1984 S / de / D
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Nestroy: FREIHEIT IN KRÄHWINKEL
2. Schaffhauser Sommer-Theater, Intendanz: Bruno Merlo
Freilichtspiele 1984, 3. bis 22. August, jeweils 20.00 Uhr
Beim Münster zu Allerheiligen
Mitwirkende
Bürgermeister und Oberältester, Gregor Vogel
Sperling, Edler von Spatz, Daniel Hongler
Rummelpuff, Kommandant der Stadtsoldaten, Hanspeter Bolliger
Pfiffspitz, Redakteur, Thomas Greuter
Eberhard Ultra, dessen Mitarbeiter, Helmut Vogel
Reakzerl, Edler von Zopfen, geh. Stadtsekretär, Edith Brügger
Frau von Frankenfrey, reiche Witwe, Christel Foertsch
Siegmund Siegel, ein subalterner Beamter, Peter Eberlin
Willibald Wachs, ein zweiter Subalterner, Jürg Schneckenburger
Klaus, Ratsdiener, Beat Fäh
Emerenzia, dessen Gattin, Anita Werner
Cäcilie, deren Tochter, Franziska Müller
Der Nachtwächter, Hanspeter Külling
Walpurga, dessen Tochter, Annette Fluri
Pemperl, Klempnermeister, Ratsbeisitzer, Hanspeter Sigrist
Schabenfellner, Kürschner, Ratsbeisitzer, Hermann Morf
Frau Pemperl, Yolande Beck
Frau Schabenfellner, Silvia Jüstrich
Babette, Pemperls Tiochter, Susanne Debrunner
Fanny, Schabenfellners Tochter, Barbara Schneckenburger
Frau von Schnebelbeiss, Geheimrätin, Johanna Müller
Adele, ihre Tochter, Lisa Bartholdi
Frau Klöppl, Witwe, Corinna Hübscher
Frau Knorr, Berti Schweri
Franz, Kellner, Stefan Ogg
Elly, Bediente der Frau von Frankenfrey, Heidi Waldhauser
Lisette, Zofe der Frau von Frankenfrey, Sabine Peter
Raps, Diener in der Stadtkanzlei, Urs Ammann
Gottlieb, Knabe, Dani Münger
Ligorianer, Krähwinklerinnen und Krähwinkler
Claudia Baljak, Doris Tanner, Lukas Piccolin, Felix Pletscher, Thomas Sutter und Kinder
Musikanten, Urs Herzig, Andrea Meier, Markus Eichenberger
Alphorn, Alphorngruppe Munot, Peter Casanova, Toni Hug, Ruedi Mark, Hans Hark
Waldhorn, Hanspeter Fischer, Berhard Meister
Orgel, Markus Lussi
Regie, Gian Gianotti
Szene und Kostüme, Alex Müller
Puppen, Heini Pestalozzi
Regieassistenz, Daniel Hongler
Beleuchtung, Rolf von Burg
Bühnenbau, Jürg Schneckenburger
Technische Beratung, Toni Eggenschwiler
Kostümatelier, Maya Münger, Hannelore Valley
Mitarbeiter Bühnenbau und Requisiten, Stefan Bernath, Werner Boll, Marco Hämmerli, Margret Krucker, Martin Kummer, Tanja Locherer, Ralf Maurer, Filippo Montalbano, Laurenz Müller, Torsten Nowak, Daniele Ottiger, Corinne Pestalozzi, Martin Ritzmann, Hans Schneckenburger, Pamela Schweizer, Susanne Sigg, Stefan Winzeler
Mitarbeit Kostüme, Charlotte Ackermann, Myrtha und Iris Boll, Heidi Cotti, Moike Graf, Regula Meier, Sinja Ogg, Magda Ritzmann, Sandra Stäheli, Trudi Tanner, Paula Theiler, Georgette Valley, Susanne Wäckerli
Grafik, Erwin Gloor
Presse, Medien, Guido Stalder
Intendanz, Bruno Merlo
Vielen Dank auch all jenen Helferinnen und Helfern, die uns spontan nach Redaktionsschluss noch durch ihre Mitarbeit unterstützt haben!
