Steinmann, VEREINSAMKEIT

1994     S / de / D / UA

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Plakat: Ruth Schürmann

Spielleute Luzern, Pavillon, Tomy Büchler

Paul Steinmann: VEREINSAMKEIT
Spielleute Luzern, Pavillon

 

Premiere: 19. Oktober 1994, Uraufführung

 

Inszenierung – Gian Gianotti
Ausstattung – Ruth Schürmann

Musik – Dodo Luther
Licht – Martin Brun
Assistenz – Ursula Mehr
Bühnenbau – Thomy Büchler, Bäni Brun, Christi Fischer
Projektleitung – Franz Koch

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Ensemble:

Martin Amacher, Urs Bättig, Otto Bernauer, Mage Brun, Ursi Brun-Weiss, Hans Eggermann, Alban Fischer, Bea Flückiger, Nynke de Haan, Irene Ibanez-Bucher, Pelham Jones, Renata Kälin, Stephan Kelz, Rita Mäder-Kempf, Kathrin Müller, Markus Oehen, Simon Oehen, Ruth Pfister, Beat J. Reichlin, Veronika Schmidt, Felix Vonwartburg, Sara Wechsler, Sandra Wüthrich

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Mit der grosszügigen Mitarbeit und Unterstützung der Mitglieder des Vereins
Spielleute Luzern

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Paul Steinmann: Gedanken zur Entstehung des Stückes

 

  1. Ausgangsfragen

Wenn ich als Autor davon ausgehe, dass Theater etwas mit dem Leben, hier und jetzt, zu tun haben soll, dann muss ich mir, beim Herangehen an ein neues Stück die Frage stellen: was macht denn heute mein/unser Leben aus?

Also: Worüber muss ich (dringend) etwas sagen? Was beschäftigt mich jetzt (am meisten)? In welche Gedanken, Ideen, Visionen möchte ich Zeit und Energie investieren? Und: Wie geht es mir mit der Welt und dem, was sie zusammenhält? Was macht mir meine Träume schwer und mein Herz bitter? Oder umgekehrt: Was leicht und süss?
Und schliesslich: Kann ich darüber etwas äussern?

Dabei gehe ich davon aus, dass es nichts Neues gibt, keine neuen Themen, keine neuen Geschichten. Es kreist auch das Theater immer um das, worum es auch im Leben dauernd geht und sich dreht: Liebe, Tod, Macht, Ohnmacht, Widerstand, Phantasie, Spannung, Anziehung, Angst.

 

  1. Mitspielen

Auf eine Umfrage der Luzerner Spielleute hin meldeten sich über 20 theaterspielwillige Menschen. Einige andere wollten dieses Spiel organisieren, anleiten, von aussen beeinflussen. Diese Menschen haben ihre Geschichten, ihre Stimmen, ihre Gesichter, ihre Körper, ihre Haltungen, Meinungen, Fragen. Sie stehen in ihrem Leben auch an einem bestimmten Punkt. Sie haben ein Alter, eine Lebenserfahrung, Wünsche an das Leben, Visionen, Enttäuschungen, ein Sehnen, Schmerzen. Mit all dem (und noch viel mehr) betreten sie den Proberaum, die Bühne, stehen sie im Leben. Sie müssen sich behaupten, sich wehren, sich finden, suchen, essen, schlafen.

Diese Menschen unterscheiden sich insofern von anderen Menschen, als sie das Bedürfnis haben, einen Teil von sich selbst einem Publikum zu zeigen. Sie stellen sich hin, zusammen mit anderen, und sagen: Schaut her, so bin ich auch. Um sich aber zu schützen, wählen sie eine Figur aus, die Texte sagt und handelt, wie ein Autor oder eine Autorin es vorbestimmt.

Ich wollte wiederum für genau diese Menschen Figuren erfinden und Texte schreiben. Dafür musste ich sie ein wenig kennen lernen, musste ich sie über ihre Vorstellungen befragen, musste ich sie spielen sehen.

 

  1. 60 Jahre (Die erste Idee)

Die Luzerner Spielleute feiern ihr 60-jähriges Bestehen. Was läge da näher, als sich in einem Theaterstück mit einer Amateur-Theatergruppe auseinander zu setzen. Das sind Leute, die an das Theater Leib und Seele hängen. Die für eine Premiere ein halbes, ein ganzes Jahr ihrer Zeit opfern. Abends nach der Arbeit, an den Wochenenden, in den Ferien. Sie erleben Premieren und die Premierenfeiern als Höhepunkte im Jahr, vielleicht sogar in ihrem Leben.

Doch die Idee war zu wenig griffig. Nach Diskussionen mit der Produktionsgruppe verwarf ich sie und stand wieder am Anfang. Auch wenn ich liebend gerne sicher gewesen wäre, ist es doch nicht schlecht, noch einmal und öfter wieder von vorne anzufangen. Ein Prozess kam in Gang. Neue Ideen wachsen auf dem Kompost der alten.

 

  1. Ein Chor (Zweite Idee)

Klar war zwar noch immer, dass ich eine Gruppe von Menschen zeigen wollte. Menschen, die einer Sache wegen zusammenkommen und gemeinsam etwas tun. Vom Theaterspiel aber war ich weggekommen und dachte daran, einen Gemischten Chor zu porträtieren.

Zum Beispiel bei einer Schallplattenaufnahme. Oder in einem Radiostudio, 1934 bei einen Liveauftritt im Landessender Beromünster. Oder: wie wäre ein Chor zu zeichnen, der sich im Jahre 2034 in einem rustikal nachempfundenen Klubraum zum Singen von Liedgut aus den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts zusammenfindet?

Ich wusste nicht, welche der Situationen die spannendere sein würde, die rückwärts-gewandte (2034), die vorwärts-gerichtete (1934) oder die Situation, in der beide Chöre und Jahre einander gegenüber gestellt wurden.

Doch am Wichtigsten erschien mir immer noch: was für Menschen sind in diesen Chören mit dabei, was machen sie, denken sie, sind sie, haben sie, dürfen sie, sollten sie nicht, wollen sie, entbehren sie? Was sind die Gründe, weshalb Menschen in Chören singen? Was bringt Leute dazu, beträchtliche Teile ihrer Freizeit zu opfern, um auf eine Bühne zu stehen?

Zudem gibt es in solchen Gruppen immer auch bestimmte Gesetzmässigkeiten. So gibt es in allen Gruppen, Vereinen, Clubs ganz bestimmte Rollen, die fast immer besetzt werden.
– Jene, die alles besser weiss, offiziell aber nichts sagt.
– Jener, dem es gefällt, Verantwortung, Macht und Schlüssel zu haben.
– Die Samariter, die guten und die aufdringlichen, die immer da sind, auch wenn man ihre Hilfe gar nicht braucht.
– Die Fixierten, die einmal im Leben eine Idee hatten und diese nun ein Leben lang verkaufen. Und nicht davon zu überzeugen sind, dass die Idee gewissen Mängel haben könnte.
– Die Machenlasser, die selber jede Anstrengung unternehmen, nicht mitdenken zu müssen, die zum vornherein alles den anderen überlassen und nur da sind, wenn sie wollen, sich dann aber unentbehrlich fühlen müssen.
– Die Möchtegerne, die es nie irgendwo geschafft haben und jetzt ihre Künstlerseele im Gemischten Chor glauben ausleben zu müssen. Sie haben sich Allüren zugelegt, hören nie zu, wenn man sie kritisiert und verstehen weder Spass noch die Argumente der anderen, sondern wollen nur eines hören: Lob.
– Die Schwärmer von den alten Zeiten, wo doch alles viel besser war, was natürlich stimmt, denn früher waren die, die jetzt schwärmen, noch jünger und deshalb konnten sie damals besser geniessen und dabei sein und mit saufen und Nächte durchmachen und lachen.
– Die Gewöhnlichen.
– Die Krampfer, die alles tun, was man ihnen sagt. Zuviel vielleicht. Die aufleben in dieser künstlichen Welt. Mitreissend. Aktiv. Kraftvoll.

 

5. Der Chor. der Verein und die Einsamkeit (3. Idee)

Es werden Menschen gezeichnet, es werden Geschichten aufflammen. Es werden die Spannungen gezeigt, die entstehen, wenn eine Gruppe von Frauen und Männern zusammen etwas machen und einer Öffentlichkeit präsentieren will. Hässliche Spannungen, erotische, masochistische und sadistische, unbedarfte, intellektuelle, lustige und tödliche vielleicht.

Nach dieser Phase galt es dann, Rollenbilder zu entwerfen. Ich tat dies aufgrund eines Fragebogens, den die Spielerinnen und Spieler ausfüllten. Nach und nach schälte sich ein Hauptthema heraus. Es würde ein Stück über Einsamkeit werden. Die Gruppe von fast 30 Menschen kommt zwar zum Singen und Jubiläumsfeiern zusammen, aber es sind Menschen, die allein sind oder sich allein fühlen oder allein sein möchten. Diese zwei Seiten, hier das gemeinsame Tun, dort das einsame Denken und Fühlen, wurde für mich das Thema des Stückes.

Zusammen mit dem Regisseur, dem musikalischen Leiter und den anderen Produktionsmenschen, entwickelte sich schliesslich das Stück Unterhaltungsabend: VEREINSAMKEIT.

 

  1. Inhalt

Zu seinem 60-Jährigen Jubiläum gibt der Gemischte Chor ein Konzert. Titel desselben: “TRÄUMEREIEN IN DUR UND MOLL – LIEDER AUS 60 JAHREN”. Mit einem abwechslungsreichen Programm wollen die Mitglieder des Gemischten Chores ihr Publikum unterhalten und gleichzeitig ein wenig in den Erinnerungen blättern. Sie lassen die Jahre, die seit 1934 vergangen sind, musikalisch Revue passieren.

Mitten im Konzert gibt es Stops. Die Zeit wird angehalten, um dem Theaterpublikum die Möglichkeit zu geben, in die Gedanken der Sängerinnen und Sänger Einblick zu erhalten. Gewisse Lieder erwecken in gewissen Chormitgliedern gewisse Erinnerungen. Gedanken aus ferner Vergangenheit tauchen ebenso auf, wie Visionen über die Zukunft und die Probleme, mit denen diese Menschen jetzt zu kämpfen haben. Es gibt Sänger, die erzählen, weshalb sie in diesem Chor singen und Sängerinnen, die erklären, weshalb sie diese wöchentlichen Proben so sehr lieben. Es gibt solche, die einen schwarzen Tag, ein schwarzes Leben hinter sich haben und solche, die nur das Helle, Schöne sehen.

Die Chormitglieder können in Monologen ihre Gedanken formulieren, sie können aber auch Dialogpartner suchen, Gesprächspartnerinnen herbeiwünschen oder -befehlen.

Der Chor, der zu Beginn des Konzertes eine Gruppe (Masse) von anonymen Menschen ist, soll im Verlauf des Stückes immer mehr zu einer Gruppe (Masse) von individuellen Persönlichkeiten werden, deren Geschichten man glauben mag oder nicht, deren Schicksale man bedauern mag oder nicht, deren Lebenswege man mit Spannung und Interesse, mit Abscheu oder mit Lachen, mit Stirnrunzeln oder Gleichgültigkeit verfolgt.

Das Stück entstand also in Zusammenarbeit und im Zusammengehen mit allen, die den Mut aufbrachten, sich auf etwas Neues, Eigenartiges, Unsicheres einzulassen. Ihnen allen gehört mein Dank!

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Und Hoffnung
(von der Schwere der Leichtigkeit)

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Was sucht der Mensch im Leben
wenn er nach dem Sinn im Leben sucht?

Er sucht nach Form von Sein im Leben,
die ihn in seine Form von Leben führt

und findet dann vielleicht ein Bild
das ihm sein Sein verspricht

und bildets dann
und knetets fest
zu Stand und Klump

und findet sich
im Suchen stets
nach neuem Stoff
zu kneten fest

bis alles dann
vielleicht gelingt:
so leicht, so stimmig klar,

dass ihm das Leben
stimmig leicht
ist Form und Stand
zu leichtrer Suche dann.

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Gian Gianotti, Luzern 1994

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Pressestimmen: 

>>>  Die Spielleute proben das Leben im Verein  LNN, Eva Roelli  13.10.94
>>>  ‘Vereinsamkeit’ mit Unterhaltung und Tiefgang  Luzerner Zeitung, pb.  18.10.94
>>>  Gefühl von Leere ‘zwischen hier und Du’  Luzerner Zeitung, Hugo Bischof  21.10.94
>>>  Vereint im Verein und doch einsam  LNN, Urs Bugmann  21.10.94
>>>  Vom ewigen Besserwisser zum unbarmherzigen Samariter  Information Szene, Hansueli W. Moser.-Ehinger  22.10.94

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Nager, ATTINGHAUSEN

1993     S / de / D / UA

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Grafik: Hans-Rudolf Lutz mit Marc Philipp

Verein Attinghausen, Altdorf/Gessneralle Zürich, F.X. Nager

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Franz Xaver Nager: ATTINGHAUSEN – Autor und Projektleiter
Sprechoper von Christoph Baumann, Gian Gianotti, Franz Xaver Nager

Altdorf/Gessneralle Zürich

Premiere: 24. November 1993
Aufführungen: 26., 27., 28. November,  3., 4., 5. Dezember in Altdorf, Tellspielhaus
8., 10., 11. Dezember in Zürich, Theaterhaus Gessnerallee
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Musik – Christoph Baummann
Inszenierung – Gian Gianotti
Bühne – Ruedi Schärer
Licht – Rolf Derrer

Kostüme – Lilo Kuhn
Requisiten – Fredy Burkart
Maske – Jakob Peier

Technik – Fredy Burkart, Ruedi Schärer

Produktionsleitung – Franz Xaver Nager

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Premierenmeldung aus dem BLICK vom  25.11.93

Geschichte steht Kopf
Gessler war ein Einheimischer!
Altdorf UR – Auf den Brettern des Altdorfer Tellspielhauses, wo sonst Gessler vom Tell-Pfeil getroffen zu Boden sinkt, ereignet sich Ungewöhnliches: Landammann Johann von Attinghausen wird von einem Dienstmann mit der Axt erschlagen. So will es die Sprechoper “Attinghausen”, die am Mittwoch Premiere hatte.

Vierzig Urner Schauspieler beschäftigen sich mit ihrer Geschichte und ihrer Zukunft. Sie singen nicht, sie sprechen: Opernmelodie ist ihr farbiger, weit ausschwingender Dialekt.

