uraufführungen von Martin Derungs und Fabian Neuhaus. Eingewoben werden Texte zur Suche nach Sicherheit und Geborgenheit aus literarischen und politischen Publikationen des 16. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Beteiligt am Projekt sind 10 Musiker, 5 Sänger/innen und eine Schauspielerin aus Zürich und Basel sowie 16 Laienspieler/innen aus dem Raum Schaffhausen, die als Chor mitwirken. Für die Kostüme ist Barbara Wirz verantwortlich, für das Licht Rolf Derrer, für die Grafik Roger Staub.
Die Uraufführung dieses ganz besonderen Projektes findet am Sonntag 12. August statt. Es wird dann über das Feierwochenende hinaus als Schaffhauser Sommertheaterproduktion an weiteren 12 Abenden noch bis zum 9. September im Munot gespielt. Danach wird die Inszenierung neu eingerichtet für Aufführungen in Uster, Zürich und Winterthur. Gian Gianotti hat bereits vor drei Jahren für das Sommertheater Schaffhausen den Tell in der Stahlgiesserei mit grossem Erfolg inszeniert. Dieses Jahr hat er für sein Projekt diesen faszinierenden und symbolischen Ort gewählt. Man darf mehr als nur gespannt sein!
Eintrittskarten erhalten Sie beim Tourist Office Schaffhausen, 052 625 51 41 oder unterwww.theaterforum.ch
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Erster Premierenbericht: Montag 13. August 2001, SN Schaffhauser Nachrichten, Region
Texte, Klänge und knisternde Stille
Komplett ausverkauft war die Sommertheaterpremiere in der Munotkasematte gestern Abend: eine starke Inszenierung.
Begeisterte Gesichter nach der zweistündigen Aufführung, die alles andere als leichte Kost war. Ein wahrhaft würdiger Abschluss der 500-Jahr-Feier, die schon mit dem gewaltigen Feuerwerk am Samstagabend ihren Höhepunkt erreicht hatte. So riesig war der Aufmarsch gestern Abend zwar nicht mehr, aber die gut 300 Premierengäste auf den drei Tribünen zeigten keinerlei Ermüdungserscheinungen und klatschten das Ensemble mehrmals auf die Bühne. Unter den begeisterten Zuhörern waren der gesamte Regierungsrat und der Stadtrat – bis auf den Stadtpräsidenten, der verhindert war. Die musikalisch-szenische Collage, die Regisseur Gian Gianotti und der musikalische Leiter Matthias Weilenmann zusammengestellt haben, reicht vom «Kyrie» der Hildegard von Bingen bis zu modernen Klängen von Martin Derungs und Fabian Neuhaus. Die beiden Komponisten wurden heftig gefeiert, ebenso die Musiker des Theaterforums Zürich, die den Spannungsbogen stets auf hohem Niveau gehalten haben.
Einen idealeren Ort als die Kasematte als Klang- und Lichtraum hätte man sich kaum vorstellen können. Und Rolf Derrer, der das Gewölbe abwechselnd in kaltes blaues, dann wieder in warmgelbes Licht tauchte, schaffte damit nachträgliche Reminiszenzen an das Jahrhundertfeuerwerk am Samstag. Waren manche Besucher auf die anspruchsvolle Zusammenstellung mit Prosa und Lyrik aus einer Zeitspanne von fünf Jahrhunderten vorbereitet, liessen andere einfach Atmosphäre und Klänge auf sich wirken – mit all den Brüchen, die die Collage hat. Da wechseln sich harmonische Klänge eines Schütz, Scheidt oder Senfl mit den Dissonanzen der Komponisten aus der Gegenwart ab, und im Hintergrund agiert der Vokalchor mit 16 Laien in Kleidung und Filzhüten, die eine Mischung zwischen Mönchskutten und Wehrmännern darstellen (Kostüme: Barbara Wirz).
