Gianotti, BACH 1720

2005     M / D / Szenisches Konzert

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Johann Sebastian Bach

Sonaten und Partiten für Violine solo

Partita 3 in E-Dur BWV 1006,  Sonata 1 g-Moll BWV 1001,  Partita 2 in d-Moll BWV 1004

Sowie weitere Werke im Kontext von Dieupart, Couperin, Lebègue, Rameau, Biber, J. S. Bach, Corelli, Molique, van Bruyck, Brahms, Raff u.a.

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Monika Baer, Violine

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Michael Biehl, Tasteninstrumente
Rosario Conte, Laute, Theorbe
Regula Maurer, Violoncello

Lénaïg Guégan, Tanz

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Gian Gianotti, Projekt, Bühne und Inszenierung
Dominik Sackmann, Dramaturgie
Wilfried Potthoff, Beleuchtung

Mit der Mitarbeit der Technik und der Verwaltung des Theaters Winterthur

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Szenische Einrichtung für die grosse Bühne

Theater Winterthur

Freitag 27. Mai 2005, 19.30 und
Sonntag 29. Mai, 17.00 Uhr
Einführungen jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn

Sonntag 29. Mai, 14.30 Uhr „Einführung in die Violin-Sonaten und –Partiten, sowie zur Entstehung und Wirkung der gespielten Werke“ ein Vortrag von Dr. Dominik Sackmann, im Theater-Foyer

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Das Projekt wurde unterstützt von der Ernst Göhner Stiftung Zug und von der Kulturstiftung Winterthur

 

 

 

Diese Aufnahmen von Monika Baer und aus der Generalprobe vom 26. Mai 2005 können frei verwendet werden. Wir bitten Sie, die Bilder mit  theaterforum.ch/Bach 1720  zu bezeichnen.

 

Das Programm

Partita E-Dur BWV 1006
Preludio

Charles Dieupart (+1740): Quatrième Suite e-Moll, Allemande (Cembalo/Ensemble)

Loure

Gavotte en Rondeau

François Couperin (1668–1773): Pièces de Clavecin, Second Livre,
Douzième Ordre (1717), „Les Jumèles“ (Cembalo)

Menuett I und II (mit einer Violoncello-Begleitung, die der Klavierbegleitung von Robert Schumann nachempfunden ist)

Nicolas-Antoine Lebègue (1631?–1702): Second Livre de Clavessin (1687),

Petite Chaconne (gespielt auf Cembalo und Laute)

Bourrée

Rosario Conte: Lautenimprovisation

Gigue

Jean-Philippe Rameau (1683–1764): Aus der Oper „Dardanus“ (1739), Chaconne

Louis Couperin (+1661): „Chaconne ou Passacaille“ (Cembalo)

Heinrich Ignaz Franz Biber: Passacaglia (Violine)

 

Einspielung: Johann Sebastian Bach, Aus der Kantate BWV 29 „Wir danken dir Gott, wir danken dir“, Sinfonia D-Dur

 

Sonate g-Moll BWV 1001

Adagio kombiniert mit

– Arcangelo Corelli (1653-1713): Sonata op. 5 Nr. 5, Adagio

– Begleitung von Bernhard Molique

– Bearbeitung von Carl Debrois van Bruyck

Fuge kombiniert mit der Fuge für Laute BWV 1000

Presto in der Bearbeitung von Carl Debrois van Bruyck: Fuge (Cembalo)

J. S. Bach: Suite für Violoncello G-Dur BWV 1007, Menuett I und Menuett II

J. S. Bach: Suite für Laute g-Moll BWV 995, Sarabande

Presto

 

Einspielung: Johann Sebastian Bach, 4. Ouvertüre BWV 1069, Réjouissance

J.S. Bach: Passacaglia für Orgel BWV 582 (Laute und Cembalo)

 

Partita d-Moll BWV 1004

Allemanda

Johannes Brahms: Studie für Pianoforte WoO 6 Nr. 5 (Klavier)

J. S. Bach: Suite für Violoncello d-Moll BWV 1008, Courante

Joseph Joachim Raff: Chaconne (Klavier)

Sarabanda

Joseph Joachim Raff: Chaconne (Klavier)

Giga

Chaconne

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Zur Erklärung der verwendeten Schriften auf dieser Seite:

Fette Titel: Sätze aus den Violinsonaten und –partiten
Kursive Angaben: Bearbeitungen einzelner Sätze aus Bachs Violinsoli aus dem 19. Jahrhundert
Normale Schrift: Weitere Werke von Johann Sebastian Bach und anderen Komponisten

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theaterforum.ch  Zum Projekt 2005  Bach 1720

Gian Gianotti

Die Bachforschung sagt, dass der Tod der Maria Barbara Bach im Jahr 1720 keinen Einfluss hatte auf die Komposition von Johann Sebastian. Zu der Zeit zwischen Mai und Juli war er in Karlsbad mit seinem Fürsten Leopold von Köthen mit den Sonaten und Partiten für Violine Solo im Gepäck (und sehr wahrscheinlich auch im Repertoire). Als er zurückkam, war seine Frau tot und begraben und er blieb zurück mit vier Kindern, Catharina Dorothea (12), Wilhelm Friedemann (10), Carl Philipp Emanuel (6) und Johann Gottfried Bernhard (5). Die Forschung sagt, der Einschnitt, die Irritation sei nicht zu “merken”, sei also wissenschaftlich nicht feststellbar.