Grundlage sind neue Forschungsergebnisse des Historikers Dölf Wild. Dieser kommt zum Schluss: Tell, falls es ihn gegeben hat, widersetzte sich keinem fremden Vogt. Gessler muss ein Einheimischer gewesen sein. Und als solcher “Zwingherr” käme Johann von Attinghausen in Frage – der Sohn jenes Werner von Attinghausen, der in Schillers “Wilhelm Tell” die Freiheitsbestrebungen der Bauern unterstützte.

Der Urner Autor Franz Xaver Nager zeigt ihn als Politiker und Wirtschaftsmagnaten, der Entwicklungen in die Wege leitete, die Uri grundlegend veränderten.

Bei der Premiere gab es herzlichen Applaus. “Attinghausen” wird noch bis 5. Dezember in Altdorf und ab 8. Dezember in der Zürcher Gessnerallee gespielt.

Josef Ritler

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>>>  Informations-Dossier zu  ATTINGHAUSEN  von Franz Xaver Nager, Initiant und Projektleiter        pdf, 14 Seiten

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Mitspieler:

Johannes von Attinghausen – Marco Schenardi
Schweinsberg – Werner Biermeier
Rudolf Meier von Silenen – Stefan Gisler
Johann Meier von Bürglen – Josef Arnold-Luzzani
Rudolf Fürst – Walter Müller

Konrad Kluser – Toni Huber-Albrecht
Trudi Kluser – Anita Schenardi-Arnold
Elsi – Anne Marie Germann-Dahinden

Ueli Knutli – Bernhard Dittli
Hedi Knutli – Sandra Arnold
Walti Knutli – Andri Schenardi

Werner Schüdier – Alois Telli
Sepp – Matteo Schenardi
Pfarrer – Bruno Zurfluh

Vier Bauarbeiter – Thomas Gisler, Hans-Jakob Jauch, Roger Arnold, Stefan Gisler

Drei Kinder – Simone Hofmann, Franziska Jauch, Brigitte Blunschi

Landleute von Uri:
Gabriela Arnold, Franz-Xaver Huber-Nauer, Maria Imhof-Gisler, Michael Imhof-Gisler, Eva Jauch-Kessler, Agnes Müller-Schönenberger, Beat und Gaby Wyrsch-Moriggia

Äbtissin des Fraumünsters – Irene Fussen-Felder
Rudolf Brun – Josef Hürlimann
Heinrich Biber – Hermann Herger

Jakob – Clemens Jauch
Magdalena – Zita Albrecht Huber

Zwei Lustmädchen – Carmen Valsecchi, Franziska Dahinden

Stoffhändlerin – Heidi Hofmann-Arnold
Salzhändlerin – Regina Nager-Schmidig
Eisenwarenhändler – Richi Tschanz

 

Orchester:

Christoph Baumann – Klavier, Leitung
Simon Beyeler – Violine
Marie Schwab – Viola
David Gattiker – Violoncello
Jacques Siron – Kontrabass
Dorothea Schürch – Vocal
Martin Schlumpf – Bassclarinette
Priska Walss – Trompete
Stephan Diethelm – Perkussion

 

Allgemeine Mitarbeit:

Benno Germann (Ton), Leo Brücker-Moro (Inspizienz), Christoph Hirtler (Fotos), Marc Philipp, Hans-Ruedi Lutz (Grafik), Erich Megert (Logistik), Peter Zgraggen (Finanzen), Ruth Gisler, Linda Gamma, Simona Bossard-Bissig, Hans Fussen-Felder, Julia Huber, Eva Jauch-Kessler (Sekretariat), Claudia Arnold-Stadler, Esther Gamma, Lisbeth Grossrieder-Simmen, Simone Girardin (Schneiderei), Thomas Gisler, Markus Holzgang (Bühnenbau), Reto Gamma (Medienbetreuung), u.a.

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Inhaltsangabe

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erstes Bild

Nach der Totenmesse für ihren Landammann erörtern die Urner Landsleute die Lage ihrer Heimat. Der Sohn des Verstorbenen, der Freiherr Johannes von Attinghausen, setzt seinen Anspruch auf die politische Führerschaft durch. Als neuer Landammann verspricht er allen, die mit ihm am gleichen Strick ziehen, eine bessere Zukunft.

zweites Bild

lm Schächental hat der Bergbauer Ueli Knutli ein mühseliges Auskommen. Seiner Frau Hedi, der Tochter des Grossbauern Rudolf Fürst, machen die kargen Lebensverhältnisse und Uelis Eigensinn besonders zu schaffen. Attinghausen stellt ihnen neue Verdienstmöglichkeiten in Aussicht.

drittes Bild

In Zürich hat der Urner Landammann als Richter über die Klagen der Fraumünsteräbtissin gegen ihren Dienstmann in Bürglen zu befinden. lm Gespräch mit Bürgermeister Rudolf Brun erkennt Attinghausen, dass ihm der Gotthard ungeahnte wirtschaftliche und politische Perspektiven eröffnet.

viertes Bild

Auf dem Altdorfer Marktplatz findet Attinghausens Ankurbelung des Gotthardhandels und des Söldnerwesens nicht nur Zustimmung.

fünftes Bild

Um die Gotthardroute besser zu kontrollieren, lässt Attinghausen den Turm bei Amsteg zu einer grossen Festung ausbauen. Der Vorwurf wird laut, dass der Bauherr mit dieser ‘Zwing Uri’ wohl eher die Knechtung der eigenen Landsleute im Auge habe.

sechstes Bild

Zusammen mit dem Meier von Silenen kehrt Attinghausen aus Italien heim, wo mit den Visconti günstige Zollverträge abgeschlossen werden konnten. lm Gespräch mit seinem Parteigänger wird Attinghausens wachsende Geringschätzung für die Urner Landleute offenkundig.

siebtes Bild

In Klusers Gastwirtschaft kommt es zum Streit zwischen Fürst und seinem Schwiegersohn, der sich als ‘Viehdieb’ mit dem Meier von Bürglen angelegt hat.

achtes Bild

In Zürich soll der Bürgermeister in einem Erbstreit zwischen der Äbtissin und Attinghausen vermitteln. Brun stellt sich auf die Seite des Urner Freiherrn. In aufgeräumter Stimmung planen die beiden Machtpolitiker den Ausbau der Eidgenossenschaft.

neuntes Bild

Mit Attinghausens Aufstieg haben sich auch dessen Moralvorstellungen gewandelt. Als er unverblümt Druck aufsetzt, um sich die schöne Hedi Knutli gefügig zu machen, nimmt das Unheil seinen Lauf.

zehntes Bild

Ob dem Tod Attinghausens gerät das urnerische Machtgefüge ins Wanken. Der Meier von Bürglen bringt Attinghausens eigennützige Machenschaften ans Tageslicht. Er nutzt die Gunst der Stunde, um sich als neuer Führer zu profilieren und mit seinen Gegnern abzurechnen.

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. . ..Etz gseet

Fotos von Christof Hirtler, Altdorf

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Dölf Wild, Das historische Quellenmaterial, 1993:
>>>  Attinghausen, Uri und die Eidgenossenschaft       pdf, 15 Seiten

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Das Programmheft

 

 

Pressestimmen: 

>>>  ‘Attinghausen’ setzt neue Akzente  Urner Zeitung, UZ.  2.3.93
>>>  Aufstieg und Fall eines Urner Machthabers  Alternative, Armin Braunwalder  September 93
>>>  ‘Eppän äinisch isch de ggnüägg’  Luzerner Zeitung  5.11.93
>>>  ‘Dr Fortschritt laat si nit la brämsä’  Urner Zeitung, sib.  6.11.93
>>>  ‘Ryybed iär zersch äinisch dr Flaarz uss dän Äuga!  Urner Wochenblatt  13.11.93
>>>  Z Boodä mit dem Hèrräsitz  LNN Apéro, Heinz Stadler, Michael Solomicky, Urs Mattenberger, Ruedi Bomatter, Bilder Christof Hirtler  18.11.93
>>>  Auf wen schoss Wilhelm T.?  Wochenzeitung WOZ, Othmar Bertolosi  19.11.93
>>>  Gianottis Musiktheater-Projekt ‘Attinghausen’  Bündner Zeitung, sda  19.11.93
>>>  Gessler war ein Einheimischer!  Blick, Josef Ritler  25.11.93
>>>  ‘Diä Atlechä bifäälet, d’Püürä häntschnet’  LNN, Urs Mattenberger  26.11.93
>>>  Kino ohne Leinwand  Basler Zeitung, bli  26.11.93
>>>  Gelungen  Tages Anzeiger, Thomas Meyer  26.11.93
>>>  Viel Applaus für ‘Attinghausen’  Urner Zeitung 26.11.93
>>>  Aufstieg und Fall eines Urner Ritters  Luzerner Zeitung u.a., Fritz Schaub  26.11.93
>>>  Parabel vom Dilemma einer Randregion am Puls der Zeit  Solothurner  27.11.93
>>>  Vom Versuch, ‘äs Gschichtli z verzellä’  Urner Wochenblatt, Christian Mattli  27.11.93
>>>  Altdorfer Sprech-Tell bringt die Tellsage ins Wanken  Tages Anzeiger Kulturtips, Reto Gamma  27.11.93
>>>  ‘Attingnhausen’ in Altdorf, an den Rändern schaut die Realität herein  Bündner Zeitung, Reinmar Wagner  27.11.93
>>>  Aufstieg und Fall eines Gotthardpolitikers  NZZ René Karlen  27.11.93
>>>  Frevel am Gotthard  Tages Anzeiger Magazin, Martin Schaub  27.11.93
>>>  Wagnis und kühne Herausforderung  Information Szene  27.11.93
>>>  Kulturereignis um eine Kultfigur  SonntagsZeitung, Christina Gubler  28.11.93
>>>  Pressespiegel zur Sprechoper ‘Attinghausen’  Urner Woche,  1.12.93
>>>  Neue Töne aus Uri  Züri Woche, Anne Reich  2.12.93
>>>  Innerschweizer Impressionen à discretion  Solothurner  9.12.93
>>>  ‘Am Ättighüüsä syys Aggräis’  Berner Zeitung, Peter Brunner  8.12.93
>>>  Der Apfelschuss ist Dekoration  Tages Anzeiger, Thomas Meyer  3.12.93
>>>  Uri am Puls der Zeit  Die Weltwoche, Christian Seiler  2.12.93

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Sophokles, KÖNIG OEDIPUS

1994     S / D

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Schlosstheater Celle, Direktion: Serge Roon

OEDIPUS, ein König
In der Übersetzung von Kurt Steinmann

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Premiere: 15. Oktober 1993

 

 

Meine Kraft ist mein Sehen
mein Sehen Blindheit
meine Blindheit Licht

Gian Gianotti

 

 

Besetzung

Oedipus – Rainer Süssmilch
Kreon – Jürgen Lorenzen
Iokaste – Veronika Wolff
Antigone – Susanne Burkhard
Teiresias – Eberhard Hoffmann
Bote aus Korinth – Günter Adnan Köse
Hirte des Laios – Helmut Thiele

Chor:
Christine Passow
Christiane Pohle
Isabella Wolf
Bernd Lamprecht
Marius Marx

 

Leitung:

Inszenierung – Gian Gianotti
Ausstattung – Paolo Bernardi
Dramaturgie – Iwona Ubermann
Musik – Martin Lingnau

Regieassistenz und Chorkorrepetition – Marius Marx
Bühnenbildassistenz – Linda Kowsky
Kostümassistenz – Ursel Heinrich
Hospitanz – Annika Kippel

 

 

Zur Musik, aus der Vereinbarung mit Martin Lingnau
Ausgehend von ‘Teiresias’ möchte ich eine Gesprächsfähigkeit mit der übersinnlichen Ordnung erreichen/erzeugen/provozieren. Über die Musik soll eine ’natürliche Sensibilität’ und ‘Aufmerksamkeit’ erreicht und gezeigt werden.

Dafür wünsche ich mir:

  • einen Grundteppich an natürlichen Klängen, Geräuschen (Wind, Wasser, Temperaturwechsel, tektonische Verschiebungen usw.) oder liegende, künstliche Klänge, die mit der Konsonanz, Dissonanz und Dynamik Räume aufmachen,
  • um darüber einzelne Wal-Klänge oder Wal-Pfiffe* als Akzente zu platzieren, die auf Textstellen und Situationen der Inszenierung zur Vor- oder Nachbereitung, Befragung oder Bestätigung einer Aussage oder Situation einwirken.

*CD Blackfish Sound – John Ford, Underwater Communication of Killer Whales in British Columbia, VACD 900, 1992 BANFF MUSIC

Gian Gianotti, 9.9.93

 

 

Oedipus und die Sphinx
Hellmut Flashar

Die Sphinx als Mischwesen mit Löwenleib und Menschenkopf ist orientalischen Ursprungs. Bei den Ägyptern wurde so die geistige und physische Macht des Königs dargestellt. Über Kreta und Mykene drang die Sphinx in die griechische Kunst ein, vor Tempeln als Wächter, aber auch in anderen Formen und Funktionen. In der literarischen Überlieferung ist sie nur mit dem Oedipus-Mythos verbunden. Die Ursprünge liegen im Dunkeln. In der Theogonie Hesiods (7. Jahrhundert v. Chr.) wird eine «Phix» als für Theben verderblich bezeichnet; vielleicht war sie ursprünglich eine alte, unheimliche Berggöttin, die später mit dem Bild der Sphinx verschmolzen wurde.

Warum die Sphinx Theben bedroht, geht aus der Überlieferung nicht mehr klar hervor. Jedenfalls erschien sie vor Theben, als König Laios, der Vater des Oedipus, abwesend war, um das Orakel in Delphi zu befragen. Sie nützte das Machtvacuum aus.

