Rätisches Theater, rtr

 

rtr    Rätisches Theater – Teater Retic – Teatro Retico

rtr – Mappe von Albi Brun
rtr – Mappe von Albi Brun

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1984 habe ich meine, bis dahin gemachte Erfahrungen mit dem Theater in den unterschiedlichsten Formen, Regionen und Sprachen des Kantons Graubünden, also die Ergebnisse von 10 Jahren praktischer Arbeit mit ‘ad hoc’ Strukturen, ausgewertet und in Einsichten zusammengefasst:

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Erste Einsicht
Der Erfolg  zeigt, dass Theaterarbeit Menschen zusammenführen, für ihre Anliegen, Geschichte, Sprache und Musik sensibilisieren, aktivieren und stärken kann:  kulturelle Gemeinschaft

Zweite Einsicht
Die Erfahrung  zeigt, dass überall ähnliche Wünsche und Mankos nach Beratung, Begleitung und Interesse für ihre Eigenheiten vorherrschen:  kulturelle Empathie

Dritte Einsicht
Das Interesse  zeigt, dass mit der Theater-, resp. Kulturarbeit die kommunikativen Fähigkeiten und das Bedürfnis auf Erfahrungsaustausch gestärkt werden:  kulturelle Identität

Vierte Einsicht
Das Potential  auf der ganzen Bandbreite ist gross, gesamthaft für den Kanton Graubünden betrachtet ist es für seine Verhältnisse sogar riesig. Als Teil des Lebens und der gelebten Kultur ist das Potential aber gefährdet. Noch wäre es nicht zu spät, das gelebte und bewusste Wissen der unterschiedlichsten Sprachen und Kulturen des Kantons Graubünden in ihrem gegenseitigen Respekt und in ihrer Koexistenz zu erhalten:  kulturelle Zukunft

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1984 – Deduktion:
Anstatt überall ähnliche Mankos und Wünsche festzustellen und bei jedem Projekt auf ähnliche Einsichten zu gelangen, könnten die Bedürfnisse auch ausgewertet, zielführend strukturiert und mit professioneller Betreuung als Schulung und Begleitung angegangen werden. So entsteht die Idee und das Bedürfnis nach einer kantonalen Infrastruktur, die professionell das Schul- und Laientheater als Kulturarbeit in allen drei Sprachen begleitet, fördert und unterstützt.

1985 – Zwischenstand:
Der Erziehungsdirektor sprach sich öffentlich gegen das Projekt aus und leitete eine Informationsschrift (keine Eingabe!) an die Kulturförderungskommission weiter. Folge: Abwarten auf bessere Zeiten ab 86 mit der neuen Departementsbesetzung, und weiter den Boden für die Idee vorbereiten.

Folgen bis 1991:
Die bereits geplanten und angedachten Projekte bis 1991 werden mit diesen Prinzipien nachdefiniert und begleitet. In ständiger Auswertung werden die Erfahrungen in Massnahmen übersetzt und in politische Vorstösse formuliert. Regionale Arbeitsgruppen treffen sich mit politischen Vertretern und organisieren sich vorerst für einen Vorstoss im Grossen Rat, das kantonale Parlament. Als Fernziel wird eine Volksinitiative angestrebt. Das  Postulat Dr. Pianta für ein “rtr, Rätisches Theater”  wird von einer Mehrheit des Grossen Rates unterstützt und für die  Februar-Session 1992  traktandiert..

1992 – Mindestens eine Klärung:  
Der Erziehungsdirektor zeigte sich bei den Vorbesprechungen überzeugt von der Idee, sprach sich vor der Abstimmung im Parlament aber  (“aus finanziellen Gründen”)  dagegen aus:  Der Bündner Grosse Rat hat das Postulat Dr. Pianta nach einer Stellungnahme von Regierungsrat Caluori aus “Kostengründen” mit 40 zu 12 Stimmen abgelehnt, bei 67 Enthaltungen und einer Abwesenheit – also  bei 119 anwesenden Abgeordneten  [sic!] … nachzulesen in den Protokollen des Grossen Rats des Kantons Graubünden, Bündner Kantonsbibliothek, Signatur: KBG Bz 135, Mittwoch 26. Februar 1992, Nachmittagssitzung, ab Seite 872, unter “Theaterförderung”.

So ist das rtr, das “Rätische Theater” leider nur ein Projekt geblieben.  Die Idee der Volksinitiative wurde fallen gelassen.  Das Konzept rtr  wurde noch mit 10 weiteren Inszenierungen und Gastspielen im Kanton Graubünden in seiner kulturellen Richtigkeit und Notwendigkeit bestätigt. In der weiteren praktischen Arbeit wurde meine persönliche Enttäuschung verarbeitet, mit dem Wegzug aus dem Kanton Graubünden verkraftet, und dann mit der Direktion in Winterthur auch “vergessen”.

“WAR DA WAS?” – NÖ …  nur 35 Inszenierungen, fast alles Erst- und Uraufführungen über 38 Jahre, mit über 5’000 “direkt Beteiligten”, in allen Kantonssprachen und in fast allen Regionen [wieder: sic!], vor viel freudvolles Publikum   … WO DENN?

 

 

Lesen Sie dazu:

Ein Bericht über die Idee, erschienen in MIMOS 1/1984 – Jahrgang 36.
>>>   rtr in MIMOS 1 1984     pdf, 2 Seiten

Die erste Idee, Januar 1985:
>>>   rtr Die erste Idee, Januar 85     pdf, 9 Seiten

Die rtr-Lösung für das “Problem” Stadttheater Chur, 1991
>>>   rtr und Stadttheater Chur     pdf, 3 Seiten

 

 

Pressestimmen: 

>>>  Professionelle Theaterstrukturen zur Förderung des Laientheaters  Bündner Zeitung, pdj  12.9.83
>>>  Projekt ‘Rätisches Theater’: Alles steht, es fehlt nur noch das Geld  Bündner Zeitung, pdj  12.9.83
>>>  Volkstheater mit Profis und Laien  Bündner Tagblatt, uh  12.9.83
>>>  Projekt Rätisches Theater  Bündner Zeitung, (sda)  25.5.84
>>>  Projekt Rätisches Theater  NZZ, sda  25.5.84
>>>  Professionelles Theater in drei Sprachen  Bündner Tagtblatt, Ueli Handschin  19.1.85
>>>  RÄTISCHES THEATER soll im April gegründet werden  INFORMATION SZENE, Hansueli W. Moser-Ehinger  19.1.85

>>>  ‘Rätisches Theater’ kommt nicht, Artikel und Kommentar  Bündner Zeitung, Marco Guetg  9.5.85

Über die Erfahrungen, die zur Idee  rtr  geführt haben, im  T!  THEATER  THEATRE  TEATRO  TEATER  Theaterzeitschrift des Centre Suisse des Internationalen Theaterinstituts ITI
>>>  Rätisches Theater: Brücke zwischen Nord und Süd,  Eva Neugebauer sprach mit Gian Gianotti – 2/1991     pdf, 7 Seiten

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Meine Inszenierungen im Kanton Graubünden vor und nach  1984:
>>>  https://www.gianotti.ch/arbeiten-im-kanton-graubuenden/

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