Goethe, IPHIGENIE

1986     S / D

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Fotos: Emanuel Ammon

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Goethe: IPHIGENIE
Stadttheater Luzern, Direktion: Philippe de Bros

 

Johann Wolfgang von Goethe: IPHIGENIE
Textfassung: Gian Gianotti

Premiere: 23. September 1986

 

Inszenierung – Gian Gianotti
Bühne – Paolo Bernardi
Kostüme – Paolo Bernardi, Joachim Kohlhaas
Musik – Hanspeter Dommann

 

Besetzung:

Iphigenie – Heidi Maria Glössner
Thoas, König der Taurier – Horst Warning
Orest – Fridjof Stolzenwald
Pylades – Oliver Krättli
Arkas – Willy Dünkel
Klytaimnestra – Petra Jeup

 

Iphigenie-Chor:
Brigitte Pfenninger, Irène Stadelmann, Birgit Käch, Myriam Christen, Anja Müller,
Edith Schneeberger, Karin Wirthner, Daniela Amrhein, Katja Götz, Tina Müller,
Nicole Claude, Jasmin Hrovat, Corina Camenisch

Soldaten:
Philipp Twerenbld, Robert Lehner, Albert Fischer, Heinz Meyer, Lorenz Schaffner,
Nenat Stojkovic, Mirian Kusak, Karl Meyer, Hugo Meier, Karl Ressmann, Frank Wicky,
Max Sägesser, Björn Kaneborg, Beat Duss, Wolfgang Lauber, Reto Höin

 

Regieassistenz – Marie-Rose Russi
Hospitanz – Richard Wehrli
Inspizienz – Dieter Schnur
Souffleuse – Margaretha Schörgmeier

Technische Leitung – Karl Mahren
Bühnenmeister – Alois Huber
Lichtgestaltung – Gérard Cleven
Ton – Georg Schaller

Leiter der Kostümabteilung – Joachim Kohlhaas
Gewandmeisterin – Greti Zaugg
Chefmaskenbildner – Horst Dobiasch
Requisiten – Zeno Reichlin
Leiter des Malersaals – Erhard Schaab
Schlosserei – Nicola Mazza
Tapeziererei – Benedikt Bühler
Schreinerei – Salvatore Ragozzino
Statisterieleitung – Walter Spring

 

Ort und Zeit der Handlung: Ein Gespräch
© Aufführungsrechte der Textfassung bei Gian Gianotti

 

Pause im Übergang vom dritten zum vierten Akt

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Vorspiel in Aulis, Text der Klytaimnestra

Der Einstieg

Fluch
Fluch auf Agamemnons Haus, das altverfluchte
Und Fluch auf das alte Kriegsgeschlecht
Fluch dem Vater und Fluch dem Kriegsgott

Fluch, Fluch und Fluch

Mit Leben und mit Lebensfreuden hergeschmeichelt
Mit Achilleus als Köder, dem schönen, dem edlen, dem Göttersohn
Als Freund und Ehgefährt

Fluch dem Krieg und Fluch der Lüge
Der Arthemis als Opfer für Wind für Kriegsgefährt
Dem Tod geweiht für Todeszweck

Fluch

Die eigne Zukunft opfern
Die eigne Tochter töten für verfluchten Kriegszweck
Die eigne Zukunft für die eigne Zukunft töten

Oh Vater, Vater, Vater
Kämpfer und Führer für den eignen Untergang
Sinnlos Leben für ein sinnlos Ziel

Fluch, Fluch auf Fluch – und

Verderben dem Geschlecht des Krieges
Verderben dem Geschlecht der Macht
Verderben dem Geschlecht der Lüge – dem grössten Fluch

 

Gian Gianotti, 1986

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Zur Musik in Iphigenie

Die Regieanweisungen:

Die Musik soll Stille, Trauer, Tröstung, horchende Töne, Religion und Ordnung, Heimweh, Zeitlosigkeit ausdrücken …

… sie soll rhythmisch aufgebaut sein …

… mit einfachen archaischen Instrumenten zu erzeugen …

… und vom Chor der Frauen und Mädchen live auf der Bühne gespielt werden …

Also suchten wir Frauen und Mädchen mit musikalischen Erfahrungen für den Chor der Iphigenie auf Taurus, und Instrumente aus Holz und Metall mit verschiedenen Klangfarben und Klangcharakteren. Zwei Instrumente haben wir für uns bauen lassen, zwei balkenförmige Hozklangkörper, die mit Metallsaiten bespannt wurden.