Der Oedipus – Mythos ist keine feststehende Größe; er wird in der Dichtung, in der bildenden Kunst und wohl auch in mündlicher Überlieferung ständig weiterentwickelt. Ob in einer frühen Fassung Oedipus die Sphinx im Kampf überwand, wie es griechische Helden (z.B. Herakles) gewöhnlich mit Ungeheuern tun, wissen wir nicht. Archäologische Zeugnisse erlauben den Schluß, daß die Sphinx im 6. Jahrhundert v. Chr. zur Rätselstellerin wird und sich selbst den Tod gibt, als Oedipus das Rätsel löst. Das Rätsel selbst ist uns erst durch spätere Quellen überliefert. Es lautet (im Griechischen in der Versform des Hexameters): «Es gibt auf der Erde ein Wesen, das ein und dieselbe Stimme hat, aber zwei, vier und drei Füße. Es allein verwandelt sich von allen Geschöpfen, die sich auf der Erde, in der Luft und im Wasser bewegen. Doch wenn es, auf die meisten Füße gestützt, geht, dann ist die Kraft dieses Wesens in seinen Gliedern am schwächsten».

Viele Thebaner konnten dieses Rätsel nicht lösen und wurden Opfer der Sphinx. Offenbar suchten sie nach einem Wesen, das die genannten Eigenschaften gleichzeitig besitzt. Oedipus hat entdeckt, daβ es sich um das Nacheinander eines solchen Wesens (Kindheit, Reife, Alter) handelt. Er hat damit die Dimension der Zeit entdeckt, die zuerst an der Lebenszeit erfahren wird, wie wir es in der frühgeschichtlichen Dichtung und Philosophie gerade des 6. und frühen 5. Jahrhunderts v. Chr. eindringlich und erstmals belegt finden. Daβ des Rätsels Lösung der Mensch ist, eröffnet zugleich die Möglichkeit, die Lösung des Rätsels mit dem Löser in Verbindung zu bringen, d. h. das Schicksal des Oedipus als Symbol für die Verfassung des Menschen zu deuten, zunächst wohl in dem Sinne, da6 der Mensch sich seiner Grenzen und Hinfälligkeit bewußt sein soll.

Dies alles ist bei Sophokles schon vorausgesetzt, vor allem durch das im Jahre 467 v. Chr. in Athen aufgeführte Oedipus Drama des Aischylos innerhalb einer Tetralogie, die als letztes Stück das Satyrspiel «Sphinx» enthielt, das uns ebensowenig erhalten ist wie der «Oedipus» des Aischylos.

Sophokles deutet in seinem Drama mehrfach auf die Besiegung der Sphinx hin. Diese Tat gilt als ein Zeugnis höchster Intelligenz, mit der Oedipus die Stadt gerettet hat. Weil er dies geleistet hat, soll er nun – das ist die Ausgangslage bei Sophokles die Stadt angesichts der Bedrohung durch die Pest noch einmal retten. Aber die Besiegung der Sphinx markiert zugleich den Weg ins Unheil. Denn als neuer König von Theben wird Oedipus zugleich Gemahl der Königin, seiner (unerkannten) Mutter. Der gro6e Rätsellöser wird letztlich das Opfer. Aber es bleibt in allen von Sophokles beeinflußten Zeugnissen abendländischen Denkens und Dichtens die Lösung des Rätsels der Sphinx durch Oedipus mit dem Rätsel Mensch, seinem Wesen, seinen Möglichkeiten und Grenzen verknüpft.

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(Hellmut Flashar ist ordentlicher Professor für Klassische Philologie an der Universität München. Sein Text «Oedipus und die Sphinx» wurde eigens für unser Programmheft geschrieben.)

 

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Die Pest
Kurt Steinmann

Der Anfang des OEDIPUS: Wehgeschrei, Flehen, Not. Theben treibt dahin wie ein Schiff im Orkan’ Die Stadt ist krank, stirbt. Ihr Immunsystem ist zusammengebrochen: das Getreide verfault, das Vieh verendet, die Frauen erleiden Fehlgeburten. Zu diesen Schrecknissen hinzu die PEST. Warum? Die Stadt birgt in ihren Mauern ein Miasma, eine moralische Befleckung. Das Hinsterben ist der somatische Ausdruck innerer Fäulnis’ Theben ist schuldig: die Mörder des Laios wurden nicht aufgespürt’ Oedipus soll helfen als Retter, als «Heiland» (sotér). Die Polis, keinen anderen Ausweg erkennend, wirft sich ihm blind vertrauend in die Arme. Wer schon einmal Unglück bannte, wird auch diesmal den Heilsweg finden’ Doch der vermeintliche Helfer entpuppt sich als «eine Herrlichkeit, darunter von Übeln eiternd»., als Verursacher der Katastrophe. Wehe dem Land, dessen Not so groß ist, daβ es seine Errettung von einem einzigen Heilsbringer erwartet !

Im Fortgang des Stücks wird die Fahndung dem Laios-Mörder abgelöst von Oedipus’ Suche nach seiner Identität. Damit wird auch die Pest ausgeblendet, ja, ihr Ende wird nicht erwähnt, nur stillschweigend angenommen mit der Aufdeckung des Laios – Mörders. Die Pest ist der Katalysator des Plots.

Der OEDIPUS wurde zwischen 429 und 425 v. Chr. aufgeführt. Die Athener im Dionysostheater erinnerten sich natürlich an ihren Übervater Perikles und an die Pest, die 429 ihren Höhepunkt erreicht hatte. Viele hatten Angehörige verloren, und erschüttert dachten sie wohl an ihre Lieben, wenn der Chor von den Söhnen der Stadt sprach, die «unbetrauert am Boden liegen, todverbreitend, unbeweint».

Der OEDIPUS reflektiert das Geschehen der realen Pest, die wie Thukydides schildert, auch Religion und Moral untergrub.

Die Pest ist Chiffre für alles Destruktive und Nekrophile unserer Welt. Für «Pest» Synonyma zu finden, ist heute leider nur allzu leicht.

 

(Kurt Steinmann ist Mittelschullehrer für Altphilologie in der Schweiz. Er übersetzt und kommentiert für Reclam die griechischen Tragödien neu. Sein Text «Die Pest» wurde ebenfalls für unser Programmheft geschrieben.)

 

 

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Aus dem Programmheft:  Ein Gespräch mit dem Regisseur

 

Ist «König Oedipus» ein Schicksalsdrama oder ist es eher eine Schuldtragödie ?
Ich möchte keiner dieser Richtungen die Priorität geben. Das Zornige und Draufgängerische des Oedipus ist ein Teil seines Charakters. Impulsiv wurde er zum Mörder. Das ist Schuld. Ihm wurde aber immer auch Wahrheit vorenthalten. Das wirkt schicksalshaft.

Oedipus ist eine vielschichtige Person. Was interessiert Dich am meisten an ihm ?
Daβ er trotz der Lüge, die ihn umgibt, die Wahrheit sucht und sich dieser Sachlage stellt, offen und ehrlich. Und daβ er Konsequenzen daraus zieht und so eine neue Basis schafft für seine menschliche Definition und Verantwortung. In der Liebesbindung in der Familie findet er Geborgenheit und Lebensmotivation. In der Analyse seines Falls findet er Klarheit. Durch die Zerstörung seiner bisherigen Lebensform findet er Zugang zu einer höheren Lebenskultur und Weisheit.

Ist Oedipus ein emotionaler Mensch oder ist er vor allem Rationalist ?
Seine Form der Analyse ist emotional. Impulsiv. Ganz ist er nur mit seinen Gefühlen und mit seinem Denken. Ein liebender Denker, der neue Wege der Definition der menschlichen Abhängigkeit und Verstrickung durch bestehende Kulturwerte geht.

Du hast für deine Inszenierung eine eigene Schlußszene geschrieben …
Ja, als Einstieg in einen anderen Kontext. Als Hinweis auf den Antigone-Stoff, der in anderen sophokleischen Stücken weiterentwickelt wird, ober in «König Oedipus» bereits thematisch aufschaut.

Ist die alte Aufgabe der Tragödie, Katharsis, Reinigung, heute noch aktuell?
Nicht nur bei der Tragödie, beim Theater allgemein. Auch eine Komödie sollte etwas bewirken wollen. Unterhaltung ja, ober, dieses und jenes doch nicht verschweigen – oder wenigstens, dieses und jenes, was nicht unterstützt werden sollte, auch nicht unterstützen. Bei der Tragödie suche ich eine Ästhetik der Tiefe, eine Konfrontation mit Grundsätzlichem. Sicher spielerisch, leicht und locker, aber ins Grundsätzliche führend.

Planst Du eine weitere Beschäftigung mit dem antiken Drama ?
Wir planen weitere Auseinandersetzungen mit den Grundfragen des menschlichen Seins, dazu gehören auch die griechischen Dramen, Geschichtsabfolgen, Trilogien, Tetralogien, verschiedene Autoren, Zeiten usw. … bis hinein in die Moderne. In der Beschäftigung mit der Antike interessiert mich die Oedipusthematik über «Kolonos» bis zur «Antigone» auch für das Theater hier in Celle.

 

(Das Gespräch führte Iwona Uberman)

 

 

Das Programmheft
>>>      König Oedipus       pdf, 15 Seiten

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Pressestimme:

>>>  Flotte Enthüllung, König Oedipus im Schlosstheater Celle Hannoversche Allgemeine Zeitung, 19.10.93

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Gryphius, PETER SQUENTZ

1993     S / D

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Gryphius: PETER SQUENTZ
Schlosstheater Celle, Direktion: Serge Roon

 

Andreas Gryphius

HERR PETER SQUENTZ, ein Schimpffspiel

Schlosstheater Celle, Direktion Serge Roon
Premiere: 13. August 1993, 20.30 Uhr, Schlossinnenhof / Hauptbühne

 

Inszenierung: Gian Gianotti
Ausstattung: Alex Müller
Musikalische Einrichtung: Martin Lingnau
Dramaturgie: Martina Rolf
Regieassistenz: Marius Marx

 

Besetzung:

Herr Peter Squentz: Herbert Karsten
Pickelhäring: Günter Schaupp
Meister Krix: Susanne Burkhard
Meister Bulla Buten: Ercan Durmaz
Meister Klipperling: Marius Marx
Meister Lollinger: Helmut Thiele
Meister Klotz-George: Bernd Lambrecht
Der König: Helmut Dicke
Die Princessin: Christine Passow
Der Marschalck: Eberhard Hoffmann

 

Doppelinszenierung für den Schlossinnenhof und für die Hauptbühne
(während des Spiels konnte bei Regen in 15 Minuten von der Freilicht- auf die Bühnenvariante umgestiegen werden)

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Ein Gespräch zur Inszenierung, aus dem Programmheft:


Schon bei der ersten Lektüre des Squentz-Textes faszinierte mich sofort ein Satz in der 1. Szene, “Der Mond muss darbey seyn, wenn wir die Comoedie spielen.”

Der Mond wird hier überraschenderweise und ganz naiv einfach als Trabant behandelt, der dem Wunsch des “egozentrischen Künstlers” schlicht folgen muß. Er hat natürlicherweise zu scheinen, wenn wir uns schon äußern.

Warum dieses Stück als erste Aufführung eines Neuanfangs insgesamt?

Gewissermaßen symbolisch? Nein, im Stück kommen Menschen zusammen und wollen spielen für ein Publikum, von dem sie gehört haben, daß es theaterinteressiert sei. “Uns zur Freude und zur Bestreitung der Einnahmen.”

Gryphius ist ja ein eher selten gespielter Autor.

Es sieht so aus, wenn man die Spielpläne durchsieht – aber der Autor ist doch einigermaßen bekannt, vom Namen her. Daß er selten aufgeführt wird, geschieht ganz zu Unrecht.

Aber diese altdeutsche, barocke und kauzige Sprache ist uns doch sehr fremd geworden. Muß man den Text für ein heutiges Publikum modernisieren?

Nein. Meines Erachtens ist das für die Leichtigkeit einer Komödienpräsentation gar nicht nötig. Ich möchte uns konfrontieren mit der Kauzigkeit dieser Vorlage, dieser Personen, die damit ja auch ihre Welt präsentieren, ihre Originalität, ihre Zeit. Gryphius, das ist ein freudiger, barocker Sprachschmaus.

Der König im Stück ist eine überaus leutselige, humorvolle Persönlichkeit. War das eine Verbeugung des Autors vor den damaligen, noch sehr restriktiven Verhältnissen? Hatte er Angst vor der Zensur, oder fürchtete er gar um seinen Kopf?

Wenn sie es nicht direkt auf einen Kopf abgesehen hatten, waren die Herrscher schon immer freundliche Persönlichkeiten, und ganz besonders wenn sie einen guten Tag hinter sich hatten. Und das erwähnt unser König bei seinem Auftritt, “Wenn heute schon alles so gut gegangen ist mit unseren Geschäften, dann gönnen wir uns doch auch noch etwas Theater, so zum Dessert…” (frei zitiert).

Peter Squentz, ein quasi Jean Paulsches Dorfschullehrerlein, ist verblüffend gebildet. Darf man das als historisch möglich ansehen?

Peter Squentz ist eine Kunstfigur, und vielleicht karikiert der Autor damit auch ein ländlich/provinziell/überehrgeiziges Allerweltswissen. Gryphius allerdings war ein sehr gebildeter Protestant, Politiker, Erzieher.

Eine letzte Frage. War die Uraufführung des Textes eine Freilichtaufführung?

Ich konnte nirgends herausfinden, wann, wie oder wo die Uraufführung des Werkes stattfand, nehme es aber nicht an. Die Dialogführung ist hier, verglichen mit anderen Vorlagen aus der Zeit, zu außergewöhnlich fein schattiert. Aber gerade das interessiert uns: Mit dem “Spektakel Freilichttheater” auch künstlerisch feinschattierter umzugehen.

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Cellesche Zeitung, Montag, 16. August 1993
Schloßtheater-Premiere von “Herr Peter Squentz”

Unterhaltsames Possenspiel

Als Auftakt der Spielzeit 1993/94 Sommertheater im Celler Schloßhof. Das Wetter hatte sich schließlich doch für ein freundliches Gesicht zu diesem Anlaß entschieden. Und die abendlichen Besucher wurden bereits vor dem Schloß von Schülern des KAV-Gymnasiums musikalisch eingestimmt auf ein unterhaltendes Spiel aus Farbenpracht und komödiantisch- schillernder Darstellung.

Der “Herr Peter Squentz” des Andreas Gryphius würde alsbald heraustreten, Namen für Namen die braven Handwerker von Rumpelskirchen heranrufen, um ihnen mitzuteilen, daß der König mit Gefolge durch den Ort kommen werde, und man ihm bei dieser Gelegenheit eine – schöne Komödie tragieren wolle. Die Liebesmär von Piramus und Thisbe soll es sein.