So wurde die Collage zu einem Exkurs durch Zeiten und Befindlichkeiten, die das Thema Schutz und Trutz, Flucht und Geborgenheit, Geschichte Realität und Utopie in eindringlichen Bildern darstellt. Die Berufsmusiker und Sänger sowie Sprecherin Monika Dierauer sind stets konzentriert ins Geschehen einbezogen und nutzen den Raum optimal. Wer hätte gedacht, dass sich die Kasematte so wunderbar als Konzertraum eignet? Die akustische Qualität war, da waren sich die Besucher einig, hervorragend, und als man am Schluss im Dunklen versank, herrschte knisternde Stille. Die Inszenierung zog selbst das Munotglöcklein mit ein, das Punkt neun zu läuten begann, und das stille Ende im «Kyrie» – so hatte es auch angefangen – setzte starke Eckpunkte, die von musikalischen Pfeilern auf höchstem Niveau gestützt wurden. Nach dem besinnlichen Ende gings zur Premierenfeier auf die mit Lampions beleuchtete Munotzinne, wo auch die Theaterbeiz stets vor und nach den Aufführungen zum Verweilen einlädt. Die roten und gelben Rosen haben die Mitwirkenden für ihre Leistung mehr als verdient. So wird der Munot, wie schon der Stücktitel sagt, zu einem «Hort, dahin ich immer fliehen möge». (E. F.)
Weitere Aufführungen am 16., 17., 19., 23.-26. und 30., 31. August sowie 7.-9. Sept. jeweils 20 Uhr. Sonntags 18 Uhr.
Robert Walser, eine Serigrafie von Heinz Jost, Bern
Robert Walser ASCHENBRÖDEL, 1997
ein Verbindungsprojekt von Musik- und Schauspieltheater
Musiktheater nach Leben und Dramolett von Robert Walser.
Für die Figur “das Märchen” wurde die Form des Schauspiels gewählt. Ein Schauspieler verkörperte sie, die gesprochene Stimme wurde gemeinsam mit einer Violinstimme als musikalische Linie behandelt. Die Inszenierung in der grossen Shedhalle (Rote Fabrik Zürich) führte das Raumexperiment des Babel-Projektes radikal weiter.
6 Vorstellungen in Zürich. Eine theaterforum-interne CD Einspielung.
Der Inhalt Die Lebens- und Werkkonzeption von Robert Walser steht im Zentrum der Beschäftigung mit dem Thema ASCHENBRÖDEL: “das Dienen, das Dienen-Wollen, Dienen-Müssen und das Dienen-Verweigern” als ideelle und praktische Basis für die Sparten, Personen und Mittel. Die Positionierung von Aschenbrödel in ihrem eigenen Lebenskonzept entspricht in eindrücklicher Weise der Lebenskonzeption von Robert Walser als Gehülfe, als Tanner, als Dichter und Briefeschreiber, als Liebhaber … bis hin in die Gespräche, die er mit Carl Seelig bei den Wanderungen geführt hat.
Robert Walser gestaltet das Grimm-Märchen nach seiner Konzeption neu: Aschenbrödel möchte gar nicht Prinzessin werden. Als Prinzessin wäre es ja nicht mehr Aschenbrödel … bis das Märchen auftritt (eine Kunstfigur von Robert Walser) und ihm nahelegt, dass es gar keine Wahl habe, es, das Märchen wolle es so, und das Publikum und alle würden es von ihm erwarten … Aschenbrödel überwindet sich, gibt sich geschlagen und opfert sich, dem Märchen zu Diensten.
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Die Textfassung Robert Walser hat das Dramolett ASCHENBRÖDEL bereits 1900 geschrieben. Inhaltlich und literarisch skizziert er quasi programmatisch seine Lebenskonzeption. Für das Libretto wurde das Dramolett von Gian Gianotti und Martin Derungs nach zeitgenössischen, musikdramatischen Bedürfnissen eingestrichen und in der Szenenfolge umgearbeitet. Die Lebenskonzeption von Robert Walser war dabei eine wichtige Lesart. Obwohl es durchgehend nur aus Originalzitaten aus Robert Walsers Dramolett besteht, ist das Libretto ein neues, eigenständiges, in sich geschlossenes Werk. Wir haben nicht das Dramolett ‘Aschenbrödel’ von Robert Walser realisiert sondern das Musiktheater von mir und Martin Derungs: “Robert Walser ASCHENBRÖDEL”.
