Monteverdi u.a., PETRARKISMUS

1993   M / D / IT  –  Kurs mit Abschlussvorstellung

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Monteverdi Kurs mit Aufführung
Musikkonservatorium Zürich, Matthias Weilenmann/Gian Gianotti

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Eine Uraufführung

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Ausgehend von der Kurstätigkeit am Musikkonservatorium Zürich zum theatralisierten, konzertanten Auftritt beim   >>>  BABEL-Projekt  (September/November 1992)  und in  Weikersheim (September 1990)  fassten wir die Grundthemen der Theorie und Praxis zusammen und hinterfragten sie nach jeweiligen Erfahrungen erneut. Damit verbunden war die praktische Arbeit an der Vorbereitung und Darstellung des Monteverdi-Madrigals  “Or che ‘l ciel e la terra e ‘l vento tace” als raumszenisches, stimmlich-musikalisches und instrumentales Werk.

5 Tageskurse im grossen Saal des Musikkonservatoriums an der Florhofgasse und im Rhythmischen Seminar Zürich (8.3., 26.3., 20.5., 21.5., 24.5.) ein Abschlusswochenende (4., 5. und 6. Juni 1993) und eine halb-öffentliche Präsentationsveranstaltung in Vorstellungsform am 10. Juni 1993 im Florhofsaal – Uraufführung.

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Andrea del Castagno, Francesco Petrarca, particolare del Ciclo degli uomini e donne illustri, affresco, 1450, Galleria degli Uffizi, Firenze

Beteiligte Studierende / Musiker:

Regula Dickerhof – Klavier, Alt
Barbara Dziewien – Orgel/Cembalo, Sopran
Adriana Gehmacher – Blockflöte, Mezzo
Claudia Gerauer – Blockflöte, Alt
Heidi Gschwind – Gesang, Mezzo
Ellen Heydagen – Blockflöte, Alt
Laetitia Heinzmann – Querflöte, Alt
Javier Ignacio Hagen – Gesang, Bariton
Martina Joos – Blockflöte, Alt
Andrea Knutti – Blockflöte, Sopran
Dieter Lämmlin – Orgel/Cembalo, Tenor
Martina Meyer – Blockflöte, Alt
Barbara Nägele – Blockflöte, Alt
Petra Rodeburg-Eimann – Blockflöte, Sopran
Cora Schmeiser – Blockflöte, Sopran
Jeremias Schwarzer – Blockflöte, Bass
Ines Zehner – Blockflöte, Alt

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Der Text:
Francesco Petrarca (1304 – 1374), Or che ‘l ciel e la terra e ‘l vento tace
Werk: Il Canzoniere (1337 – 1349)

Die Musik:
Claudio Monteverdi (1567 – 1643), Or che ‘l ciel e la terra e ‘l vento tace
Werk: Madrigali guerrieri et amorosi (1638)


Die Kurs-Idee:

Der Geher in der Welt, in den Gedanken, in der Musik

Petrarca, als Wanderer (Besteigung des Mont Ventoux, 1336),
Vergil, als Lebenskampf/Wanderung “Lentus in umbra” bis
Peter Handke, “Langsam im Schatten”.

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Das Sonett:

Or che ‘l ciel e la terra e ‘l vento tace
E le fere e gli augelli il sonno affrena,
Notte il carro stellato in giro mena,
E nel suo letto il mar senz’onda giace;

Vegghio, penso, ardo, piango; e chi mi sface          (bei Monteverdi: “Veglio” statt Vegghio, gleiche Bedeutung)
Sempre m’è inanzi per mia dolce pena:
Guerra è il mio stato, d’ira e di duol piena;
E sol di lei pensando ho qualche pace.

Così sol d’una chiara fonte viva
Move ‘l dolce e l’amaro, ond’io mi pasco;
Una man sola mi risana e punge.

E perchè ‘l mio martìr non giunga a riva
Mille volte il dì moro e mille nasco;
Tanto da la salute mia son lunge !

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In einer “Wort zu Wort”-Arbeitsübersetzung, italienische Syntax beibehaltend:

Jetzt, da der Himmel und die Erde und der Wind schweigt     (… alles schweigt …)
und die Tiere und die Vögel der Schlaf bremst,
Nacht, ihren sternbestückten Wagen herumführt,
und in seinem Bett das Meer ohne Welle liegt,

wache, denke, brenne, weine; und wer (was) mich zerstört        (ich wache …/wache ich …)
ist mir immer präsent als süsse Last:
Krieg ist mein Zustand, mit Wut und Schmerz voll;
und nur über sie denkend habe ich etwas (einigen) Frieden.

Also, nur vor einer klaren Quelle, lebendigen,
bewegt (sich) Süsses und Bitteres, wo ich mich weide;
eine Hand allein genest mich wieder und sticht.

Und damit mein Martyrium nie ende (an-komme, an das Ufer komme)
tausend mal am Tag sterbe ich und tausend (mal werde ich) gebore(n);
so-weit bin ich von meiner Gesundheit (Wohlsein) entfernt.

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