1995 S / D / M
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Produktion: theaterforum.ch – Zürich.
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Kassandra, nach Christa Wolf
Darstellung eines Mythos, 1995 – ein EUROPA-Projekt von Gian Gianotti
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theaterforum.ch
Das Konzept …KASSANDRA • CASSANDRE • CASSANDRA …
ist ein auf Langfristigkeit angelegtes, mehrsprachiges, archaisches Schauspielprojekt mit zeitgenössischer Musik.
• . In eigenen, ähnlichen Textfassungen mit grossflächigen Überschneidungen wird der Mythos der Kassandra aus verschiedenen Altersstufen und Optiken betrachtet.
• . Hauptthema ist die Veränderung der Sprache und der Lebenshaltung im Matriarchat/Patriarchat, in der Macht/Ohnmacht, in Kriegsvorbereitungen/Kriegsfolgen/Nachkriegszeiten.
• . In ihren letzten Stunden analysiert Kassandra die Entstehung einer kriegerischen Konfrontation und ihre Weigerung.
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Als erste Inszenierung für das Projekt wurde die deutschsprachige Fassung angegangen und realisiert.
Dabei wurde die Verbindung der Kunstrichtungen Schauspiel (Leontina Lechmann), neue ernste Musik (Martin Derungs) und Minimal Art in der bildenden Kunst (Not Vital) gepflegt.
Das Licht-Design von Rolf Derrer war die Fortführung einer langjährigen Zusammenarbeit.
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Deutschsprachige Fassung:
Gian Gianotti nach Christa Wolf, KASSANDRA
Premiere: 21. Juni 1995
Basel, Vorstadt Theater
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Kassandra – Leontina Lechmann
Violoncello – Martin Zeller
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Inszenierung: Gian Gianotti
Musik: Martin Derungs
Bühnenbild: Not Vital
Dramaturgie: Paul Steinmann
Licht-Design: Rolf Derrer
Technische Mitarbeit: Michael Oggenfuss, Serge Schmuki, Fredy Burkart, Rolf Derrer, Andreas Hunziker, Ruedi Schärer
Grafik: Hans-Rudolf Lutz, Marc Philipp
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© . Die Rechte von Gustav Kiepenheuer Verlag Berlin, sowie von Gian Gianotti und Martin Derungs, Zürich werden über das theaterforum.ch verwaltet.
KASSANDRA
Bisher wurden 26 Aufführungen gespielt in Basel, Bern, Zürich, Luzern, Chur, St.Gallen und am Probeort Weil am Rhein.
Unter dem Patronat der UNESCO-Schweiz, mit Unterstützungen von:
Pro Helvetia, MIGROS Genossenschafts Bund MGB, Migros Basel, Konferenz der Schweizer Städte für Kulturfragen KSK, Charles Veillon Stiftung, Stadt und Kanton Zürich
Eine grosszügige Unterstützung aus dem Jubiläumsfond der DEUTSCHEN BANK DB Frankfurt wurde uns für die “Europa-Fassung” glaubwürdig in Aussicht gestellt. Nach dem Rückzug derselben wurde die Fortsetzung der Arbeit in den weiteren Sprachen erschwert. Die französische und die italienische Fassung “pausierten” längere Zeit in verschiedenen Stadien der Arbeit und wurden dann allmählich aufgegeben, so auch angedachte und vorbesprochene Besetzungen mit Cathy Bernecker/Isabelle Huppert und Atina Cenci/Giulia Lazzarini.
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Zum Thema
Die letzten Stunden der Kassandra. Ein Gespräch über Macht, Armut, Wohlstand, Freiheit, Unabhängigkeit, Würde, Haltung und Persönlichkeit. Über das Leben zwischen Matriarchat und Patriarchat, die Entstehungsanalyse einer kriegerischen Konfrontation und einer Weigerung. Ein Mythos über Lebenshaltung und Tod. Eine “Wort-Rede-Erzählung” (Mythos) unter dem Fluch der Seher-Sensibilität/Fähigkeit bis vor dem eigenen Tod.
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Zum Text
Von der Erzählung KASSANDRA von Christa Wolf stellte Gian Gianotti eine grundsätzliche Strichfassung von ca. 30 Seiten her. Dazu wurden einzelne Textstellen von Christa Wolf aus VORAUSSETZUNG EINER ERZÄHLUNG als Bestandteile ihrer Haltung und Ästhetik eingefügt, einzelne Gedanken aus ANSPRACHEN sowie aus REISE NACH TABOU verwendet und eigene Kontext-Gedanken, Deutungen und Übergänge neu geschrieben. Dies ergab eine Verbindung der antiken Geschichte und der Identität in der aktuellen Friedens-Haltung.