Gian Gianotti, Juni 1997
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Der Dank
Stadt Zürich, Kanton Zürich, Pro Helvetia
Fotos: stephan diethelmFotos: Radu Klinger
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Es wurde eine CD-Einspielung des Werkes hergestellt
Textfassung im Booklet
GG: … Aschenbrödel kann eine Primadonna sein, meinetwegen … die die Primadonna aber nicht spielen will!
MD: … sie nimmt sich aber doch verdammt wichtig … (lacht) …
GG: … in ihrer Bescheidenheit! Und was war denn Robert Walser, wenn nicht ein erstklassiger Schriftsteller, sprich Träumer (oder sprich auch Primadonna!), der sich zurückbegab in seine Bescheidenheit, und handkehrum von sich sagen konnte: lch bin einer der sieben besten Schriftsteller der Schweiz … >>> Martin Derungs, Gian Gianotti und Matthias Weilenmann im Gespräch von Andreas Müller-Crepon 3.2.97
Ton – Benno Germann
Inspizienz – Leo Brücker-Moro
Fotos – Fany W. Brühlmann, Christof Hirtler
Grafische Gestaltung – Marc Philipp, Hans-Rudolf Lutz, Stefan Dittli
Projektleitung – Franz Xaver Nager
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Die Besetzung
Wyysi, Hirt auf Surenen – Toni Huber-Albrecht Baschi, sein Knecht – Alois Telli Noldi, sein Handbub – Stefan Gisler
Dr Wältsch, ein Händler – Enzo Filoni Fredi Muheim, Alpvogt – Thomas Baumann-Widmer Sepp Zgraggen, Viehhändler Franz Ettlin
Hansueli Wyrsch, Dorfvogt – Walter Müller Emmi Wyrsch, seine Frau – Anita Schenardi-Arnold Hanni Wyrsch, ihre Tochter – Sandra Arnold Veeri, ihr Sohn – Andri Schenardi
Schorsch, Wildhüter – Felix Schenker Kari Gnos – Heribert Huber Zilli, seine Magd – Zita Albrecht Huber
Pfarrer – Bruno Zurfluh Bärti, Sigrist – Michael Imhof-Gisler Barmherzige Brüder – Richi Tschanz, Roger Arnold Ds Näüzi, Landstreicherin – Martha Telli
Hansi Traxel, Bauer – Beat Wyrsch-Moriggia Reegä, seine Frau – Heidi Hofmann-Arnold Zischgi, ihre Tochter – Simone Hofmann Groosi – Regina Nager-Schmidig
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Drei junge Männer – Andreas Mathis, Thomi Gisler, Daniel Niffeler
Drei junge Frauen – Isabelle Hofer, Brigitte Blunschi, Brigitte Hächler
Lyyni, eine alte Jungfer – Lory Schranz-Gisler Lyysäli, ein Mädchen – Andrea Hofmann Verkäufer – Thomas Müller, Ignaz Walker
Kinder: Claudia, David und Gregor Bär, Michael Schranz.
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Das Orchester
Christoph Baumann, Piano, Leitung Christoph Dienz, Fagott Christoph Gantert, Trompete, Waldhorn Marco Käppeli, Schlagzeug Marie Schwab, Bratsche Jacques Siron, Kontrabass Chris Wirth, Klarinette, Saxophon
Nick Parkin, Studio Tapes
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Allgemeine Mitarbeit Benno Germann (Ton), Leo Brücker-Moro (Inspizienz), Fany W. Brühlmann, Christoph Hirtler (Fotos), Marc Philipp, Hans-Ruedi Lutz, Stefan Dittli (Grafik), Erich Megert (Logistik), Peter Zgraggen (Finanzen), Simona Bossard Bissig, Ruth Gisler, Eva Jauch-Kessler (Sekretariat), Claudia Arnold-Stadler, Ruth Gisler, Eva Jauch-Kessler (Schneiderei), Martin Walker (Leitung Schlosserei), Thomas Gisler (Scherinerei), Claudia Howald, Otmar Bertolosi (Medienbetreuung), Julia Huber, Hans Fussen (Kasse), u.a.