FREIHEIT IN KRÄHWINKEL
Im Sommer 1983 ist das erste SCHAFFHAUSER SOMMER-THEATER über die Bühne gegangen. „Diese Veranstaltung soll den ersten Schritt zu einem sich wiederholenden Theater-Ereignis darstellen“, hiess es vor einem Jahr. Ermutigt durch den Publikumsaufmarsch des letzten Sommers möchten die Initianten – Frauen und Männer aus den verschiedensten Berufen und Altersgruppen – nun den zweiten Schritt wagen.
Auch die diesjährige Produktion soll als Freilicht-Theater zur Aufführung kommen. Getreu der Grundidee, Berufsschauspieler mit Laien zusammenzuführen, werden vier „Profis“ und gut zwanzig „Amateure“ zu einer Spielmöglichkeit kommen.
Stadt – Theater
Wie bereits gesagt, soll auch die Produktion 1984 als Freilicht-Aufführung auf die Bühne kommen. Oder besser: auf die Bühnen. „Freiheit in Krähwinkel“ wird als Stationentheater mit Zuschauerwanderung aufgeführt. An mehreren Spielorten im Münsterbezirk (Vorhof, Kreuzgang, Schillerglocke, Kräutergarten) werden die einzelnen Bilder in Szene gesetzt, eine für Schaffhausen neue Idee, die sich andernorts gut bewährt hat. Selbstverständlich wird dabei der Komfort der Zuschauer nicht vergessen werden.
Aus der Programmzeitung KRÄHWINKLER-BOTE, dem Intelligenzblatt des Schaffhauser Sommertheaters:
Zwei Vorworte zum Revolutionsjahr 1848
Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, der Papst und der Zar, Metternich und Guizot, französische Radikale und deutsche Polizisten.
Wo ist die Oppositionspartei, die nicht von ihren regierenden Gegnern als kommunistisch verschrien worden wäre, wo die Oppositionspartei, die den fortgeschritteneren Oppositionsleuten sowohl wie ihren reaktionären Gegnern den brandmarkenden Vorwurf des Kommunismus nicht zurückgeschleudert hätte?
Zweierlei geht aus dieser Tatsache hervor.
Der Kommunismus wird bereits von allen europäischen Mächten als eine Macht erkannt.
Es ist hohe Zeit, dass die Kommunisten ihre Anschauungsweise, ihre Zwecke, ihre Tendenzen vor der ganzen Welt offen darlegen und den Märchen vom Gespenst des Kommunismus ein Manifest der Partei selbst entgegenstellen.
Marx, Engels: Vorwort zum Kommunistischen Manifest, London 1848
Wer kann bei der jetzigen Krisis in Europa sagen: „Ich war nicht dabei“? Die Revolution war in der Luft, jeder hat sie eingeatmet und folglich, was er ausg’haucht hat, war wieder Revolution. Da muss siche keiner schönmachen woll’n. Aufgefallen ist ein oder der andere mehr, da heisst’s halt dann, wie Schiller sagt: „Den nehm ich heraus aus eurer Mitte, doch teilhaft seid ihr alle seiner Schuld“. Drum schenken wir denen, die’s getroffen hat, die Mitleidsvollste Teilnahme und danken wir Gott, dass sie uns grad zufällig nicht herausgenommen haben!
Nach Revolutionen kann’s kein richtiges Strafmass geben. Dem Gesetz zufolge verdienen soviele Hunderttausende den Tod – natürlich, das geht nicht; also wird halt einer auf lebenslänglich verschossen, der andere auf fünfzehn Jahr‘ eing’sperrt, der auf sechs Wochen, noch ein anderer kriegt a Medaille – und im Grund haben s‘ alle das nämliche getan. (Geht mit Anton durch die Seitentür links ab.)
(Der Vorhang fällt unter passender Musikbegleitung.)
J. Nestroy: „Der alte Mann mit der jungen Frau“
… zum Zweiten …
Wiederum hat das Theaterfieber über fünfzig Frauen und Männer aus der Region gepackt. Wiederum war es erstaunlich einfach, Schauspieler/innen, Schneider/innen, Bühnenbauer/innen und viele andere Helfer/innen aus allen Kreisen der Bevölkerung zu gewinnen. Und wiederum freuen wir uns über die Tatsache, dass Leute jeden Alters, vom Vorkindergärtner bis zur rüstigen Jubilarin (Details werden nicht ausgeplaudert!) sich zum Mittun entschlossen haben.