Eifrige Zustimmung, dann ratloses Staunen – wer soll denn den Löwen spielen und wie ihn zum Sprechen bringen, und wie sollen sie’s mit der Wand halten, einer Wand, die redet? Auch ein Brunnen muß her, natürlich ein Brunnen, der Wasser spritzt. Und der Mond, wie, wenn er zu dieser Stunde nicht scheint? Aber der Mond muß da sein, sonst wird die ganze Komödie zunichte gemacht. Den Piramus zu finden, ist nicht allzu schwer, aber Thisbe, woher die nehmen?

Unaufhaltsam treiben die Vorbereitungen nun ihrem Höhepunkt entgegen, einem tölpelhaften Spiel aus übertriebenen Gebärden und derber Sprache. Inszenierung (Gian Gianotti) und Ausstattung (Alex Müller) harmonieren völlig miteinander. Das Schloss selbst und drei, Trichtern ähnliche, begehbare Objekte, zum Dreieck auf dem Hof angeordnet, sind die wirkungsvollen Requisiten dieser Aufführung.

Eine saftige Farbenpalette überzieht die gesamte Szenerie und bietet dem Auge eine schwelgerische Optik höfischer Lebensphilosophie wie kurzwelliges Amüsement angesichts des theatralischen Aufzugs der Handwerksmeister. Dieses Erscheinungsbild wird von der Regie mit einem bis zum Exzeß bewegten Schwung ausgefüllt.

Das Spiel ist fast nicht zu bremsen, scheint es bisweilen, fängt sich jedoch immer wieder, hastet, überrascht von albernen Einfällen, voran, nutzt mit gelegentlich ausschweifender Lust und hemmungslosem Übermut die Gegebenheiten auf- und abzurennen, sich im Kreis zu drehen, mal von oben, mal von unten einen Blick auf die eigene Posse zu werfen.

Das adelige Publikum im Stück – der König (Helmut Dicke), die Prinzessin (Christine Passow), der Marschalck (Eberhard Hoffmann) mischt sich hier und da mit süffisanten Kommentaren ein. Insgesamt hält Gian Gianotti diese Gruppe am Rand des Geschehens. Sie bleibt gerade soweit gegenwärtig, daß der Sinn des ganzen Aufhebens nicht völlig in Vergessenheit gerät – nämlich durch die artikulierte Distanz zwischen der höfischen Gesellschaft und der niederen Herkunft der Handwerker, durch das bewußt-bissige, unbewußt-lächerliche Reagieren aufeinander, das absurd-Komische der Situation aufzudecken. Die Schein-Wirklichkeit, in die sich die Aristokraten zurückgezogen haben, die Illusion, in der die Handwerker ihr Sein (er)tragen, verwischen die Grenzen.

In den Mittelpunkt dieser Aufführung rücken die Außenseiter des barocken Welttheaters, hier die Handwerker. Sie vergnügen sich mit drastischen Späßen und Mätzchen, mit clownesken Einfällen, wie sie von den Wanderbühnen bekannt sind, sie reden, unbekümmert ihre Verse verstümmelnd, als seien sie zu Hause:

Meister Bulla Buten (Ercan Durmaz) hat schon bald nichts mehr von seinem Zettel abzulesen und agiert umso tollkühner mit seiner Wand; unwohl in seiner Haut, angriffslustig, grollend der Löwe alias Meister Klipperling (Marius Marx); Meister Lollinger (Helmut Thiele) zeigt sich dem Publikum nicht nur als wahrer Meistersinger, sondern auch als schelmisch spritzender Brunnen; selbst der Mond von Meister Krix (Susanne Burkhard) beginnt zu scheinen; nichts steht also des Pickelhärings Piramus (Günter Schaupp) und Meister Klotz-Georges Thisbe (Bernd Lambrecht) noch im Weg, durch und an der Wand vorbei ihr ironisch-karikierendes Liebesende vorzuführen.

Derweil verfolgt Herr Peter Squentz (Herbert Karsten) köpfschüttelnd, wie der von ihm verfaßte Text verhunzt wird; kann er doch wenigstens in seinem Prolog wie in seinem Epilog mit mäßigenden Worten auf das “Schimpffspiel” einwirken. Unerschrocken hält er an seiner hohen Selbsteinschätzung eines universal gebildeten Mannes fest, sich, mit mildem Lächeln, der Ehrfurcht der Meister gewiß; ebenso eifrig-demütig, trotzig zeigt er sich gegenüber der höfischen Gesellschaft.

Wohl kaum anders als zu früheren Zeiten amüsierte sich das Premieren-Publikum von heute immer dann am meisten, wenn das Spiel besonders deftig und derb geriet, wo die Komödianten in großmäuligen Gebärden schwelgten. Die kurzweilige Unterhaltung verfehlte nicht ihre Wirkung.

Ingrid Kulenkampff

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Pressestimmen:
>>>  Peter Squentz, Unterhaltsames Possenspiel,  Cellesche Zeitung,  16.8.1993
>>>  Ein Schimpfspiel am Celler Schlosstheater: Barockes mit bravour  Stadt-Magazin, Celler Szene 9.93

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Monteverdi u.a., PETRARKISMUS

1993   M / D / IT  –  Kurs mit Abschlussvorstellung

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Monteverdi Kurs mit Aufführung
Musikkonservatorium Zürich, Matthias Weilenmann/Gian Gianotti

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Eine Uraufführung

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Ausgehend von der Kurstätigkeit am Musikkonservatorium Zürich zum theatralisierten, konzertanten Auftritt beim   >>>  BABEL-Projekt  (September/November 1992)  und in  Weikersheim (September 1990)  fassten wir die Grundthemen der Theorie und Praxis zusammen und hinterfragten sie nach jeweiligen Erfahrungen erneut. Damit verbunden war die praktische Arbeit an der Vorbereitung und Darstellung des Monteverdi-Madrigals  “Or che ‘l ciel e la terra e ‘l vento tace” als raumszenisches, stimmlich-musikalisches und instrumentales Werk.

5 Tageskurse im grossen Saal des Musikkonservatoriums an der Florhofgasse und im Rhythmischen Seminar Zürich (8.3., 26.3., 20.5., 21.5., 24.5.) ein Abschlusswochenende (4., 5. und 6. Juni 1993) und eine halb-öffentliche Präsentationsveranstaltung in Vorstellungsform am 10. Juni 1993 im Florhofsaal – Uraufführung.

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Andrea del Castagno, Francesco Petrarca, particolare del Ciclo degli uomini e donne illustri, affresco, 1450, Galleria degli Uffizi, Firenze

Beteiligte Studierende / Musiker:

Regula Dickerhof – Klavier, Alt
Barbara Dziewien – Orgel/Cembalo, Sopran
Adriana Gehmacher – Blockflöte, Mezzo
Claudia Gerauer – Blockflöte, Alt
Heidi Gschwind – Gesang, Mezzo
Ellen Heydagen – Blockflöte, Alt
Laetitia Heinzmann – Querflöte, Alt
Javier Ignacio Hagen – Gesang, Bariton
Martina Joos – Blockflöte, Alt
Andrea Knutti – Blockflöte, Sopran
Dieter Lämmlin – Orgel/Cembalo, Tenor
Martina Meyer – Blockflöte, Alt
Barbara Nägele – Blockflöte, Alt
Petra Rodeburg-Eimann – Blockflöte, Sopran
Cora Schmeiser – Blockflöte, Sopran
Jeremias Schwarzer – Blockflöte, Bass
Ines Zehner – Blockflöte, Alt

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Der Text:
Francesco Petrarca (1304 – 1374), Or che ‘l ciel e la terra e ‘l vento tace
Werk: Il Canzoniere (1337 – 1349)

Die Musik:
Claudio Monteverdi (1567 – 1643), Or che ‘l ciel e la terra e ‘l vento tace
Werk: Madrigali guerrieri et amorosi (1638)


Die Kurs-Idee:

Der Geher in der Welt, in den Gedanken, in der Musik

Petrarca, als Wanderer (Besteigung des Mont Ventoux, 1336),
Vergil, als Lebenskampf/Wanderung “Lentus in umbra” bis
Peter Handke, “Langsam im Schatten”.

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Das Sonett:

Or che ‘l ciel e la terra e ‘l vento tace
E le fere e gli augelli il sonno affrena,
Notte il carro stellato in giro mena,
E nel suo letto il mar senz’onda giace;

Vegghio, penso, ardo, piango; e chi mi sface          (bei Monteverdi: “Veglio” statt Vegghio, gleiche Bedeutung)
Sempre m’è inanzi per mia dolce pena:
Guerra è il mio stato, d’ira e di duol piena;
E sol di lei pensando ho qualche pace.

Così sol d’una chiara fonte viva
Move ‘l dolce e l’amaro, ond’io mi pasco;
Una man sola mi risana e punge.

E perchè ‘l mio martìr non giunga a riva
Mille volte il dì moro e mille nasco;
Tanto da la salute mia son lunge !

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In einer “Wort zu Wort”-Arbeitsübersetzung, italienische Syntax beibehaltend:

Jetzt, da der Himmel und die Erde und der Wind schweigt     (… alles schweigt …)
und die Tiere und die Vögel der Schlaf bremst,
Nacht, ihren sternbestückten Wagen herumführt,
und in seinem Bett das Meer ohne Welle liegt,

wache, denke, brenne, weine; und wer (was) mich zerstört        (ich wache …/wache ich …)
ist mir immer präsent als süsse Last:
Krieg ist mein Zustand, mit Wut und Schmerz voll;
und nur über sie denkend habe ich etwas (einigen) Frieden.

Also, nur vor einer klaren Quelle, lebendigen,
bewegt (sich) Süsses und Bitteres, wo ich mich weide;
eine Hand allein genest mich wieder und sticht.

Und damit mein Martyrium nie ende (an-komme, an das Ufer komme)
tausend mal am Tag sterbe ich und tausend (mal werde ich) gebore(n);
so-weit bin ich von meiner Gesundheit (Wohlsein) entfernt.

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Gianotti, BABEL-PROJEKT

1992     M / S / D

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Pieter Bruegel der Ältere, 1563 (Wiener Version)

Gian Gianotti,  BABEL – Projekt

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Produktion: Gian Gianotti, Matthias Weilenmann
Im Barocksaal Schloss Fürstenau, als Gäste von Edith und Peter Calonder:

Premiere: Sonntag, 27. September 1992, Uraufführung

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Weitere Vorstellungen:
Freitag, 27. November 19.30 Uhr im Grossen Saal, Musikkonservatorium Florhofgasse Zürich
Samstag, 28. November 20.00 Uhr im Restaurant Neuhof Bachs ZH

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Das Projekt war eine Fortsetzung des letzten Wintersemester-Kurses über “theatralische Raumfragen im konzertanten Auftritt” am Musikkonservatorium in Zürich (Studiengang für neue Musik von Matthias Weilenman). Die ganze Gruppe wollte sich über den regulären Kurs hinaus noch weiter mit den aufgeworfenen Fragen beschäftigen.

 

Gian Gianotti

Musik von:Urs Peter Schneider, Babel (1961 – 1967)

Giacinto Scelsi, Stücke für Klarinette
Cathy Berberian, Stripsody (1966)
Luciano Berio, Gesti (1966)

Musikalische Leitung: Matthias Weilenmann
Ausstattung und Inszenierung: Gian Gianotti

 

NOCH KEINE GRENZEN, KEINE
noch kein Ende, nirgends …

Mitspielende  Musiker/innen:

Remo Arpagaus, Querflöte
Andrea Bissig, Blockflöte
Fides David, Gesang
Christine Fringeli, Blockflöte
Anna-Maria Locher, Gesangn
Hans-Christoph Maier, Blockflöte
Valentin Marti, Saxophon
Evi Mohr, Klavier
Imelda Natter, Orgel
Petra Roderburg-Eimann, Blockflöte
Margreth Schlör, Blockflöte
Thomas Schudel, Gesang
Jeremias Schwarzer, Blockflöte
Erich Strehler, Saxophon

Schauspielerin – Leontina Lechmann

 

 

Text nach verschiedenen Bibelübersetzungen und Kommentaren
zum Thema Kommunikation, Sprache und Sprachzersetzung: Gian Gianotti

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Der Text
>>>   Gian Gianotti, BABEL     pdf, 4 Seiten

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BABEL war das Vorprojekt zur Definition der Idee für das      >>>   theaterforum.ch

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Steinmann, DAS WEITE SUCHEN

1992     S / de / D / U

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Plakat: Ruth Schürmann

Paul Steinmann: DAS WEITE SUCHEN
Spielleute Luzern, Gaskessel, Projektleitung: Thomy Büchler

Premiere: 8. August 1992, Uraufführung

 

Inszenierung: Gian Gianotti
Ausstattung: Ruth Schürmann
Musik: dodo Luther

 

Besetzung:

Die Ausreisenden
Anna: Mascha Altermatt
Jgor: Stefan Kelz
Appolonia Reymann: Silvia Bachmann
Christina Soder: Ruth Egli
Michael Metzger: Beat Reichlin
Fridolin Müller: Franz Koch
Josef Ulrich: Sandra Wüthrich
Wendel: Heinz Küng

Die Bleibenden
Maria: Ursi Brun-Weiss
Franz Kym: Otmar Müller
Salome: Mage Brun
Teresia: Rita Maeder-Kempf
Fischinger: Hans Eggermann

Musiker: Adrian Blum (Akkordeon)

 

Mit der grosszügigen Mitarbeit und Unterstützung der Mitglieder des Vereins Spielleute Luzern.

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Ein Stück
über die Sehnsucht und über das Heimweh
über den Mut und über die Hemmung einen Schritt zu wagen
über Auswanderung, über Einwanderung
Heimat, Fremde
Erinnern und Vergessen, Haben und Sein

über Leben und Tod.

 

“Das Weite suchen” ist ein historisches Drama, das die Auswanderungswelle nach Amerika zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum Gegenstand hat.
Der Staat zwingt die Auswanderungswilligen, sich zu Auswandervereinen zusammenzuschliessen. Im Dorf kommt es zu einer Gründungsversammlung.
Kurz darauf gründet der reiche Ulrich einen zweiten Auswandererverein. Es kommt zu Konflikten.

 

 

Wie viel Weite braucht der Mensch?

Weit- und Dreispringerinnen schütteln die Köpfe, Kugelstösserinnen jammern, Speer-, Diskus-, und Hammerwerfer ärgern sich. Ein paar Zentimeter zu wenig weit. Enttäuschte Gesichter. Welten brechen zusammen.