Diese Textbasis gilt grundsätzlich für alle drei Sprachen und wird mit jeweiligen charakterlichen und vom Alter her begründeten Extemporierungen ins Französische und Italienische übernommen. In jeder Sprache werden jeweils andere kulturelle Lebens- und Beziehungsformen bedient und mit je einer eigenen musikalischen Komposition von Martin Derungs begleitet.
Für die deutschsprachige Fassung wurde in Zusammenarbeit mit dem Dramaturgen Paul Steinmann eine zusätzliche Assoziations- und Kommentar-Ebene als Collage aus heutigen Zitaten und Perspektiven hergestellt und als Programmheft gedruckt. Für die weiteren Fassungen wurde diese dramaturgische Verankerung bisher nur skizziert.
Sprachlich und theatralisch überarbeitet entstand daraus vorerst die deutschsprachige
>>> KASSANDRA Spielfassung pdf, 27 Seiten
>>> KASSANDRA Das Programmheft mit dem Text pdf, 36 Seiten
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Umsetzung
Ein Monolog für eine Schauspielerin in Konfrontation und im Gespräch mit dem Monolog eines Instrumentalisten in einer Raum-Ästhetik nach den Prinzipien der Minimal-Art.
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Inhalt
Kassandra, eine Tochter des Trojaner-Königs Priamos, Seherin und Prophetin des Untergangs von Troja, sitzt auf dem Beutewagen des Siegers Agamemnon und wartet auf den Tod. Christa Wolf stellt das innere Geschehen, die Gedanken und Gefühle der Kassandra in den Mittelpunkt. In einem grossen inneren Monolog denkt sie noch einmal wichtige Phasen ihres Lebens, Erkenntnisse und Entscheidungen durch.
Es geht um ihren Beruf, das Amt der Seherin: Schon als junges Mädchen will Kassandra dieses Amt, und mit ihm bekommt sie eine klar umrissene Aufgabe in der Gesellschaft. Ihre Wahl hat schwerwiegende Folgen, denn das Amt der Seherin zwingt sie, die Wirklichkeit genau, unverstellt wahrzunehmen, es zwingt sie dazu, das Wahrgenommene auszusprechen, nicht zu verschweigen, nicht zu verdrängen. Kassandra braucht lange, um das herauszufinden und um den Mut zu einem solchen Handeln aufzubringen. Wahnsinn und Gefängnis bleiben ihr auf diesem Weg nicht erspart. Auch muss sie sich entscheiden, auf wessen Seite sie sich stellt: auf die der Herrschenden, zu denen sie ihrer Geburt nach gehört, oder auf die Seite der Frauen, die am Ufer des Skamandros leben und sich dem Krieg verweigern.
Es geht um ihre Liebe: an die Zuneigung zum Vater, die später in Verachtung umschlägt; an die Liebe zu Aineias, einem liebens-werten und liebesfähigen Mann, der nicht, wie die anderen, auf Kampf aus ist, sondern auf Versöhnung; und schliesslich an die Liebe zu Myrine, einer schönen und kämpferischen Frau, die zu den Amazonen gehört. Aineias und Myrine sind Menschen mit androgynen Zügen, Menschen, die autonom sind und die Autonomie eines anderen gelten lassen.
Es geht um ihren Hass: auf Eumelos, einen kaltblütigen Karrieristen, der die Macht in Troja an sich reisst, den Krieg vorbereitet und schliesslich bis zum Untergang vorantreibt; auf Achill das “Vieh”, einen Mann, der besessen ist von seiner Zerstörungslust. Ihre Weigerung richtet sich letztlich gegen die Männerherrschaft und ihre schrecklichen Folgen – Krieg, Vernichtung, Unterdrückung des anderen.
Kassandra ist eine Frau, die um Autonomie und Identität ringt, die mühsam und schmerzlich beides erreicht und deshalb sterben muss. Weibliche Autonomie und Stärke sind bei Trojanern und Griechen nur noch am Rande der Gesellschaft, in engen räumlichen und zeitlichen Grenzen möglich. Eine Frau, die diese Grenzen überschreitet, die sich einmischt und die Wahrheit sieht, muss zum Schweigen gebracht werden.
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Fotos
Diese Aufnahmen können frei verwendet werden.
Wir bitten Sie, die Bilder mit Foto: theaterforum.ch zu bezeichnen
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Christa Wolf endete ihre Erzählung mit:
… Das Lich erlosch. Erlischt.
Sie kommen.
Hier ist es. Diese steinernen Löwen haben sie angeblickt.
Im Wechsel des Lichts scheinen sie sich zu rühren.
Meine Fassung:
Hier ist es. Hier ende ich. — An diesem Tor, vor euch – vor mir.
… Lebt der Gedanke, einmal in der Welt, in einem andern fort?
