Oberspielleitung
Bündner Zeitung, Samstag, 29. August 1992
Gian Gianotti geht ans Theater in Celle
gu. Der Regisseur Gian Gianotti verlässt Chur. Wie er gestern auf Anfrage bestätigte, hat er einen Zweijahresvertrag beim Theater in Celle unterschrieben, wo er vom Sommer 1993 an als Oberspielleiter wirken wird. Celle liegt in der Nähe von Hannover.
Gian Gianotti, der in Graubünden mit seinem Projekt eines Rätischen Theaters politisch gescheitert ist, zieht weder aus “Zorn noch Frustration” nach Norddeutschland, sondern “weil ich einmal in einem Betrieb arbeiten und vor allem weiterhin Theater machen will”, wie er gestern gegenüber der BZ erläuterte. Auch habe es ihn gereizt, an einem Ort zu arbeiten, “wo von Grund auf etwas Neues aufgebaut werden kann”.
Das Theater in Celle ist ein Einspartenbetrieb mit einem Etat von rund fünf Millionen Mark und einem Personalbestand von 120 Leuten, wovon 21 Schauspielerinnen und Schauspieler sind. Während einer Spielzeit werden: vierzehn eigene lnszenierungen produziert.
Gian Gianotti, der vom neuen Intendanten Serge Roon nach Celle geholt worden ist, wird für das Ensemble verantwortlich sein und gemeinsam mit den Intendanten den Spielplan gestalten. Gemäss Vertrag wird Gian Gianotti zwei bis drei grosse und eine bis zwei Studioproduktionen verwirklichen. Eine Inszenierung jährlich kann er an einem fremden Ort machen. Gianotti denkt dabei an den Süddeutschen Raum oder an die Schweiz, Seinen Einstand auf der Bühne des Schauspielhauses wird er im Herbst 93 mit Sophokles’ “König Odipus” geben; vorerst aber können die Celler eine von ihm inszenierte, kleine Freilichtaufführung mit Szenen nach Hans Sachs sehen.
>>> Gian Gianotti geht ans Theater in Celle Bündner Zeitung, Marco Guetg 29.8.92. pdf
Die erste Inszenierung in Celle >>> PETER SQUENTZ 1993 spielte mit der volkstümlich dialektalen Sprache, wurde komödiantisch positiv aufgenommen aber weitgehend unverstanden im Leben fast ohne Dialekte: “diese altdeutsche, barocke und kauzige Sprache …”
Die zweite >>> KÖNIG OEDIPUS 1993 war noch nicht neu und nicht mehr alt genug für das breitere unterhaltungsorientierte Abo-Publikum.
Die dritte Arbeit >>> JOHANNA-Projekt 1994 blieb vor allem als Abbruch einer Oberspielleitung in Erinnerung und einer Idee, die sich weit in die Nacht- und Studiotheater-Kommunikation für ein jüngeres Publikum vorwagte, das es nocht gar nicht gab.
… und aus wars …! (Zum doppelten Glück, siehe Johanna-Projekt).