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“Ds Gräis” ein Sagenstoff Ein auf der Alp Surenen tätiger Schafhirt erwirbt auf dem Markt ein junges Lamm aus Italien. Er vergöttert das Tier und vernachlässigt darob seine Hirtenpflichten. Als er das Lamm schliesslich gar tauft, verwandelt es sich in ein schreckliches Ungeheuer (Gräis) dem, Mensch und Vieh zum Opfer fallen. Die Urner züchten daraufhin während sieben Jahren einen mächtigen Stier heran, der von einer reinen Jungfrau auf die verwüstete Alp geführt werden muss. Gräis und Stier gehen im Kampf zugrunde. Auch die Jungfrau kommt um, als sie das Gebot, nicht zurückzuschauen, missachtet.
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Die Szenen
erstes Bild
Unter alpenländischen Abendglühen bringen der Hirt Wyysi, sein Knecht Baschi und deren Handbub Noldi ihr Tagewerk zu seinem Ende. So idyllisch sich die Bergwelt darbietet, so spannungsgeladen erweist sich das Verhältnis zwischen den zwei bodenständigen Älplern und dem jungen, widerborstigen Noldi, der dem Hirtenleben wenig abgewinnen kann.
zweites Bild
Auf dem Dorfplatz in Attinghausen herrscht buntes Markttreiben. Ein welscher Händler preist lautstark die Vorzüge des Lammes an, das er aus dem Süden mitgebracht hat. Noldi möchte das wundersame Tier um jeden Preis erwerben. Dem Hohn der Bevölkerung und dem lautstarken Einspruch des Pfarrers zum Trotz ist er bereit, dafür vor dem Lamm niederzuknien und den Rosenkranz zu beten.
drittes Bild
In der Alphütte auf Surenen sieht sich Noldi massiven Vorwürfen ausgesetzt, weil er das frisch erworbene Schaf vergöttert, ja sogar mit ins Bett nimmt, und damit die althergebrachte Hirtenregel verletzt, wonach auf der Alp alle Tiere gleich zu behandeln sind.
viertes Bild
Noldi bricht nachts in die Attinghauser Kirche ein. Er stiehlt Weihwasser und andere Taufutensilien. Vom Pfarrer überrascht, entflieht er, ohne erkannt zu werden.
fünftes Bild
Zurück in seinem Unterschlupf auf Surenen, macht sich Noldi daran, sein Lamm zu taufen. Ein furchtbares Gewitter bricht über die Alp herein. Krachend schlägt der Blitz in die Hütte.
sechstes Bild
Am Dorffest in Attinghausen ist der Dorfvogt Wyrsch des Lobes voll für seine Landsleute. Baschi taucht auf. Er ist dem Gewitter entkommen, steht aber unter Schock und gibt nur unverständliche Äusserungen von sich. Das Volk vermutet einen Zusammenhang mit dem Unwetter der vergangenen Nacht. Der Pfarrer berichtet vom nächtlichen Einbruch in der Kirche. Der Viehhändler Zgraggen und der Alpvogt Muheim, die beide ein gewichtiges Wort in der Gemeinde haben, erklären sich bereit, die Lage auf Surenen zu erkunden. Das Fest nimmt seinen trinkfreudigen Fortgang.
siebtes Bild
In der Dorbeiz berichten Zgraggen und Muheim von ihren unheimlichen Beobachtungen. Die Alphütte auf Surenen sei zerstört, von Wyysi und Noldi fehle jede Spur, und überall läge, übel zugerichtet, totes Vieh herum. Die Meinung macht sich breit, dass das Gräis über die Alp hereingefallen sei. Das Näüzi, eine alte Landstreicherin, weiss Rat. Um dieses schreckliche Ungeheuer zu bekämpfen, soll während sieben Jahren ein mächtiger Stier herangezüchtet werden. Dem Dorfvogt, dessen Tochter Hanni den Stier in den Kampf führen soll, widerstrebt der Plan.
