1985 S / D
.
.
.
Samuel Beckett: GLÜCKLICHE TAGE
Pestalozza Chur, Projektleitung Gian Gianotti
Samuel Beckett: Glückliche Tage
In der Übersetzung von Erika und Elmar Tophoven
Saal Pestalozza, Chur
Premiere: 17. Januar 1985
Winnie, eine Frau um die Fünfzig – Ursina Hartmann
Bühnenbild, Dramaturgie und Inszenierung – Gian Gianotti
Beleuchtung, Technik, Plakat, Fotos – Daniel Rohner
.
Aufführungsrechte: S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M
.
ZUR KONZEPTION DER INSZENIERUNG
Versinkend hoffen wir mit Winnie, und haben schon längst aufgehört zu hoffen. Im Moment eines aufkommenden Glücks dokumentiert Winnie ihre Empfindung und setzt ihr ein Denkmal. Das Glück in GLÜCKLICHE TAGE ist ein dokumentiertes Glück einer Person, die es nicht mehr wagt, einen glücklichen Tag zu erleben: “… das wird wieder ein glücklicher Tag – gewesen sein.” In der Deklamation des Glücks verunmöglicht Winnie eine Empfindung des Glücks.
In der Verdrängung des Körpers verbaut sich Winnie aber auch ihre eigene Körperlichkeit, und damit verbunden ihre Beziehungsfähigkeit. Ihre dokumentierte und verdrängte körperliche und sexuelle Beziehung zum Partner Willie, verunmöglicht mit der körperlichen auch jede Art der geistigen Beziehung. Willie wird in die Rolle der Rollenlosigkeit gedrängt. Wir möchten dieses Stück nur mit der weiblichen Darstellerin spielen, um uns auf die Mechanismen der Selbstbegrabung zu konzentrieren. Willie soll mit seiner Abwesenheit seine Präsenz erhalten, Winnie hat ihn von der Welt und von ihrer Partnerschaft weggespielt.
In dieser Churer Konzeption wird das Stück stark von der Perspektive der Partnerschaftsanalyse heraus angegangen. Die “Wüste” wird somit auch neu definiert.
Die Konzentration auf die Person der Winnie will auch eine Ausweitung des Textes in die Perspektive der Lebensbewältigung ermöglichen. Dass diese Szenen vielleicht absurd erscheinen (nach Esslin: Das Theater des Absurden verzichtet darauf, über die Absurdität der menschlichen Existenz zu diskutieren, sie stellt sie einfach dar als konkrete Gegebenheit …) , liegt im Charakter des Lebens und der menschlichen Beziehungen. Szenisch werden Verhärtungen gezeigt, dann und dort wo Freundlichkeiten und Positivismen eine Konfrontation und ein Gespräch verunmöglichen.
Gian Gianotti, Januar 1985
Zum Zielpublikum:
Diese Inszenierung ist eine Studio-Arbeit für ein Publikum, welches am Gespräch um Partnerschaftsanalyse, an Vergangenheits- und Lebensbewältigung interessiert ist.
Mit einer neuen Konzeption wurde Beckett beim Wort genommen.
.
.
Das Programmheft
>>> Glückliche Tage, Programmheft pdf, 17 Seiten
darin zwei Zeichnungen zum Thema von Robert Indermaur
.
.
.
Pressestimmen:
>>> Samuel Beckett beim Wort genommen, Bündner Zeitung, Marco Guetg, 19.1.1985
>>> Wiederbegegnung mit Beckett, deutlich verschärft, Tages Anzeiger, Heiko Strech, 22.1.85
>>> Winnie ohne Willie und scheinbar frei, Der Landbote, Hansueli W. Moser-Ehinger, 23.1.85
>>> “Glückliche Tage” von Gian Gianotti, Bündner Tagblatt, Manfred Simon, 28.1.85
>>> Grandiose Leistung von Darstellerin und Regisseur, Engiadina, mm. 15.2.85
>>> Eine Beckett-Inszenierung mit eigenem Akzent, Bündner Zeitung, gu, 7.12.84
.
.
.