Danke für die Zeit, die ich hier noch hatte.
Guten Abend!
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Europa-Idee
KASSANDRA ist die deutschsprachige Fassung eines europäischen Zielprojektes. Unter der gleichen Produktionsleitung wird in deutscher, französischer und italienischer Sprache mit je einer anderen Produktionsgruppe gearbeitet. Zu einem späteren Zeitpunkt werden die drei Fassungen ausgewertet und zu einer vierten zusammengefügt. Diese dreisprachige Fassung geht dann wiederum auf Tournee in die grösseren Städte Zentraleuropas.
Das Projekt bleibt weiterhin aktuell. Leider.
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Das Europa-Konzept, die Reihenfolge ergab sich aus den vorgesehenen Produktionszeiten
Deutsche Fassung, KASSANDRA .. in Gelb, mit Violoncello – die Analyse (Die Verletzung der Seherin)
Französische Fassung, CASSANDRE .. angedacht in Rot, mit Saxophon – die Rebellion der junge Frau (Die Verletzung der Jugend)
Italienische Fassung, CASSANDRA . .angedacht in Grau-Braun-Schwarz, mit Akkordeon – die Rache der Mutter (Die Verletzung der Familie)
Musik – Martin Derungs, Der Kompositionsauftrag lautete: “Drei verschiedene, für sich stehende Grundkompositionen, die mit den jeweiligen Sprachen in drei Duo-Formationen (D-F / F-I / I-D) wechseln können und sich zuletzt in eine Trio-Formation weiterentwickeln kann.”
Ausstattung – Not Vital, ausgehend von seinem Pferd (Gips) und drei Transportkisten wird die Idee der Wartehalle weiterentwickelt. Die Sackgasse vor dem Stadttor in Mykene.
Die drei Textfassungen werden in der jeweiligen Erstsprache (D, F, I) entwickelt, dann in die drei Zweisprachigkeiten (D-F / F-I / I-D) und schliesslich in die Dreisprachigkeit (D-F-I) geführt. Diese letzte, dreisprachige Fassung wird dann erst als die Europäische Dimension weitergespielt.
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>>> KASSANDRA Spielfassung pdf, 27 Seiten
>>> KASSANDRA Das Programmheft mit dem Text 36 Seiten pdf
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Pressestimmen:
>>> Pro-Helvetia- Kompositionsauftrag für ‘Kassandra’ von Martin Derungs Bündner Zeitung, fro 10.3.95
>>> Kassandra dreifach Basler Zeitung, chr. 11.5.95
>>> ‘Kassandra’-Projekt soll zu einem europäischen Theateraustausch führen Bündner Zeitung, fro 11.5.95
>>> Ein postmodernes Melodram mit Musik Weil am Rhein, Jürgen Scharf 15.6.95
>>> Europaprojekt Baslerstab, Verena Keller 19.6.95
>>> Kassandra Basler Zeitung, BaZ. 20.6.95
>>> Brief von Christian Bleiker ANSTATT Kulturbüro, St.Gallen 23.6.95
>>> Gianottis ‘Kassandra’-Projekt in Basel, Die Statue als Museumsführerin Bündner Zeitung, Günther Fässler 23.6.95
>>> Kassandra für Kenner BaslerZeitung, Margaret Jardas 23.6.95
>>> ‘Nie war ich lebendiger als jetzt’ Luzerner Zeitung, Günther Fässler 23.6.95
>>> Sie ist nicht Kassandra, sie spielt sie Basellandschftliche Zeitung, Joerg Jermann 23.6.95
>>> Kassandra – eine Heldin der Gelassenheit St.Galler Tagblatt, Günther Fässler 23.6.95
>>> Design ist alles, Christa Wolfs ‘Kassandra’ als ‘Europa-Idee’ in Basel NZZ, Alfred Schlienger 28.6.95
>>> Eine Figur, drei Sprachen, drei Wege zu einem Ganzen Information Szene, Hansueli W. Moser-Ehinger 1.7.95
>>> Der Blick der Seherin zurück in die Gegenwart FACTS, Catharina Fingerhuth 24,1995
>>> Eine abgeklärte Seherin irgendwo im Nirgendwo Nebelspalter, Daniel Schällibaum 28.1995
>>> Aktualität der ‘Kassandra’ St.Galler Tagblatt, Helga Schabel 19.1.96
>>> Kassandra, analytisch Neue Luzerner Zeitung, sc 25.1.96
>>> Ich lebe meine Weigerung – bis in den Tod Neue Luzerner Zeitung, Hugo Bischof 27.1.96
>>> Gian Gianottis ‘Kassandra’ im Theater-Studio Bündner Tagblatt, Peter Masüger 7.2.96
>>> Ankündigung Berner Woche, Berner Zeitung 29.2.96
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