achtes Bild
Um die für die Aufzucht des Kampfstiers benötigte Milch zu beschaffen, soll auch der arme Bauer Trachsel eine seiner beiden Kühe hergeben. Seine Frau misstraut Muheims Aussage, es handle sich dabei um einen Beitrag zum gemeinen Wohle. Auf die Haltung des Dorfvogts angesprochen, berichtet der Alpvogt, Wyrsch fröne mehr und mehr dem Trunke und entziehe sich der gemeinsamen Aufgabe.
neuntes Bild
Der Wildhüter Schorsch, der sich Hoffnungen auf die Tochter des Dorfvogts macht, spricht im Hause Wyrsch vor. Er will verhindern, dass Hanni sich unnötig in Gefahr begibt. Bei der streng religiösen Mutter findet er aber so wenig Gehör wie beim Dorfvogt selber, der sich angesichts seines vergeblichen Widerstands gegen die geplante Problemlösung in den Alkohol flüchtet. Hanni erklärt, dass sie sich aus freien Stücken dazu entschieden habe, die ihr von Gott und der Gemeinschaft gestellte Aufgabe zu übernehmen.
zehntes Bild
Sieben Jahre sind um. Hanni, deren Verhalten zunehmend wahnhafte Züge annimmt, widersteht Schorschs letztem Versuch, sie von ihrem fatalen Vorhaben abzubringen.
elftes Bild
Vor versammeltem Volk künden Muheim und Zgraggen, die offensichtlich die Zügel in die Hand genommen haben, den Tag der Entscheidung an und danken allen für ihren Einsatz zur Überwindung der Gräis-Plage. Ihr Vorschlag zur künftigen Nutzung der Alp Surenen stösst allerdings nicht auf einhellige Zustimmung. In einem feierlichen Prozessionszug wird Hanni auf den Platz geleitet. Der Pfarrer berichtet, dass ihr die Muttergottes erschienen sei, und preist ihre christliche Tugendhaftigkeit und Opferbereitschaft. Hanni, vom Wahn erfasst, meint den Jubelchor der Engel zu vernehmen, der sie die Himmelstreppe hinan begleitet. Während sie von Zgraggen und Muheim weggeführt wird, steigert sich das Volk in die kollektive Ekstase eines archaisch-religiösen Kultes hinein.
Epilog
Zgraggen und Muheim treten als Autoren der Gräis-Sage auf. Ihrem Bericht zufolge kam es auf Surenen zu einem schrecklichen Kampf, den weder Gräis noch Stier überlebten. Unter nicht genau geklärten Umständen soll dabei auch die Jungfrau den Tod gefunden haben.
Verein Attinghausen, Altdorf/Gessneralle Zürich, F.X. Nager
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Franz Xaver Nager: ATTINGHAUSEN – Autor und Projektleiter Sprechoper vonChristoph Baumann,Gian Gianotti,Franz Xaver Nager
Altdorf/Gessneralle Zürich
Premiere: 24. November 1993
Aufführungen: 26., 27., 28. November, 3., 4., 5. Dezember in Altdorf, Tellspielhaus
8., 10., 11. Dezember in Zürich, Theaterhaus Gessnerallee ..
Musik – Christoph Baummann Inszenierung – Gian Gianotti Bühne – Ruedi Schärer Licht – Rolf Derrer
Kostüme – Lilo Kuhn Requisiten – Fredy Burkart Maske – Jakob Peier
Technik – Fredy Burkart,Ruedi Schärer
Produktionsleitung – Franz Xaver Nager
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Premierenmeldung aus dem BLICK vom 25.11.93
Geschichte steht Kopf Gessler war ein Einheimischer! Altdorf UR – Auf den Brettern des Altdorfer Tellspielhauses, wo sonst Gessler vom Tell-Pfeil getroffen zu Boden sinkt, ereignet sich Ungewöhnliches: Landammann Johann von Attinghausen wird von einem Dienstmann mit der Axt erschlagen. So will es die Sprechoper “Attinghausen”, die am Mittwoch Premiere hatte.