Musik? Ist es Musik, was hier erklingen soll? Klänge, Stimmungen, Farben …

Diese Arbeit unterscheidet sich grundsätzlich von den Arbeoten, die ich in den letzten Jahren für das Stadttheater Luzern gemacht habe. Ich kann die Musik zu “Iphigenie” nicht einfach schreiben und dann mit dem Chor einüben, bzw. auf ein Tonband aufnehmen. Diese Musik muss zusammen mit den Szenen wachsen. Das heisst Probenbesuche bei den Schauspielern, Aufnehmen der Stimmungen der einzelnen Szenen, musikalische Grundkonstruktionen schreiben und diese mit dem Chor nach Fähigkeiten des EInzelnen umsetzen, einüben, aufbauen und eben – wachsen lassen.

Ein grosser Teil der Arbeit besteht also darin, aus dem Laien-Chor ein möglichst feinfühliges, reaktionsfähiges Ensemble zu machen. Die “Musik” soll einfach sein, machbar … und durch die gefühlsmässige Intensität des Chores leben, die Szenen vorbereiten, begleiten und kommentieren …

Hanspeter Dommann, 1986

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Zum Chor der Iphigenie

Der Chor soll das Lebens im “Klosterbezirk auf Tauris” verkörpern. Eine soziale Struktur unter dem Schutz der Göttin Arthemis, als Begleitung für das geistige Leben der Region: Ein Ort der Besinnung für den “barbaren” König Thoas.

Die Lebensfähigkeit pflegt die Lebensqualität. Die Umgebung definiert die Innenwelt. Auf Tauris soll ein Leben möglich gewesen sein vor und nach Iphigenie.

Ein Versuch, dem Tantalus-Geschlecht Sinn und Zukunft zu geben.

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Fotos  ©  Emanuel Ammon, Luzern

Die Originalfotos sind abhanden gekommen.
Die hier aufgeschalteten sind Arbeits-Fotokopien.

Weitere Fotos:   >>>  Iphigenie, Luzern 1986

 

 

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Bibliographie

Johann Wolfgang Goethe
IPHIGENIE AUF TAURIS, in vierfacher Gestalt: 1779, 1780, 1781, 1786-87
Herausgegeben von Jakob Baechtold, Freiburg i.B. und Tübingen 1883
Akademische Verlagsbuchhandlung von J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)
(Universitätsbibliothek Basel)

Immanuel Kant
Kritik der reinen Vernunft: 1781, 1787, 1790
Metaphysik der Sitten, 1797
Zum ewigen Frieden, 1795/96

Arno Plack
Die Gesellschaft und das Böse, 1967
Ohne Lüge leben, 1976

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Ein Dank

Das Theater wird in der Rückschau für diese Produktion gewürdigt
>>>   WORT UND TAT

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Pressestimmen:

>>>  Mythologie in Weiss Aargauer Zeitung,  Olten, Rut Tedeschi,  22.11.86
>>>  Iphigenie höchst eigenwillig inszeniert  Oltener Tagblatt, Madeleine Schüpfer  22.11.86
>>>  Iphigenie zeigt Grunddilemma auf  Vaterland, Solothurner Nachrichten, thl.  21.11.86
>>>  Mit frischem Elan in die neue Saison, Iphigenie auf Tauris  NZZ, fsb.  7.10.86
>>>  Wahrheit und Lüge – Liebe und Gewalt  Bündner Zeitung, Anna-Marie Kappeler  26.9.86
>>>  So macht die Klassik richtig Spass  Vaterland, Christoph Brander  25.9.86
>>>  Iphigenie auf Tauris – klassisch und klar  Vaterland, Nikolaus Oberholzer  25.9.86
>>>  Intellektuell, aber nicht das Auge befriedigend  LNN, Michael A. Wassermann  25.9.86
>>>  Dilemma zwischen Wahrheit und Lüge – Leben und Gewalt  Tagblatt, Anna-Marie Kappeler  25.9.86
>>>  Iphigenie grossen Lebensraum geben,  Vaterland, ebe.  22.9.86
>>>  Nach neun Jahren wagte er sich an Inszenierung  LNN, Vera Bueller  30.8.86

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