Seine Frau und Weggefährtin über bessere und schlechtere Zeiten, die knapp 30-jährige Mutter (mit mindestens 6 Schwangerschaften inkl. Zwillingen), sei ohne irgendwelche Vorzeichen gestorben, Johann Sebastian sei für die Nachricht nicht erreichbar gewesen. Sie lebte Solidarität und Kollegialität, nicht nur in der Betreuung der Kinder und der Schüler, die wie die eigenen Kinder im Haushalt lebten und ihre Position hatten.

Und wenn die Forschung recht hat, und ‘beweisen’ kann, dass aus den Kompositionen keine Bruchstelle abzuleiten ist und Johann Sebastian Bach somit der Tod seiner ersten Frau keinerlei Lebenshemmung oder Motivationsverzögerung eingebracht habe … dann will ich vermuten dürfen, dass irgendetwas in den Forschungsunterlagen fehlt, was ihn zum Menschen macht: “verloren gegangene” Noten, Briefe, Äusserungen … oder es fehlt noch in der wissenschaftlichen Wahrnehmungsfähigkeit, dass er in den Kompositionen eben doch formuliert hat: Freude und Trauer, Freundschaft und Sehnsucht, Geborgenheit und Stütze – und womöglich erst dadurch – diese auch hat vermitteln können: Musik als Lebensbewältigung.

Mich interessiert eben diese Sehnsucht und dieser Schmerz in seinen Kompositionen in dieser unmittelbaren Zeit …und was ist nicht alles verloren gegangen! Nicht unbedingt wissenschaftlich interessiert mich das, sondern künstlerisch und menschlich, im besten Fall intuitiv: wie hat der 35-jährige bei seiner Ankunft in Köthen reagiert? Was war diese Todes-Erfahrung? Seine nächsten grösseren Kompositionen waren die Cellosuiten (BWV 1007 – 1012), etwas später die Partita für Flöte in a-Moll (BWV 1013), wiederum eine Beschäftigung in die Tiefe eines Solo-Instrumentes und nicht in die äussere Wirkung eines Grossauftrittes. Welche Gedanken und Gefühle hat er pflegen können, welche verdrängen müssen, und wie haben sie sich in Musik und Leben geäussert? Wie viele “Tode” starb Maria Barbara im Geist von Johann Sebastian Bach, bis sich sein “normales Leben” wieder einstellte und er sich an neuem Ort neuen Herausforderungen stellen konnte? (Bewerbung für Hamburg, die Komposition der Brandenburgischen Konzerte 1721 BWV 1046 bis 1051, die Wiederheirat im Dezember 1721, dann Bewerbung und Anstellung in Leipzig 1723) … Was geschah mit ihm, mit seiner innersten Lebensmotivation und Ausrichtung? Aus den Noten und Unterlagen “können wir es nicht erfahren” was können wir zwischen den Noten, Notaten und Zeilen lesen? Was können, müssen wir uns vorstellen … oder mindestens wonach könnten oder müssten wir noch suchen?

Lesen und hören wir seine Musik heute, dann erfahren wir mehr Lebenshaltung als aus jeder Protokollierung einer Freude oder eines Schmerzens – aber anders formuliert, künstlerisch, musikalisch, “verwandtschaftlich” von Mensch zu Mensch, von Seele zu Seele … so haben wir (rein theatralisch!) die Tode der Lebens-Tänzerin erfunden und beschäftigen uns mit Phänomen und Bedeutung von Bach 1720:

Ein Werk und dessen musikalische Wirkung als künstlerische Haltung.

 

Begleitung:
>>>  Vortrag  Dominik Sackmann – pdf,  10  Seiten
Warum komponierte Bach die Sonaten und Partiten für Violine solo BWV 1001 – 1006 ?
>>>  Programmheft  Druckfassung – pdf,  21  Seiten
Inhalt:
12   Das Programm
13   Die Beteiligten
14   Gian Gianotti – Zum Projekt 2005: Bach 1720
15   Dominik Sackmann, Warum komponierte Bach die Sonaten und Partiten für Violine solo BWV 1001 – 1006 ?
14   Leben und Werk von Johann Sebastian Bach
16   Johann Sebastian Bach, Daten zu Leben und Werk
18   Franz Rueb, aus: 48 Variationen über Bach
20   Neuere Bibliographie zu Johann Sebastian Bach, Literaturhinweise
21   Dank, Inhalt, Impressum

 

 

Aufführungsbilder: Gian Gianotti,  theaterforum.ch / Bach 1720

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Pressestimmen: 

>>>  Bachs Kunst in vielerlei Richtungen  Der Landbote, Herbert Büttiker  30.5.05
>>>  Bachs Violinsonaten szenisch, Die Geigerun Monika Baer im Theater Winterthur  NZZ, Martina Wohlthat  30.5.05
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