Vierzig Urner Schauspieler beschäftigen sich mit ihrer Geschichte und ihrer Zukunft. Sie singen nicht, sie sprechen: Opernmelodie ist ihr farbiger, weit ausschwingender Dialekt.
Grundlage sind neue Forschungsergebnisse des Historikers Dölf Wild. Dieser kommt zum Schluss: Tell, falls es ihn gegeben hat, widersetzte sich keinem fremden Vogt. Gessler muss ein Einheimischer gewesen sein. Und als solcher “Zwingherr” käme Johann von Attinghausen in Frage – der Sohn jenes Werner von Attinghausen, der in Schillers “Wilhelm Tell” die Freiheitsbestrebungen der Bauern unterstützte.
Der Urner Autor Franz Xaver Nager zeigt ihn als Politiker und Wirtschaftsmagnaten, der Entwicklungen in die Wege leitete, die Uri grundlegend veränderten.
Bei der Premiere gab es herzlichen Applaus. “Attinghausen” wird noch bis 5. Dezember in Altdorf und ab 8. Dezember in der Zürcher Gessnerallee gespielt.
Johannes von Attinghausen – Marco Schenardi Schweinsberg – Werner Biermeier Rudolf Meier von Silenen – Stefan Gisler Johann Meier von Bürglen – Josef Arnold-Luzzani Rudolf Fürst – Walter Müller
Konrad Kluser – Toni Huber-Albrecht Trudi Kluser – Anita Schenardi-Arnold Elsi – Anne Marie Germann-Dahinden
Ueli Knutli – Bernhard Dittli Hedi Knutli – Sandra Arnold Walti Knutli – Andri Schenardi
Werner Schüdier – Alois Telli Sepp – Matteo Schenardi Pfarrer – Bruno Zurfluh
Vier Bauarbeiter – Thomas Gisler, Hans-Jakob Jauch, Roger Arnold, Stefan Gisler
Drei Kinder – Simone Hofmann, Franziska Jauch, Brigitte Blunschi
Landleute von Uri: Gabriela Arnold, Franz-Xaver Huber-Nauer, Maria Imhof-Gisler, Michael Imhof-Gisler, Eva Jauch-Kessler, Agnes Müller-Schönenberger, Beat und Gaby Wyrsch-Moriggia
Äbtissin des Fraumünsters – Irene Fussen-Felder Rudolf Brun – Josef Hürlimann Heinrich Biber – Hermann Herger
Jakob – Clemens Jauch Magdalena – Zita Albrecht Huber
Zwei Lustmädchen – Carmen Valsecchi, Franziska Dahinden
Christoph Baumann – Klavier, Leitung Simon Beyeler – Violine Marie Schwab – Viola David Gattiker – Violoncello Jacques Siron – Kontrabass Dorothea Schürch – Vocal Martin Schlumpf – Bassclarinette Priska Walss – Trompete Stephan Diethelm – Perkussion
Allgemeine Mitarbeit:
Benno Germann (Ton), Leo Brücker-Moro (Inspizienz), Christoph Hirtler (Fotos), Marc Philipp, Hans-Ruedi Lutz (Grafik), Erich Megert (Logistik), Peter Zgraggen (Finanzen), Ruth Gisler, Linda Gamma, Simona Bossard-Bissig, Hans Fussen-Felder, Julia Huber, Eva Jauch-Kessler (Sekretariat), Claudia Arnold-Stadler, Esther Gamma, Lisbeth Grossrieder-Simmen, Simone Girardin (Schneiderei), Thomas Gisler, Markus Holzgang (Bühnenbau), Reto Gamma (Medienbetreuung), u.a.