In den Weiten der Prärie zogen die Indianer von Jagdgrund zu Jagdgrund. Bis die Bleichgesichter kamen mit Feuerwasser und Donnerbüchsen. Weg da! Wir brauchen das Land! Es hat noch immer genug Platz für eure Zelte.

Wie viel Weite braucht der Mensch? Ich brauche so viel Nähe, wie ich nur kriegen kann, meint G. und streichelt ihre rote Katze. Und so viel Weite, wie ich nur bekommen kann, brauche ich auch.

E. hat eine Reise gebucht. Wohlverdiente Ferien nach anstrengender Arbeit. Weites Meer. Weiter Strand. Weite Himmel. Frei sein. E. erlitt am 2. Tag in seinem Bungalow einen Herzinfarkt. Die Grundfläche von E.s Grab misst zwei Quadratmeter. Wie viel Weite braucht der Mensch?

In seinem Vaterland hatte man Mutter und Vater verfolgt, gefoltert, getötet. Sie hatten sich für Freiheit und eine eigene Meinung eingesetzt. Wollte T. sein Leben retten, musste er das Weite suchen. Er floh und lebt heute vorübergehend in einem Durchgangsheim in der Schweiz, das schon zweimal Ziel von Brandanschlägen geworden war. T. sagt zur Reporterin, er fürchte sich nicht. Die Schweiz sei schön. Dabei lächelt er nur mit dem Mund. In den Augen Angst.

Ich brauche alle Weite, die ich kriegen kann. Freiheit, Unabhängigkeit, Abenteuer sagt F., man lebt schliesslich nur einmal. Soll’s doch jeder so machen. Hab’ ich nichts dagegen. Und lärmt. Und braust davon. Und stinkt. Wie viel Weite braucht der Mensch?

S. hatte mehr gewollt vom Leben als sitzen und tippen und warten und lächeln und Kind und TV und CD und neue Frisuren. Der stündliche Cognac macht sie fröhlicher, als sie sich fühlt. Beschwingt füllt sie den Lottozettel aus. Das Horoskop auf drei Zeilen versichert ihr, alles sei gut. Seit sie diese Tabletten nimmt, kann sie wieder schlafen. Traumlos zwar und schwer. Aber immerhin. Wie viel Weite?

Ein Fenster haben, das man immer wieder aufstossen kann. Eine Tür, die man nicht abzuschliessen braucht. Ein weites Herz und einen weiten Geist. Und dreimal täglich einen Blick auf mich selbst werfen. Dann geht’s mir gut, schreibt M. und klebt einen Vogel auf das Briefpapier.

B. guckt gespannt zu. Der Zug verschwindet im Schuhschachteltunnel. Als er wiederauftaucht, jauchzt B., Ihre Backen sind rot. Sie ist Bahnhofsvorstand und Lokomotivführerin und Passagierin in einem. Sie reist mit dem Holzzug nach Merika. Wie viel Weite braucht der Mensch?

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Paul Steinmann, Juli 1992

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Das Sprichwort sagt

Man sucht oft etwas in der Weite
Und hat’s an seiner Seite.

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Der Autor Paul Steinmann und sein Stück:  “Ich möchte in mir selbst das Weite suchen”

Von der Aargauer zur Luzerner Fassung

Das Stück “Das Weite suchen” hat Paul Steinmann im Auftrag des Lehrertheaters Möhlin AG geschrieben, dort wurde es 1990 uraufgeführt. Das Thema Auswanderung war ihm vorgegeben und hatte historischen Bezug zur Gegend des Fricktals, von wo um 1817 viele Menschen ausgewandert waren. In einer Dissertation über die Auswanderung im Kanton Aargau, erzählt der Autor, habe er nicht nur Aufschluss gefunden über den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Hintergrund der damaligen Situation, sie habe ihm auch den ersten “dramatischen Knoten” geliefert. Aus dem Bericht, dass in einem kleinen Ort damals zwei Auswanderer-Vereine gegründet wurden, liess sich eine Geschichte machen. Natürlich sei bei dem Thema die soziale, menschliche Frage im Vordergrund gestanden, sie erhalte dem Stoff auch seine Aktualität. Fragen wie “Was ist die Weite?” – “Welche Gründe gibt es, fortzugehen?” – “Was macht ein Land zum Traumland?” stellen sich immer wieder neu.

Für die Spielleute hat Paul Steinmann, zusammen mit Regisseur Gian Gianotti, eine Luzerner Fassung des Stücks erarbeitet. Dabei sei es vor allem darum gegangen, das an die Region gebundene Stück geographisch zu neutralisieren. Neu geschrieben hat Steinmann auch den Anfang des Stücks, denn in Möhlin hatte man den Einstieg ins dortige Heimatmuseum verlegt, die Folge spielte man in einer Scheune. Den Unterschied zwischen einer Innenraum- und einer Freilichtaufführung zu erleben, sei für ihn jetzt besonders spannend, meinte der Autor. Eine Neuerung sind auch die <Monolog-Fensteo, diJ er aul Wunsch von Gianotti ins Stück eingebaut hat. “Monolog-Fenster”, die er auf Wunsch von Gianotti ins Stück eingebaut hat. “Es sind Reflexionen der einzelnen figuren über ihre individuellen Erfahrungen, Erinnerungen und Utopien. Sie geben dem Text zusätzliche Tiefe”, kommentiert Paul Steinmann diesen Teil der Bearbeitung.

Aus dem Interview von Eva Roelli für die LNN, Schaufenster

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Zur Musik: Fenster-Klänge

Die ‘Fenster’ – ein wichtiges Stilmittel dieses Theaters – bilden den Rahmen für das Umkippen von 13 handelnden Personen in eine subjektiv-intime Ebene ihrer Rolle. Als Grundlage für diese Dimension wählte ich das alte Guggisberglied, 13 Variationen darüber charakterisieren die jeweilige Sicht nach innen, komponiert für modernes Akkordeon.

Dass dafür dieser allseits bekannte Ohrwurm herhalten muss, hat nicht mit Nostalgie oder gar Sentimentalität am Hut. Bewunderung ja, einerseits für eine Melodie, die zwar nicht bodenständig-schollenverbunden daherkommt, vielmehr abstammt von den evangelischen Chorälen, die im 16. Jahrhundert in den bernischen Kirchgemeinden bekannt waren. Vorerst mündlich überliefert, wird das Guggisberglied erstmals 1741 erwähnt, ein ‘echtes’ Volkslied also, wenn auch mit fremdem Einfluss. ein Hauch von Internationalität, daher auch der Reiz, den die Melodie heute noch ausübt, vergleichbar mit gängigen Kirchenlieder-Hits, ein Berner Oberland-Plakat im Flughafen Terminal.

Bewunderung auch für den Text: In den 12 Strophen wird die Chronik einer Liebe und ihr Versiegen aus der Sicht der Frau ohne jedes Ressentiment nacherzählt. “S’ esch äbe ne Mönsch of Ärde” eröffnet auch das Theater, Weite wird exponiert, denn Liebe versetzt Berge: Das Vreneli in Guggisberg liebt den Simon “änet am Bärg”. “Ha di no nie vergässe, ha immer a di dänkt” beschliesst die Handlung des Stückes: Weite nurmehr im Kopf, als Sehnsucht. Von nostalgischem Schwärmen über eine vergangene Zeit ist zu spüren.

Das Lied suggeriert Sehnsucht und vermag, Distanzen zu überwinden, war doch sein Absingen bei den Berner Regimentern in Frankreich und im Piemont bei Todesstrafe verboten “damit unter den Soldaten nicht die Krankheit des Heimwehs veranlasst werde …”

Auswanderer aller Zeilen und Nationen bedienen sich der Volksmusik, um ihren Gefühlen des Exils Ausdruck zu geben. Dass es sich dabei um Heimweh nach der realen Heimat handelt, ist nicht anzunehmen, werden die Betroffenen doch grundsätzlich durch Not zur Migration veranlasst. Erinnert die Musik an die Utopie einer heilen Heimat?

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dodo Luther, Juli 1992

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fotos  ©  by  sylvia hüsler switzerland

 

 

 

 

 

 

 

 

 

fotos  ©  by  sylvia hüsler switzerland

Weitere 44 Fotos von    >>>  Sylvia Hüsler

 

 

 

 

Pressestimmen: 

>>>  ‘Das Weite suchen’ vor dem Gaskessel  LNN, Eva Roelli  12.7.92
>>>  Der Traum vom Sein, Erfüllung und Freiheit  Luzerner Zeitung, Flavian Cajacob  10.8.92
>>>  Wem es nicht passt, der soll nach Amerika – Gespräche  LNN Schausfenster  10.8.92
>>>  Gian Gianotti inszenierte in Luzern  Bündner Zeitung, Urs Bugmann  14.8.92
>>>  Eine Handvoll Menschen zeigt ihre Träume  LNN, Urs Bugmann  14.8.92
>>>  Wieviel Weite brauchen wir?  LNN, Hugo Bischof  14.8.92
>>>  Sorgen, Angst und Träume um Heimat und Auswanderung  Information Szene, Hansueli W. Moser-Ehinger  29.8.92
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Nestroy, HÄUPTLING ABENDWIND Rostock

1992     S / M / D

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Grafik: Feliks Büttner

Johann Nepomuk Nestroy: HÄUPTLING ABENDWIND
Volkstheater Rostock, Intendanz Bernd Renne

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Nestroy: HÄUPTLING ABENDWIND

Operette von Jacques Offenbach
Volkstheater Rostock

Premiere: 13. Juni 1992

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Inszenierung – Gian Gianotti
Ausstattung – Feliks Büttner
Musikalische Leitung – Wolfgang Bretschneider
Dramaturgie – Verona Knüdeler

Regieassistenz – Sigrid Hoelzke
Inspektion/Souffleuse – Elvira Beran

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Ausstattung und Fantasie: Feliks Büttner

Mitspieler:

Abendwind der Sanfte, Häuptling der Gross-Lulu – Egon Brennecke
Atala, seine Tochter – Dorothée Reinoss
Biberhahn der Heftige, Häuptling der Papatutu – Jürgen Kaczmarek
Arthur, ein Fremdling – Jens Knospe
Ho-Gu, Koch bei Abendwind – Manfred Gorr
Erster Gross-Luluerer – Erhardt Schmidt
Zweiter Gross-Luluerer – Günther Kornas

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Musiker:
Anne von Hoff (Violine)
Ariane Spiegel (Violoncello)
Annett Ulrich (Oboe)
Torsten Weishaupt (Schlagzeug)

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Technischer Direktor – Peter Juhnke
Leiter der Werkstätten – Wolfgang Böhler
Bühnentechnik – Thomas Pretzsch
Beleuchtung – Günther Hennig
Ton – Guido Thomä
Requisite – Barbara Henneberg
Kostümdirektor – Hermann Hennig
Anfertigung der Kostüme – Kornelia Junge, Jürgen Timm
Chefmaskenbildner – Harry Patzer
Maske – Annemarie Erlich, Ursula Linke

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Werdegang dieser Produktion:

Über Peter Kleinschmidt (Chefdramaturg am Staatstheater Stuttgart bei  >>>  PERIKLES und  >>>  ENDE GUT ALLES GUT)  hatte ich Bernd Renne kennen gelernt, der nach der Wende zum Intendanten in Rostock gewählt wurde. Mein Interesse für das Theater der DDR, mir insbesondere jenes von Bertolt Brecht, Benno Besson, Manfred Wekwerth und das Deutsche Theater Berlin unter Wolfgang Langhoff und Heinar Kipphardt seit meiner Zeit an der Schaubühne 1974 bekannt. In den Wochen und Monate nach der Wende suchte in den Kontakt mit Bernd Renne und wir vereinbarten diese Inszenierung. Ich wollte der Machart des Theaters nachgehen und die mir (mit der Churer Inszenierung) bekannte Operetten-Komödie von Nestroy dort nach dem gleichen Konzept wieder einrichten. Mich interessierte die Fantasie und Spielfreude der Vorlage mit der breiten Möglichkeit der Extemporierung – und ich wollte sehen wie die zum Teil noch alten Schauspieler in Rostock damit umgehen würden. Dabei lernte ich Feliks Büttner kennen, der grosse Künstler-Fantast, und schlug ihn für die Ausstattung vor. Alles schien perfekt für diese Annäherung zu sein. Die Realität schlug dann als die radikalste Ernüchterung ein: in der deutsch-deutschen Kommunikation schien ’nach und nach’ alles unverständlich und unerreichbar zu werden. Die ersten Zeichen wurden von mir im Nachhinein betrachtet zu sehr verharmlost, das Festhalten des Ensembles an (mir dann noch weitgehendst unbekannten) ‘Traditionen’ und ‘Kompetenz-Hierarchien’, ‘Texttreue’ und dann auch ‘Operetten-Erwartung’ entwickelte sich zum Produktionsgraus – mir schienen die ‘Theateranliegen’ des Ensembles zu lange nachvollziehbar, aber die “Phantom-kommunikation” und die theatertechnischen Ein- und Vorwände verstand ich erst Jahre später mit meiner Arbeit am  >>>  Theater Winterthur  und über die vielen Kontakte in die neuen Bundesländer, die ich dann aus anderer ‘Hierarchie’ pflegen konnte.

 

Trotz allem will ich die Bilder einer Hauptprobe hier aufschalten, sie zeigen zumindest einige Chancen der Spielmöglichkeiten … wer die Fotos aufgenommen hat entzieht sich meiner Kenntnis, mir wurden sie von der Pressestelle des Theaters noch vor der Premiere ausgehändigt, also:

Fotos:   ©  Pressestelle Volkstheater Rostock, 1992

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pressestimmen: 

>>>  Wiener Schmankerl in der Südsee  Rostock EXPRESS  3.6.92
>>>  Premieren im Juni  Mecklenburger Aufbruch  5.6.92
>>>  Premieren  piste Rostock  Juni 92
>>>  ‘Theaterschmankerl’-Premiere im Kleinen Haus  Rostock Extra  11.6.92
>>>  ‘Häuptling Abendwind’ im Kleinen Haus des Volkstheaters  NNN, Wolfgang Dalk  12.6.92
>>>  Vergnügen total bei mörderischem Schmaus  Ostseezeitung, G. Richardt  16.6.92
>>>  Ein laues Lüftchen  Kurier Warnow, Sabine Hilliger  17.6.92
>>>  Ein kannibalisches Vergnügen  Mecklenburgischer Aufbruch, D. Harner  19.6.92
>>>  Urkomisch und äusserst bissig  NEPTUM-WARNOW-KURIER, Schwo  2.7.92
>>>  Der Witz hält sich in sehr engen Grenzen  NNN, Horst Prignitz  7.7.92
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>>>  Nestroy  HÄUPTLING ABENDWIND  in der Klibühni Chur, 1986

 

Finzi Pasca, GRENZGANG

1992     S / D / de / DEA

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Daniele Finzi Pasca:  GRENZGANG

Produktion des Mo Moll Theater Wattwil
Originaltitel: VIAGGIO AL CONFINE
Uraufführung: 1985 in Lugano

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MoMoll Theater Wattwil, Leitung: Jordi Vilardaga

Rohübersetzung:  Claudia Rüegsegger, Jordi Vilardaga
Spielfassung:  Gian Gianotti ..

