1985 S / D
.
.
Gray: WIE ICH ZU DER GESCHICHTE KAM
Aula Restaurant Pestalozza Chur
Produktion Gian Gianotti
Amlin Gray: Wie ich zu der Geschichte kam
In der Übersetzung von Angela Röhl und Eitel Timm
Saal Pestalozza, Chur
Premiere: 30. Januar 1985
.
.
Inszenierung – Gian Gianotti
Bühnenbild und Kostüme – Ensemble
Ton – Hanspeter Dommann
Fotos – Peter de Jong
Grafik – Albi Brun
Gast/Berater – Carl Just, Kriegsberichterstatter, Chur
Aufführungsrechte: Litag Theaterverlag GmbH Bremen
Besetzung:
Reporter – Oliver Krättli
Das historische Ereignis – Gregor Vogel
.
.
ZUM STÜCK
Unsere Welt, wir Leser, Fernseh- und Filmzuschauer wollen Informationen über Leben und Tod in fremdem Ländern. Dazu gehören auch Reportagen über Krieg und Krisen. Wir sind verwöhnt worden von wagemutigen Geschichten, von Bildern, die wahres Wunder- und Schockwerk sind. Wir sind zu Voyeuren geworden, zu sehr verwöhnten, und verlangen ständig neue Geschichten aus der Nachrichtenagentur. Wenn sie dokumentiert, fotografiert, direkt erlebt, individualisiert sind, umso besser – dazu braucht es dynamische Reporter, die Leben und Zukunft für die Berichterstattung riskieren. Ein solcher Reporter spielt in diesem Stück die durchgehende Figur. Er wird in ständig neue Situationen geworfen, die ihm die Geschichte bietet, und diese werden vom “historischen Ereignis” gespielt. Improvisationsartig, mit einfachsten Mitteln, werden Personen und Begebenheiten angedeutet und dargestellt, die dem Zuschauer erzählen: WIE ICH ZU DER GESCHICHTE KAM – und wie der Reporter dann auch zum Wunsch gelangte, sich wieder daraus zu lösen.
Der Autor wünscht, dass alles in diesem Stück direkt mit einfachsten Mitteln gemacht werden soll. Dies legt wenigstens die Grundlinie einer Aufführung schon fest. Für einen Schauspieler und für eine Einrichtung bedeutet dies ein Suchen nach direkten Ausdrucksmitteln und Kommunikationstechniken. Eine saubere Didaktische Linie muss die stilisierte Darstellung der Charaktere unterstützen. Szenen werden präsentiert, dann gespielt – Ambientes werden aufgebaut, Gefühle für eine Begebenheit vermittelt. Die Geräusche werden wie die Bilder direkt vom Spieler gemacht oder für den Sog der Aufführung über Band und Lichttechnik eingespielt. Auch Dokumentierte Geräusche müssen aber mit menschlich stimmlichen Mitteln gemacht werden. Dass die menschliche Stimme ein sehr natürliches Windgeräusch erzeugen kann, wird jeder bei seinen eigenen Fähigkeiten der Geräuschbildung erfahren können – Helikopter, Sturzflug, Bombeneinschlag, Babygeschrei, Fernschreiber, Düsenjets, Strassenverkehr, Feuer usw. sind vielleicht etwas schwieriger zu erzeugen, aber sie sind machbar, sie sind sogar sehr wirksam, oft wirksamer als Direktaufnahmen. All dies soll eine Direktheit ermöglichen, und wir hoffen, dass unsere Zuschauer mir ihrer eigenen Fantasie, diese Szenen zu einem ganzen Erlebnis ausbauen können.
Ein junger Reporter fängt seinen neuen Job in Amboland an. Das fiktive Land (stellvertretend für alle Länder in Aufruhr, Krieg und Krise) steckt in einem Krieg. Madame Ing (die Macht) kämpft gegen die Guerillas. Die westliche Welt unterstützt Madame Ing und verlangt dafür auch Informationen über den Kriegszustand. Der junge Reporter will nun seinen Job auf Wahrheit und Objektivität aufbauen, sich eingehend mit der Problematik der Ideologien, der Personen und des Krieges auseinandersetzen. Seine Erlebnisse vermitteln uns Zuschauern die Komplexität der Information aus einem Kriegs- und Krisengebiet. Unsere westliche Welt hat diesen jungen Reporter ins Ambofand geschickt, damit er uns Geschichten, Stories liefert. Diese werden dann, je nach Notwendigkeit und Marktlage aufgeblasen, vermarktet und angepasst an die Erwartungen der Zuschauer. Das Publikum ist in unserer westlichen Welt mit Kriegs- und Krisenreportagen verwöhnt worden, besonders seit dem Vietnamkrieg. Immer neue und intensivere Stories werden verlangt und aufgetischt, damit die Leser, Fernseh- und Filmzuschauer bei der Stange gehalten werden können. Einleuchtend, dass der Reporter, mit seiner eigentlichen ethischen Grundmotivation, in diesem Geschäft früher oder später damit in die Quere kommen muss. Er verliert seine Beziehung zum Beruf und zum Heimatland, lernt dafür ganz andere Menschen und Situationen kennen, die für sein eigenes Leben von richtungsweisender Bedeutung sind. Am Schluss des Stückes haben wir unseren Reporter, der seinen Bericht erstattet hat, und haben unsere Welt, die einen freundlich lächelnden Erfolgsmenschen in ihm verlangt. Die Erfahrungen von Krieg und Erlebnisjagd lassen aber Spuren zurück. Ein Stück, das auf eine sehr leichte und spielerische Art und Weise, das Problem des Voyeurismus in uns angeht. Von tiefgründiger Problembehandlung kann hier keine Rede sein, aber der Inhalt vermag Gedanken anzuregen.
.
.
.
Das Programmheft
>>> Wie ich zu der Geschichte kam pdf, 5 Seiten
.
.
.
Pressestimmen:
>>> Olli Krättli und Gregor Vogel in “Wie ich zu der Geschichte kam”, Bündner Zeitung, pdj, 14.1.85
>>> Tiefsinn durch ein oberflächliches Spiel, Bündner Zeitung, Marco Guetg, 1.2.85
>>> Wie ich zu der Geschichte kam” wird nochmals gezeigt, Bündner Zeitung, bz, 18.3.85
.
.
.