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Inhaltsangabe
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erstes Bild
Nach der Totenmesse für ihren Landammann erörtern die Urner Landsleute die Lage ihrer Heimat. Der Sohn des Verstorbenen, der Freiherr Johannes von Attinghausen, setzt seinen Anspruch auf die politische Führerschaft durch. Als neuer Landammann verspricht er allen, die mit ihm am gleichen Strick ziehen, eine bessere Zukunft.
zweites Bild
lm Schächental hat der Bergbauer Ueli Knutli ein mühseliges Auskommen. Seiner Frau Hedi, der Tochter des Grossbauern Rudolf Fürst, machen die kargen Lebensverhältnisse und Uelis Eigensinn besonders zu schaffen. Attinghausen stellt ihnen neue Verdienstmöglichkeiten in Aussicht.
drittes Bild
In Zürich hat der Urner Landammann als Richter über die Klagen der Fraumünsteräbtissin gegen ihren Dienstmann in Bürglen zu befinden. lm Gespräch mit Bürgermeister Rudolf Brun erkennt Attinghausen, dass ihm der Gotthard ungeahnte wirtschaftliche und politische Perspektiven eröffnet.
viertes Bild
Auf dem Altdorfer Marktplatz findet Attinghausens Ankurbelung des Gotthardhandels und des Söldnerwesens nicht nur Zustimmung.
fünftes Bild
Um die Gotthardroute besser zu kontrollieren, lässt Attinghausen den Turm bei Amsteg zu einer grossen Festung ausbauen. Der Vorwurf wird laut, dass der Bauherr mit dieser ‘Zwing Uri’ wohl eher die Knechtung der eigenen Landsleute im Auge habe.
sechstes Bild
Zusammen mit dem Meier von Silenen kehrt Attinghausen aus Italien heim, wo mit den Visconti günstige Zollverträge abgeschlossen werden konnten. lm Gespräch mit seinem Parteigänger wird Attinghausens wachsende Geringschätzung für die Urner Landleute offenkundig.
siebtes Bild
In Klusers Gastwirtschaft kommt es zum Streit zwischen Fürst und seinem Schwiegersohn, der sich als ‘Viehdieb’ mit dem Meier von Bürglen angelegt hat.
achtes Bild
In Zürich soll der Bürgermeister in einem Erbstreit zwischen der Äbtissin und Attinghausen vermitteln. Brun stellt sich auf die Seite des Urner Freiherrn. In aufgeräumter Stimmung planen die beiden Machtpolitiker den Ausbau der Eidgenossenschaft.
neuntes Bild
Mit Attinghausens Aufstieg haben sich auch dessen Moralvorstellungen gewandelt. Als er unverblümt Druck aufsetzt, um sich die schöne Hedi Knutli gefügig zu machen, nimmt das Unheil seinen Lauf.
zehntes Bild
Ob dem Tod Attinghausens gerät das urnerische Machtgefüge ins Wanken. Der Meier von Bürglen bringt Attinghausens eigennützige Machenschaften ans Tageslicht. Er nutzt die Gunst der Stunde, um sich als neuer Führer zu profilieren und mit seinen Gegnern abzurechnen.
Monteverdi Kurs mit Aufführung
Musikkonservatorium Zürich, Matthias Weilenmann/Gian Gianotti
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Eine Uraufführung
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Ausgehend von der Kurstätigkeit am Musikkonservatorium Zürich zum theatralisierten, konzertanten Auftritt beim >>> BABEL-Projekt (September/November 1992) und in Weikersheim (September 1990) fassten wir die Grundthemen der Theorie und Praxis zusammen und hinterfragten sie nach jeweiligen Erfahrungen erneut. Damit verbunden war die praktische Arbeit an der Vorbereitung und Darstellung des Monteverdi-Madrigals “Or che ‘l ciel e la terra e ‘l vento tace” als raumszenisches, stimmlich-musikalisches und instrumentales Werk.