 

Besetzung:

Sie: .  . Claudia Rüegsegger
Er: . . . .Jordi Vilardaga

Inszenierung und Bühne:  Gian Gianotti

 

Premiere:  18. März 1992 im Chössi-Theater Wattwil
Deutschsprachige Erstaufführung

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Bühnenbild und Kostüme: Ensemble nach einer Idee von Gian Gianotti
Bühnenmusik: Edward Grieg, Peer Gynt-Suite, Op.23

Requisiten, Bühnentechnik
sowie Betreuung der Vorstellungen:  Michael Oggenfuss

Plakat:  Thomas Freydl
Illustrationen im Programmheft:  Gabrielle Gern

Produktionsleitung:  Claudia Rüegsegger

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Es gibt Völker, die träumen; denen aber, die nicht träumen, bleibt das Theater.
(Jean Giraudoux)

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Zum Spiel im Grenzgang
Personen: ER, ein Mann, Angestellter und SIE, eine Frau, eventuell Kindergärtnerin

ER spiel ihn, SIE spielt sich.
Dazu ist ER sie, wenn SIE ihn nicht versteht
und ER ihr etwas über den Weg sagt, denn
dann spielt ER CHARON und SIE SELENE,
wenn SIE nicht gerade LIVIA vertritt.
Denn die ist in seinem Kopf, vor und nach der Vorstellung
und tritt nicht auf
aber ist ständig da und flattert herum
wie eben, und ER als CHARON ihr als SELENE von CARLA spricht
über das ER gerade fast gestolpert wäre, in der totalen Dunkelheit,
denn CARLA, so heisst das Huhn,
hätte ER, auch als Hecke verwandelter ISAAC,
eh nicht töten können, denn es hatte so schöne Augen.
Aber so kam das Publikum ums Essen,
denn zum Wein wollten sie doch etwas offerieren,
wenn es sich ihn doch bereits vorstellen konnte in den leeren Gläsern,
da er schon ausgetrunken war
bevor es, das Publikum,
auch nur von ihren jeweiligen LIVIAS oder anderen
hätte aufgefordert werden können
doch wenigstens einmal diese Theatergrenze,
die unsichtbare,
zu überschreiten …

das ist, das war  Daniele Finzi Pasca  … 1986 in seinem  VIAGGIO AL CONFINE,
und mit dieser Welt wollten wir uns einmal abgeben, im “grossen” Theater mit nichts als allem.

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ZUR  INSZENIERUNG  IN  DEN  KÖPFEN

These: Ich will wieder meine Klassiker sehen, sehen was ich sah, was für mich das Eigentliche war, was war, wahr war. Ich. Für mich.
Antithese: Mein Theater ist die Kunst der Anderen.

GRENZGANG.

Das Stück ist eine Reise in die Fantasie, in die Erinnerung. Bilder werden kaum gezeigt, Stimmungen entstehen, werden zugelassen, geben einen individuellen Sinn ab, wahr für den, der sich Ich nennen kann, der sich eine Assoziationsfähigkeit entwickeln, der sich selber Publikum und Zuschauer sein kann … und besonders für jenen, der das Stück zum ersten Mal sieht, hört, und offen ist für ganz Anderes.

Es wird von einer Erfahrung erzählt, wie einer ins Theater kam und gar kein Theater gesehen hat, sondern verführt wurde in einen weiteren Raum, den wir als Raum der Erinnerungen bezeichnen können, ins Requisitenlager oder in sich hinein. Dorthin jedenfalls, wo man gewöhnlich Erinnerungen, alte Beziehungen, nicht mehr Bewusstes hin- und ablegt … Und da findet er im Chaos eine Ordnung, unter dem Staub der Zeit findet er seine sehr lebendigen “déjà vues”, er findet seine Beziehung zu den Dingen, die daliegen, erfindet seine Dinge, seine Vergangenheit, seine Grossmutter, alte Regeln, kindliche Fragen.

Das Theater wird zum Erlebnis, Unterhaltung suchend wird der Zuschauer mit seiner eigenen Sensibilität konfrontiert. Anstatt sich den Alltag verdrängen zu können, taucht er ein in eine neue Art der Lebendigkeit – lässt sich gehen, ist neugierig, offen, assoziativ, ist sich selber in seinen Geschichten.

Eine Inszenierung? Eine Geschichte. Eine Reise in die grösste Dimension, die wir Menschen überhaupt erreichen können – in unsere eigene Fantasie. Und das Theater ist die Einladung dazu, die Brücke. Es sind einige Einstiegsflächen da, und dort einige Schwingungen, eine kleine gesicherte Ordnung für die Gestaltung des gemeinsamen Spiels und Erzählens. Aber sonst suche ich die grösstmögliche Offenheit für die Individualität und arbeite gegen die Idee, dass Theater nur auf der Bühne stattfinden kann, und dass alles, was auf der Bühne passiert, auch “das Theater” sei – Ich suche die Unterebene, das Fundament, und erdenke mir die Konstruktion darauf, erdichte, erfinde, erstelle. Ich. Meine. Von diesen Aussagen natürlich unterstützt, aber ich suche meine Geschichte: Ich, der Zuschauer.

Gian Gianotti, Januar 1992

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Texte aus der Schatulle “Dramaturgie”, die uns während der Inszenierung, bei der Suche nach den Übergängen zwischen “Realität, Theater, Fantasie und Traum” begleiteten und anspornten:

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Das Theater, ein Traum  von Robert Walser

Das Theater gleicht einem Traum. Im griechischen mag es anders gewesen sein; unseres ist von einem dachbedeckten, dunklen Haus geheimnisvoll und fremdartig eingeschlossen. Man tritt hinein, tritt nach ein paar Stunden wie aus einem merkwürdigen Schlaf wieder heraus, in die Natur, in das wirkliche Leben, und ist dann dem Traum entflohen.

Im Traum haben die Bilder, die einem vor dem Auge entstehen – es mag das Auge der Seele sein -, etwas Scharfes, Festgezeichnetes. Raumhaft natürliche Perspektiven, einen realen Erdboden, frische Luft gibt es da nicht. Man atmet Schlafstubenluft, während man über Berge schreitet wie der Mann mit den Siebenmeilenstiefeln. Es ist alles verkleinert, aber auch verschrecklicht im Traum; ein Gesicht hat meistens einen erschütternd bestimmten Ausdruck: furchtbar süss, wenn es ein süsses und wohlwollendes, furchtbar abstossend, wenn es ein, Furcht und Entsetzen einflössendes ist. Im Traum haben wir die ideale dramatische Verkürzung. Seine Stimmen sind von einer entzückenden Schmiegsamkeit, seine Sprache ist beredsam und zugleich besonnen; seine Bilder haben den Zauber des Hinreissenden und Unvergesslichen, weil sie überwirklich, zugleich wahr und unnatürlich sind. Die Farben dieser Bilder sind scharf und weich zugleich, sie schneiden mit ihrer Schärfe ins Auge wie geschliffene Äpfel und sind einen Moment nachher schon wieder zerflossen, so dass man oft, träumend sogar, bedauert, dieses und jenes so schnell verschwinden zu sehen.

(…) Wir sind so gern in dunklen, nachdenklichen Löchern. Nicht diese Vorliebe ist eine Schwäche; unsere Schwäche besteht vielmehr darin, uns solcher Vorlieben zu schämen.

Sind nicht auch die Dichtungen Träume, und ist denn die offene Bühne etwas anderes als ihr grossgeöffneter, wie im Schlaf sprechender Mund? Während des anstrengenden Tages treiben wir in den Strassen und Lokalen unsere Geschäfte und nützlichen Absichten vor uns her, und dann finden wir uns in den engen Sitzreihen wie in engen Betten zum Schauen und Hören ein; der Vorhang, die Lippe des Mundes, springt auf, und es brüllt, zischt, züngelt und lächelt uns befremdend und zugleich herzensvertraulich an; es setzt uns in eine Erregung, deren wir uns nicht bemeistern mögen und können, es macht uns krümmen vor Lachen oder erbeben vor innerlichem Weinen. Die Bilder flammen und brennen vor den Augen, die Figuren des Stückes bewegen sich übernatürlich gross, wie nie gesehene Gestalten, vor uns. Das Schlafzimmer ist dunkel, nur der offene Traum glänzt in dem starken Licht, blendend, redend, dass es einen zwingt, mitoffenem Munde dazusitzen.

Wie melodiös sind Farben im Traum! Sie scheinen Gesichter zu werden, und plötzlich droht, schluchzt oder lächelt eine Farbe; ein Fluss wird zu einem Pferd, und das Pferd will mit seinen behuften Füssen eine enge Treppe emporsteigen, der Reiter zwingt es, man verfolgt ihn, man will ihm das Herz aus dem Leib reissen, man kommt näher, aus der Feme sieht man die Mörder herstürmen, namenlose Angst packt einen an – der Vorhang sinkt.

(…) O, wie der Traum göttlich schauspielert! Er gibt vom Entsetzlichen das unanfechtbar reine Bild wie vom Süssen, Beklemmenden, Wehmutvollen oder Erinnerungsbangen. Zu den Empfindungen, Personen und Tönen malt er sofort Schauplätze, zu dem süssen Geplauder einer edlen Frau deren Gesicht, zu den Schlangen die seltsamen Kräuter, worunter sie grauenhaft hervorkriechen, zu dem Geschrei von Ertrinkenden die schwermutvolle abendliche Fluss- und Uferlandschaft, zum Lächeln den Mund, der es ausdrückt.

Manchmal sehen wir nur Züge, Linien, manchmal nur Augen; dann kommen die blassen Züge und umrahmen die Augen, dann die wilden, schwarzen Haarwellen und begraben das Gesicht; dann ist es wiederum nur noch eine Stimme, dann geht eine Tür auf; es stürzen zweie herein, man will erwachen, aber unerbittlich dauert das Hereinstürzen fort. Momente gibt es im Traum, deren Erinnerung wir im Leben nie vergessen können.

So wirkt auch das Theater mit seinen Gestalten, Worten, Lauten, Geräuschen und Farben. Wer möchte zu einer holdseligen Liebesszene den üppig verwachsenen Garten vermissen, zu einem Mord die dunkle Wand der Gasse, zu einem Schrei das Fenster, durch welches er ausgestossen werden kann, zum Fenster, die zärtlich und frauenhaft weisse Gardine, die es verfenstert und verzaubert und wieder vernatürlicht? Schneelandschaften, nächtliche, liegen auf der Bühne, dass man glauben sollte, sie erstrecken und dehnen sich meilenweit; ein Eisenbahnzug mit rötlich schimmernden Waggonfenstern zieht vorüber, ganz langsam, als zöge und winde er sich in weite Feme, wo das Schnelle dem Auge nicht schnell entfliehen will. Feme und Nähe sind im Theater dicht nebeneinander. Zwei Schurken flüstern immer zu laut; der edle Herr hört alles, und er stellt sich doch ahnungslos. Das ist das Traumhafte, das wahre Unwahre, das ergreifende und zu guter Letzt das Schöne, Wie schön ist es, wenn zwei Kerle laut brüllend miteinander flüstern, während des anderen Gesichtszüge sagen: wie still ist es rings umher!

Solches ähnelt den grausigen und schönen Geschichten im Traum. Die Bühne setzt alles daran, zu erschrecken; sie tut gut daran, das zu beabsichtigen, und wir tun gut, das Etwas in uns zu hüten, das uns den Genuss und den Schauder dieses Schreckens noch empfinden lässt.

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Eine Predigt!  von Federico Garcia Lorca

Ja, eine Predigt! Warum sollen wir immer ins Theater gehen, um zu sehen, was geschieht? Der Zuschauer ist zufrieden, weil er weiss, dass sich das Stück um ihn nicht kümmert; aber wie schön wäre es, wenn man ihn plötzlich von den Brettern aus anriefe und ihn zum Sprechen brächte und die Sonne der Bühne dem hinterhältigen Kerl in sein bleiches Gesicht schiene!

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Der Schmetterling  von Tschuang Tse

Ich, Tschung Tse, träumte einst, ich sei ein Schmetterling, ein hin und her flatternder, in allen Zwecken und Zielen ein Schmetterling. Ich wusste nur, dass ich meinen Launen wie ein Schmetterling folgte, und war meines Menschenwesens unbewusst. Plötzlich erwachte ich, und da lag ich: wieder “ich selbst”. Nun weiss ich nicht: war ich da ein Mensch, der träumt, er sei ein Schmetterling, oder bin ich jetzt ein Schmetterling, der träumt, er sei ein Mensch? Zwischen Mensch und Schmetterling ist eine Schranke. Sie überschreiten ist Wandlung genannt.

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(…) Eines Tages, …  von Michael Ende

… vor einigen Jahren, schneit mir ein Brief vom Duttweiler Institut ins Haus, ein sehr schön gelegenes Institut, in dem Tagungen über alle möglichen sozialen, politischen und sonstigen Themen veranstaltet werden. Die Tagung, von der ich jetzt spreche, lief unter dem Thema “Die Rationalisierungsfalle”. Zu dieser Tagung waren etwa zweihundert Top-Manager aus ganz Europa eingeladen, auch Gewerkschaftsleute und einige vom Club of Rome. Es ging bei der ganzen Sache um die Microprozessoren, die damals gerade aufkamen und die praktisch als dritte industrielle Revolution gewertet wurden.