Zum einen Teil sind die Mitwirkenden seit Jahren angefressene Theaternarren, zum anderen Neulinge, die zum ersten Mal die Bretter, die ja die Welt bedeuten sollen, unter den Füssen haben. Das Ensemble wird ergänzt durch vier Berufsschauspieler, die wir durch die Vermittlung unseres Regisseurs (auch er ein „Profi“) gewinnen konnten, und einen Musikertrupp. Sie alle haben ihre Sommerferien leichteren oder schwereren Herzens geopfert. Ihr Lohn: Die Freude am Spiel und an der gemeinsamen Arbeit an unserem Projekt.
Die Stückwahl ist uns, auf Gian Gianottis Vorschlag hin, leichtgefallen. Nestroy bietet in seiner „Posse mit Gesang“ ein Feuerwerk an zündenden Ideen, liebenswürdigen Frechheiten, bissigen Wahrheiten an, die – obwohl in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts angesiedelt – auch heute noch Gültigkeit haben, wenn sie nur frech genug über die Rampe kommen.
Und dafür sorgt das Stück selbst einmal, indem es Regisseur und Schauspieler vor und während der Inszenierung zu immer neuem Schalk anfeuerte. Zu frech kann’s ja für einen Nestroy gar nie werden. Und sollte es für Sie , liebes Publikum, da und dort zu scharf gewürzt sein, bitten wir um Verständnis für unsere helle Freude, die wir empfinden, wenn wir – wie die Krähwinkler im Stück – die Vorsicht für einmal ganz vorsichtig beiseite lassen.
Verständnis und Unterstützung haben wir schon währen der Produktion von vielen Seiten erfahren dürfen. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen, die uns in irgendeiner Form geholfen haben, eine Teil der vielzitierten „Kultur von unten“ zu realisieren.
Wenn Sie, liebes Publikum, sich Ihrerseits beim Ensemble bedanken wollen, dann denken Sie daran, dass der Applaus de Künstlers Brot ist. Geizen Sie nicht damit!
In diesem Sinne
Ihr
Bruno Merlo
Freiheit und Machtstrukturen – eine Komödie über das Leben in Krähwinkel
(M) acht – lose Gedanken zum Bereich Macht:
1. Über Macht nachdenkend werde ich machtlos, wenn ich sehe, wie Macht gemacht wird.
2. Macht hat etwas mit gemacht zu tun.
3. So oft ist Macht nur Machtlosigkeit der Mächtigen, so selten ist sie ehrliche Kompetenz.
4. Im besten Fall wäre Macht Gesprächsbereitschaft …
5. … mit der Hoffnung, dass das Gespräch ohne Machtansprüche vielleicht doch noch eine Chance für unsere Menschheit sein könnte.
6. Macht, und was danach?
7. Wer wäre der Mächtigste in der Machtlosigkeit?
8. Wäre die Macht zu dienen eine schlechtere Lebensphilosophie als die Macht zu herrschen?
Gian Gianotti, 1984
Pressestimmen mit Fotos:
>>> Wie fern oder wie nahe ist Krähwinkel, Bündner Zeitung, Hansueli W. Moser 7.8.84
>>> Gelungenes Spektakel um das Gespenst der Freiheit, Schaffhauser Nachrichten, J.S. 6.8.84
>>> Nestroy plus Raum minus Sprache, Tages Anzeiger, Heiko Strech, 7.8.84
>>> Ankündigung und Erfolg für Gian Gianotti, Bündner Zeitung, T.M. 6.8.84
>>> Schaffhauser auf den Barrikaden, AZ, gst. 6.8.84
>>> Premiere, Das Publikum war begeistert, Schaffhauser Nachrichten, M.H. 4.8.84
>>> Sommertheater im Fernsehen, AZ, M.H., gst. 2.8.84
>>> Zuschauerwanderung in Allerheiligen, Südkurier, (eb) 26.7.84
>>> Das Revolutionerl SN, AZ, 26.7.84
>>> Grosses Interesse fürs Sommertheater, AZ, gst. 24.7.84
>>> Wo Mond und Sterne Zaungäste sind, Schaffhjauser Nachrichten, BWH. 21.7.84
>>> Sommertheater , Die Proben haben begonnen, Schaffhauser Nachrichten, MB. 13.6.84
Weitere Informationen zur Trägerschaft
>>> Sommertheater Schaffhausen