5 Tageskurse im grossen Saal des Musikkonservatoriums an der Florhofgasse und im Rhythmischen Seminar Zürich (8.3., 26.3., 20.5., 21.5., 24.5.) ein Abschlusswochenende (4., 5. und 6. Juni 1993) und eine halb-öffentliche Präsentationsveranstaltung in Vorstellungsform am 10. Juni 1993 im Florhofsaal – Uraufführung.
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Andrea del Castagno, Francesco Petrarca, particolare del Ciclo degli uomini e donne illustri, affresco, 1450, Galleria degli Uffizi, Firenze
Beteiligte Studierende / Musiker:
Regula Dickerhof – Klavier, Alt Barbara Dziewien – Orgel/Cembalo, Sopran Adriana Gehmacher – Blockflöte, Mezzo Claudia Gerauer – Blockflöte, Alt Heidi Gschwind – Gesang, Mezzo Ellen Heydagen – Blockflöte, Alt Laetitia Heinzmann – Querflöte, Alt Javier Ignacio Hagen – Gesang, Bariton Martina Joos – Blockflöte, Alt Andrea Knutti – Blockflöte, Sopran Dieter Lämmlin – Orgel/Cembalo, Tenor Martina Meyer – Blockflöte, Alt Barbara Nägele – Blockflöte, Alt Petra Rodeburg-Eimann – Blockflöte, Sopran Cora Schmeiser – Blockflöte, Sopran Jeremias Schwarzer – Blockflöte, Bass Ines Zehner – Blockflöte, Alt
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Der Text: Francesco Petrarca (1304 – 1374), Or che ‘l ciel e la terra e ‘l vento tace
Werk: Il Canzoniere (1337 – 1349)
Die Musik: Claudio Monteverdi (1567 – 1643), Or che ‘l ciel e la terra e ‘l vento tace
Werk: Madrigali guerrieri et amorosi (1638)
Die Kurs-Idee:
Der Geher in der Welt, in den Gedanken, in der Musik
Petrarca, als Wanderer (Besteigung des Mont Ventoux, 1336), Vergil, als Lebenskampf/Wanderung “Lentus in umbra” bis Peter Handke, “Langsam im Schatten”.
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Das Sonett:
Or che ‘l ciel e la terra e ‘l vento tace
E le fere e gli augelli il sonno affrena,
Notte il carro stellato in giro mena,
E nel suo letto il mar senz’onda giace;
Vegghio, penso, ardo, piango; e chi mi sface (bei Monteverdi: “Veglio” statt Vegghio, gleiche Bedeutung)
Sempre m’è inanzi per mia dolce pena:
Guerra è il mio stato, d’ira e di duol piena;
E sol di lei pensando ho qualche pace.
Così sol d’una chiara fonte viva
Move ‘l dolce e l’amaro, ond’io mi pasco;
Una man sola mi risana e punge.
E perchè ‘l mio martìr non giunga a riva
Mille volte il dì moro e mille nasco;
Tanto da la salute mia son lunge !
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In einer “Wort zu Wort”-Arbeitsübersetzung, italienische Syntax beibehaltend:
Jetzt, da der Himmel und die Erde und der Wind schweigt (… alles schweigt …)
und die Tiere und die Vögel der Schlaf bremst,
Nacht, ihren sternbestückten Wagen herumführt,
und in seinem Bett das Meer ohne Welle liegt,
wache, denke, brenne, weine; und wer (was) mich zerstört (ich wache …/wache ich …)
ist mir immer präsent als süsse Last:
Krieg ist mein Zustand, mit Wut und Schmerz voll;
und nur über sie denkend habe ich etwas (einigen) Frieden.
Also, nur vor einer klaren Quelle, lebendigen,
bewegt (sich) Süsses und Bitteres, wo ich mich weide;
eine Hand allein genest mich wieder und sticht.
Und damit mein Martyrium nie ende (an-komme, an das Ufer komme)
tausend mal am Tag sterbe ich und tausend (mal werde ich) gebore(n);
so-weit bin ich von meiner Gesundheit (Wohlsein) entfernt.