Ich war einigermassen erstaunt, dass die Veranstalter gerade mich einluden, an dieser Tagung teilzunehmen. Wie sie mir schrieben, brauchten sie jemand, der Gretchenfragen stellt, also als Nichtfachmann ganz unbefangen und sozusagen naiv den Problemen gegenübersteht.

An der Tagung wurde zuerst schwer über alle möglichen Fragen des Wirtschaftswachstums diskutiert. Es war eine heftige und ziemlich groteske Diskussion. Nach dem Abendessen sollte der gemütliche Teil kommen, und da war ich endlich an der Reihe. Ich las erstmal den Managern zur allgemeinen Verblüffung ein Kapitel aus der Momo vor, die Stelle mit Herrn Fusi, dem Friseur. Danach herrschte Ratlosigkeit im Saal. Man wusste nicht so recht, was das sollte, dass ihnen da einer plötzlich ein Märchen vorliest. Also fingen die Leute an, über den literarischen Wert oder Unwert der Sache zu diskutieren. Ich sagte: Meine Herren, ich glaube nicht, dass man mich aus diesem Grund zu Ihrer Tagung eingeladen hat. Die vorgelesene Stelle aus meinem Märchenroman sollte nur eine Anregung sein. Mir fällt auf, dass in unserem ganzen Jahrhundert kaum eine positive Utopie mehr geschrieben worden ist. Die letzten zumindest positiv gemeinten Utopien stammen aus dem vorigen Jahrhundert. Denken Sie etwa an Jules Verne, der noch glaubte, dass der technische Fortschritt den Menschen tatsächlich glücklich und frei machen könnte, oder an Karl Marx, der dasselbe von der Perfektion des sozialistischen Staates erhoffte. Beide Utopien haben sich inzwischen selbst ad absurdum geführt. Sieht man sich aber die Utopien an, die in unserem Jahrhundert geschrieben worden sind, angefangen von der “Zeitmaschine” von Wells über “Brave New World” von Huxley bis zu “1984” von Orwell, so finden wir nur noch Alpträume. Der Mensch unseres Jahrhunderts hat Angst vor seiner eigenen Zukunft. Er fühlt sich dem, was er selbst geschaffen hat, offenbar hilflos ausgeliefert. Es wird nur noch in Sachzwängen gedacht. Und Zwänge machen Angst. Das Gefühl der Hilflosigkeit ist so gross, dass wir nicht einmal mehr wagen, uns zu überlegen, was wir uns eigentlich wünschen.

Und deshalb möchte ich Ihnen, die Sie ja nun den ganzen Tag über Zukunftsfragen diskutiert haben, folgenden Vorschlag machen: Setzen wir uns doch einmal alle gemeinsam auf einen grossen Teppich und fliegen hundert Jahre in die Zukunft. Und jetzt soll jeder sagen, wie er sich denn nun wünscht, dass die Welt dann aussehen soll. Mir scheint nämlich, solange immer nur innerhalb der Sachzwänge argumentiert wird, wie heute den ganzen Tag, dann stellt man überhaupt nicht mehr die Frage, was wir überhaupt für wünschenswert halten. Wenn wir alle gemeinsam etwas Bestimmtes wollen, dann finden sich auch Mittel und Wege, es zu verwirklichen. Wir müssen nur wissen, was! Jeder soll sagen, wie er sich die zukünftige Welt wünscht

Fünf Minuten Schweigen – peinliches Schweigen. Schliesslich stand einer auf und sagte: Was soll der Quatsch? Das hat doch überhaupt keinen Sinn, wir müssen auf dem Boden der Tatsachen bleiben, und die Tatsachen sind eben die, dass wir, wenn wir nicht mindestens drei Prozent Wachstum im Jahr haben, nicht mehr konkurrenzfähig sind und wirtschaftlich zugrunde gehen. Ich sagte, das haben Sie jetzt den ganzen Tag über diskutiert, Sie werden morgen und übermorgen weiter darüber diskutieren, jetzt wollen wir das einen Augenblick vergessen und dieses Zukunftsspiel spielen. Aber das war nicht zu machen, im Gegenteil! Die Situation wurde so prekär, so mulmig, dass die Veranstalter den Versuch nach einer halben Stunde von sich aus abbrechen mussten, weil die Leute anfingen, mich zu beschimpfen und aggressiv zu werden.

Dieses Erlebnis hat mir viel zu denken gegeben. Ich glaube, es sind nicht nur diese Wirtschaftsleute, die heutzutage in einem ganz bestimmten Kreislaufdenken regelrecht gefangen sind, und dieser Kreislauf wird angetrieben durch Vorstellungen der Macht und der Angst, das heisst entweder überwältigen uns die anderen, dann sind wir verloren, oder wir überwältigen die anderen, dann gewinnen wir einen kleinen Vorsprung in diesem Wettlauf. (…)”

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Der Traum des Träumers  von Gabriel García Márquez

Vor Jahren schon wollte ich die Geschichte eines Mannes schreiben, der sich für immer in den Träumen verirrte. Der Mann träumte, er schliefe in einem Zimmer, welches dasselbe war, in dem er in Wirklichkeit schlief, und in diesem zweiten Traum träumte er auch, dass er schlief und denselben Traum in einem dritten Zimmer träumte, das den beiden vorhergehenden glich. In diesem Augenblick ertönte der Wecker auf dem Nachttisch der Wirklichkeit, und der Schlafende begann zu erwachen. Hierzu musste er natürlich aus dem dritten in den zweiten Traum erwachen, doch liess er dabei so viel Vorsicht walten, dass der Wecker im Zimmer der Wirklichkeit aufgehört hatte zu wecken, als er erwachte.

Als er nun vollständig erwacht war, zweifelte er einen Augenblick an seinem Verlorensein: Das Zimmer war den andern aus seinen überlagerten Träumen so ähnlich, dass er keinen Grund finden konnte, nicht daran zu zweifeln, dass auch dieser ein geträumter Traum war. Zu seinem grossen Unglück beging er deshalb den Irrtum, wieder einzuschlafen, begierig darauf, das Zimmer des zweiten Traums zu erforschen, um zu sehen, ob er dort ein sicheres Indiz der Wirklichkeit finden würde, und als er es nicht fand, schlief er wieder im zweiten Traum ein, um die Wirklichkeit im dritten zu suchen und danach in einem vierten und in einem fünften.

Schon mit den ersten Anzeichen begann er, von dort aus rückwärts aufzuwachen, vom fünften Traum in den vierten und vom vierten in den dritten und vom dritten in den zweiten, und in seinem sinnlosen Drang erinnerte er sich nicht mehr an die überlagerten Träume und befand sich lange Zeit in der Wirklichkeit. In Zimmern, die nicht mehr vor, sondern hinter der Wirklichkeit lagen. Verloren auf dem endlosen Gang mit denselben Zimmern, schlief er für immer ein und wanderte von einem Ende seiner unzähligen Träume zum anderen, ohne dass er die Tür zum Ausgang in das wirkliche Leben fand, und der Tod war seine einzige Erlösung in einem Zimmer, dessen genaue Nummer niemals mit Sicherheit festgestellt werden konnte.

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Alle Vorhänge im Theater …  von Hans Weigel

… fallen um Bruchteile von Sekunden zu spät. Der Rest fällt zu früh. Dem Vernehmen nach soll in den zwanziger Jahren einmal in einem Theater der Vorhang dank einer Kettenreaktion von Missverständnissen im richtigen Moment gefallen sein, aber das glaube ich nicht.

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Everything and Nothing  von Jorge Luis Borges

In ihm war niemand; hinter seinem Gesicht (das auch auf den schlechten Gemälden seiner Zeit wie kein anderes aussieht) und hinter seinen Wörtern, die zahlreich, phantastisch und wildbewegt waren, gab es nicht mehr als ein wenig Kälte, einen von niemandem geträumten Traum. Am Anfang glaubte er, alle Personen seien wie er, aber das Befremden eines Kameraden, mit dem er auf diese Leere zu sprechen kam, enthüllte ihm seinen Irrtum und hinterliess ihm für immer das Gefühl, dass ein Individuum nicht von der Gattung abweichen dürfe. Manchmal glaubte er, dass er in Büchern das Heilmittel für seine Leiden fände, und so erwarb er sich das geringfügige Latein und das noch geringfügigere Griechisch, von dem ein Zeitgenosse sprechen sollte; dann kam er auf den Gedanken, dass in der Durchführung eines urtümlichen Ritus der Menschheit das, was er suchte, sehr wohl enthalten sein möchte, und liess sich von Anne Hathaway einweihen im Laufe einer langen Juni-Siesta. Als er einige zwanzig Jahre alt war, ging er nach London. Instinktiv hatte er sich schon angewöhnt, so zu tun, als sei er jemand, damit seine Niemandsverfassung nicht entdeckt würde: in London fand er den Beruf, für den er prädestiniert war, den des Schauspielers, der auf einer Bühne so tut, als sei er ein anderer, vor einer Ansammlung von Leuten, die so tun, als hielten sie ihn für jenen anderen. Die Gauklerpflichten lehrten ihn eine einzigartige Fröhlichkeit, die erste vielleicht, die er kennenlernte; wenn jedoch der letzte Vers beklatscht und der letzte Tote von der Szene weggetragen war, suchte ihn der verhasste Geschmack von Unwirklichkeit aufs Neue heim. Er hörte auf, Ferrex zu sein oder Tamerlan und wurde wiederum zu niemand. In seiner Bedrängnis begab er sich daran, andere Helden und andere tragische Fabeln zu ersinnen. Während so der Körper seinem körperlichen Geschick oblag, in Freudenhäusern und Schänken Londons, war die Seele, die ihn bewohnte, Caesar, der auf die Weissagung des Auguren nicht hört, und Julia, die die Lerche verabscheut, und Macbeth, der sich auf der Heide mit den Hexen bespricht, die gleichzeitig die Parzen sind. Niemand war so viele Menschen wie dieser Mensch, der gleich dem Agypter Proteus alle Erscheinungen des Seins zu erschöpfen vermochte. Zuweilen hinterliess er in einem versteckten Winkel des Werks ein Bekenntnis, überzeugt, dass es unenträtselt bleiben würde; Richard behauptet, dass er in der Einzahl seiner Person die Rolle vieler spielt, und Jago tut den sonderbaren Ausspruch: ‘Ich bin nicht, der ich bin’. Die grundsätzliche Identität von Dasein, Träumen und Darstellen inspirierte ihn zu Stellen, die berühmt geworden sind.

Zwanzig Jahre lang verharrte er in dieser planmässigen Halluzination, aber eines Morgens überkamen ihn Überdruss und Grauen, so viele Könige zu sein, die durch das Schwert umkommen, und so viele unglückliche Liebende, die zueinander finden und auseinander streben und melodisch dahinsterben. Noch am gleichen Tag beschloss er, sein Theater zu verkaufen. Vor Ablauf einer Woche war er in seinen Geburtsort zurückgekehrt, wo er die Bäume und den Fluss seiner Knabenzeit wieder in Besitz nahm und sie nicht mit jenen anderen verknüpfte, die seine Muse gerühmt hatte, und die im Widerschein mythologischer Anspielung und lateinischer Worte standen. Irgendwer musste er nun einmal sein; so war er ein Impresario im Ruhestand, der zu Vermögen gekommen ist, und der sich für den Geldverleih, die Händel und die kleinen Wuchergeschäfte interessiert. Als solcher setzte er das dürre Testament auf, das wir kennen, und aus dem er geflissentlich jeden poetischen oder literarischen Zug verbannte. Freunde aus London besuchten ihn gelegentlich in seiner Zurückgezogenheit, und ihnen zuliebe griff er auf die Rolle des Poeten zurück.

Die Geschichte weiss übrigens zu vermelden, dass er sich vor oder nach dem Sterben im Angesicht Gottes wusste und zu ihm sprach: “Ich, der ich vergebens so viele Menschen gewesen bin, will nur einer und Ich sein.” Die Stimme Gottes sprach zu ihm aus einem Wirbelsturm: “Auch Ich bin nicht; ich habe die Welt geträumt, wie du, mein Shakespeare, dein Werk geträumt hast, und unter den Gebilden meines Traums bist du, der du wie ich viele und niemand bist.”

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Aus: Warten auf Godot  von Samuel Beckett

(…) Estragon schläft ein. Wladimir bleibt vor Estragon stehen.

WLADIMIR Gogo… Stille. Gogo… Stille. GOGO!

ESTRAGON Fährt aus dem Schlafe auf und wird so wieder in seine schaudervolle Situation zurückversetzt: Ich schlief. Vorwurfsvoll. Warum lässt du mich nie schlafen?

WLADIMIR Ich fühlte mich einsam.

ESTRAGON Ich hatte einen Traum.

WLADIMIR Erzähl ihn nicht.

ESTRAGON Ich habe geträumt…

WLADIMIR ERZAHL IHN NICHT!

ESTRAGON auf das Universum zeigend: Genügt dir dieser? Schweigen. Es ist nicht nett von Dir, Didi. Wem soll ich denn meine privaten Alpträume erzählen, wenn nicht Dir?

WLADIMIR: Sie sollen privat bleiben. Du weisst gut, dass ich das nicht vertrage.

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Traum und Realität  von Christoph Wulf

Die Fähigkeit, zwischen Traum und Realität unterscheiden zu können, ist eine, die erst mit einem gewissen Entwicklungsstand des Bewusstseins erreicht wird und über die, der am 26. Mai 1828 auf dem Marktplatz in Nürnberg gefundene Kaspar Hauser noch nicht verfügt hat. Von ihm berichtete Anselm Ritter von Feuerbach folgende Äusserung: “… das Bett sei das einzige Angenehme, das ihm noch auf dieser Welt vorgekommen, alles Übrige sei gar schlecht. – Erst seit er in einem Bette schlief, hatte er Träume, die er aber anfangs nicht für Träume erkannte, sondern beim Erwachen seinem Lehrer als wirkliche Begebnisse erzählte, indem er zwischen Wachen und Träumen erst später einen Unterschied zu machen lernte.”

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Ideale  von Federico Fellini

Der Verfall der Mythen ist vielleicht nur ein vorübergehender Spuk, aber man spürt, dass die reine Energie über sie hinweggeht. Wenn man Masken und Monstren an sich vorüberziehen lässt, sieht man einige verblassen, andere stürzen; es sind die, von denen man nichts mehr weiss. Die Moralisten jammern und finden, es sei ein Skandal, aber etwas wenigstens ist dabei gewonnen: eine gewisse Ordnung hat sich überlebt.

Wir projizieren auch weiterhin idealisierte Bilder über die Dinge, die wir sehen. Die Ideale kaschieren die Wirklichkeit. Es gibt nichts Ideales, keine ideale Frau, kein ideales Paar, keine ideale Stätte, keine ideale Situation: bei allem kommt es darauf an, dass man mit seinen Problemen zu leben lernt.

Wir respektieren auch weiterhin Werte und allgemeine Prinzipien, die uns zu nichts mehr nützen. Im Leben gibt es nur Einzelfälle, nach denen man sich nach Möglichkeit richten muss.

Der gegenwärtige Zersetzungsprozess der Gesellschaft erscheint mir durchaus normal: für mich ist er kein Zeichen des Untergangs, sondern ein Zeichen von Leben. Das Leben besteht aus Umwandlungen. Man sollte diese hier sogar beschleunigen, sie so vollziehen, wie man es mit der Nahrung macht. Revolte ist immer fruchtbar. Nur die Revolte trägt die organische Notwendigkeit, sich Ausdruck zu schaffen, in sich. Billigung hingegen führt zu Indifferenz. Man schläft dabei ein.

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Was ist denn ein Künstler  von Federico Fellini

Nichts anderes als ein Provinzler, der sich zwischen einer physischen und einer metaphysischen Wirklichkeit befindet. Vor einer metaphysischen Wirklichkeit sind wir alle Provinzler. Wer ist denn schon Bürger der Transzendenz, wer? … Heilige. Und diese Grenzlinie des Zwischenreichs möchte ich Provinz nennen, diese Grenze zwischen der Welt des Wahrnehmbaren und der Welt des übersinnlichen – die eben ist das Reich des Künstlers.

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Pressestimmen: 

>>>  Neues Programm auf neuer Bühne  Der Toggenburger, ms  20.3.92
>>>  Premiere – doch der Vorhang blieb zu  St.Galler Tagblatt, Liliane Schär  20.3.92
>>>  ‘Grenzgang’ Mo Moll Theater  Klibühni Schnidrzumft Chur  24. & 25. 9.92
>>>  Reise ins Reich der Phantasie  Bündner Zeitung, gu.  26.9.92
>>>  Eine Rumpelkammer voller Träume  St.Galler Tagblatt, Peter Surber  29.9.92
>>>  Phantasien und Träume  Schaffhauser Nachrichten, Ursula Noser  28.11.92
>>>  Zwischen Fiktion und Realität  Der Landbote, Esther Reutimann  30.11.93

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Aristophanes, DIE VÖGEL

1991     S / D / de / FR / fr

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Plakat: Albi Brun

DIE VÖGEL

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In der Übersetzung von Peter Kleinschmidt

1991 D, dt (Bündnerdeutsch), FR, fr (elsässisch)
Aristophanes-Projekt 1990-1992:  DIE VÖGEL

Freilichtspiele Chur, Präsident: Rainer Metzger

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Die Vögel ………………..

    ………………….  Koproduktion

VEREIN FREILICHTSPIELE CHUR
BÜNDNER KANTONSSCHULE – BÜNDNER LEHRERSEMINAR

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Sehen Sie dazu die   
>>>  Projekt-Präsentation im Bulletin der Bündner Kantonsschule 13/1
in der Januar-Ausgabe 1991

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>>>  Der Inhalt der Komödie

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Premiere: Donnerstag 15. August 1991, 20.00 Uhr
Fr. 16., 17., 18. / Di. 19., 20., 21., 22., 23., 24., So. 25. / Di. 27., 28., 29., 30., 31. August
So. 1. / Di. 3., 4., 5., 6., 7., So. 8. September
Von Dienstag bis Samstag um 20.00 Uhr, Sonntag um 18.00 Uhr

 

Textfassung, Projektleitung und Inszenierung: Gian Gianotti
Bühnenbild, Masken und Kostüme: Robert Indermaur
Komposition und Direktion: Siegfried Friedrich

Training und Körperbildung: Serena Fueter
Kostüm-Atelier: Martha Morandi, Simone Girardin
Beleuchtung: Adrian Fry
Grafik: Edgar Zanoni, Atelier Brun, Chur

Rechte:  Theaterverlag Nyssen/Bansemer, Köln

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BESETZUNG:

Pisthetairos: Jean Pierre Schlagg
Euelpides: Christian Hahn
Wiederhopf: Jean Lorrain
Chorführer: Marie-Cécile Lutta

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CHOR DER VÖGEL:
Dagmar Bargetzi
Tamara Bär
Suleika Bär
Ivo Bärtsch
Selina Bischoff, auch Nachtigall
Irène Blum
Barbara-David Brüsch
Christoph Burkhart
Aldina Camenisch
Claudio Cathomen
Agnes Conrad
Simon Crameri
Fanni Fetzer
Carla Gartmann
Thomas Glückler
Denise Haas, auch Sekretär
Rebecca Indermaur
Mateuz Lorencak
Marionna Lutz
Mara Melcher
Annatina Menn
Sandra Pietroboni, auch Kardinal
Florian Schmid
Madelaine Schneider
Jann Schwarz
Nicole Simonett
Fränzi Stillhard
Diego Tomaselli
Maria Wassenberg
Sandra Werner

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GÖTTER:

Iris: Maria Schmid
Prometheus: Paul Schmed
Herakles: Marie-Cécile Lutta
Poseidon: Beda Frei
Triballer: Jean Lorrain, Michel Eglin, Edith Buchmann
Besileia: Puppe

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MENSCHEN:

Bettelpoet: Jean Lorrain
Prophet: Patricia Pasquale
Kommissar: Michel Eglin
Gesetzesverkäufer: Agi Conrad
Sykophant: Patricia Pasquale
Meton: Edith Buchmann

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ORCHESTER:

Siegfried Friedrich, Direktion und Einstudierung
Marianne Brehm, Klarinette
Lisa Frei, Saxophon
Hanspeter Geiger, Oboe
Christian Graf, Posaune
David Hächler, Bratsche
Riccarda Hächler, Flöte
Katharina Hächler, Cello
Kattrin Hefti, Violine
Nicole Held, Cello
Michael Kessler, Kontrabass
Claudia Kruschel, Violine
Sibylle Meyrat, Violine
Curdin Michael, Violine
Ralph Niederdorfer, Klarinette
Daniele Papacella, Klarinette
Andri Probst, Violine
Jeannette Probst, Cello
Isabelle Sailer, Violine
Martin Schwarz, Trompete
Katharina Stibal, Pikkolo
Curdin Vincenz, Klarinette
Christian Weidmann, Violine
Alexander Weisstanner, Guitarre

Und viele andere mehr. Insgesamt waren 193 Personen am Projekt beteiligt und deckten hinter den Kulissen alle Ressorts ab: Textbearbeitung, Bühnenbau, Maske, Kostüm, Werbung, Beleuchtung, Technik, Verkehr, Dokumentation, Verkauf, Kasse, Einlass, und allgemeine Mithilfe da und dort.   ALLE  193  NAMEN  der Beteiligten Personen sind mit Angabe der Ressorts im    >>>  Programmheft, auf Seite 26 – 29 aufgeführt   (pdf,  48 Seiten) 

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Ort: sehr hoch oben
Zeit: als die Zivilisierten auch noch Kriege führten

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Die Churer Text-Fassung, Beitrag aus dem   >>>  Programmheft, Seite 16

Für die Churer Aufführung hat Gian Gianotti Kleinschmidts Übersetzung leicht bearbeitet. Die grösste Änderung ist diese: Alle Chorpartien hat er, teilweise in Zusammenarbeit mit zwei Deutschklassen, auf Bündner-deutsch umgeschrieben, ebenso die Partie mit dem Sekretär des Wiedehopfs, und Prometheus lässt er elsässisch reden. Dies entspricht insofern dem Stil des Aristophanes, als die Chorpartien schon in den antiken Tragödien und Komödien durchgehend in einem besonderen griechischen Dialekt, einem abgeschwächten Dorisch, geschrieben sind und Aristophanes in Sprechpartien anderer Dramen (Lysistrata) Menschen aus verschiedenen griechischen Regionen mit je eigenem Dialekt auftreten lässt.

An ganz wenigen Stellen hat Gianotti – im Unterschied zu Kleinschmidt – aktuelle Anspielungen in den Text gebracht: Offenbar reizt eine antike Komödie doch immer wieder dazu, spottend auf irgendeine gegenwärtige Person oder Erscheinung hinzuweisen. Sonst fallen in Gianottis Theatertext noch eine stärkere Raffung gegenüber Kleinschmidt – die letzten Chorlieder fehlen ganz – und eine Dialogisierung gewisser Partien (2.8. des Lockrufs an die Vögel) als Eigenheiten auf.

Urs Dierauer

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DAS  RAHMENPROGRAMM  ZUM  PROJEKT

Mit den Aufführungen koordiniert, organisieren wir ein sehr umfassendes Rahmenprogramm mit folgenden kulturellen Institutionen in Chur:

–  in den Churer Kinos verschiedene Filme zum Thema, am Nachmittag und am Montag Abend (siehe Kino-Programm).

–  im Naturhistorischen Museum eine Ausstellung:  Über die Vögel im Kanton Graubünden, mit ihren Stimmen und ihrem Flugverhalten.

–  im Bündner Kunstmuseum eine einmalige Ausstellung zur  ‘Vogel’-Konzeption. Realität – Utopie” mit Bildern von Barnett Newman. Eröffnung Sonntag 11. August 

–  mit dem Stadttheater Chur, eine  Podiumsinformation zu Die Vögel  mit Projektbeteiligten* und mit einer  Rede von Prof. Hans Mayer  (Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, Jurist, Sozialforscher – aus Tübingen) “Zurück aus Wolkenkuckucksheim” – Sonntag 11. August 20.15 Uhr im Stadttheater Chur.  An Schlechtwettertagen wird die  Rede von Hans Mayer ‘Zurück aus Wolkenkuckucksheim’  von Projektbeteiligten* im Saal Pestalozza (studio 10) oder bei Aufführungsunterbrechungen in der Aula der Kantonsschule nachgelesen.
Ausführende: *Marie-Cecile Lutta, *Christian Hahn, *Jean Lorrain, *Jean Pierre Schlagg, *Gian Gianotti   
Sehen Sie dazu den    >>>  Vortrags-Text von Prof. Hans Mayer, 1991     pdf,  15 Seiten in der Einrichtung für die Nachlesung.

–  in der Galerie Studio 10 die Unterlagen zur Vorbereitung unserer Aufführung,  Masken, Skizzen, Figurinen, Zeichnungen … und weitere Bilder zur Idee  von unserem Bühnenbildner  Robert lndermaur    >>>  Ausstellung     als pdf
Sehen Sie dazu das    >>>  Rahmenprogramm     als pdf

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Foto: Gian Gianotti

 

 

Weitere 43 Bilder:
>>>    Fotogalerie:  Die Vögel   

Das Programmheft der Vorstellung:
>>>    Die Vögel, Programmheft     pdf, 48 Seiten

Werbemappe:
>>>    Die Vögel, Werbemappe      pdf, 9 Seiten

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Pressestimmen: 

>>>  Beim Freilichtspiel 1991 flattern die Vögel  Bündner Zeitung, gu  7.12.90
>>>  Neues Freilichtspiel in Chur ‘Die Vögel’  Bündner Tagblatt, T.M.  7.12.90
>>>  ‘Die Vögel’ flattern schon – nach Zürich  BüWo, pd.  16.1.91
>>>  Für alle 175 Teilnehmer hat die Arbeit begonnen  Bündner Zeitung, mom  25.3.91
>>>  ‘Die Vögel’ erstmals vollzählig  BüWo, R.S.  27.3.91
>>>  Und sie bewegt sich doch  Stadttheater Foyer  5.91   
>>>  Und sie bewegt sich doch  Stadttheater Foyer  5.91    Transkription des Gesprächs mit Felix Benesch 
>>>  Bald flattern die Vögel auuf der Kanti  Bündner Zeitung, gu.pd  13.6.91
>>>  Die Vögel fliegen schon ganz ordentlich  Bündner Zeitung, gab  13.6.91
>>>  Die Vögel und ihr Rahmenprogramm  BüWo, su.  8.8.91
>>>  Churer Kulturgeschehen im Zeichen der Vögel  Bündner Tagblatt, HaHä  12.8.91
>>>  Mit Farbe auf Papier singen, im Kunstmuseum  Bündner Tagblatt, wi  15.8.91
>>>  Heute Premiere  Bündner Tagblatt, bt,pd  15.8.91
>>>  Bündner Naturmuseum, Die Freiheit der Vögel ist beschränkt  Bündner Tagblatt, HaHä  17.8.91
>>>  Premiere auf Kantiareal, Volle Arena und spielfreudige Vögel  Bündner Zeitung, Marco Guetg  17.8.91
>>>  Die Vögel fliegen  Bündner Tagblatt, Foto M. Sauter  17.8.91
>>>  ‘Die Vögel’ haben Wolkenkuckucksheim gegründet  Bündner Tagblatt, Hanspeter Hänni  17.8.91 Seite 7
>>>  Komödie als ‘Ventilsitte’ Gian A. Caduff  Bündner Tagblatt  17.8.91
>>>  Studio 10 im Schatten der ‘Vögel’  Bündner Tagblatt, as  19.8.91
>>>  Utopie für Vögel und Schauspieler  ST. Galler Tagblatt, Christian Bleiker  21.8.91
>>>  Chur steckt im Vogelfieber  BüWo  21.8.91 (2)
>>>  Fotos von Susi Senti  Bündner Tagblatt  25.8.91
>>>  ‘Die Vögel’ sonntags auch 20 Uhr  Bündner Zeitung  30.8.91
>>>  Theater, das Chur nicht ‘einkaufen’ kann  T! Theater  9/91
>>>  ‘Die Vögel’ – letzte Vorstellungen  Bündner Zeitung, Peter de Jong  4.9.91
>>>  Simon Crameri, Persönlich  BüWo  9.91
>>>  ‘Die Vögel’ Rund 8000 sahen das komödiantische Treiben  Bündner Zeitung, gu  11.9.91
>>>  Notstand bei den Freilichtspielen  Bündner Zeitung, G.H.  29.10.91
>>>  War ‘Die Vögel’ das letzte Freilichtspiel  Bündner Tagblatt, HaHä  29.10.91
>>>  TERRA GRISCHUNA  5.91

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