Brecht, MUTTER COURAGE

1983     S / de / DE

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Freilichtspiele Chur, 1983

Plakat: Albi Brun

Präsident: Beda Frei

Bertolt Brecht: MUTTER COURAGE

Freilichtspiele Chur, Arcas
Premiere: 19. August 1983

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Regie: Gian Gianotti
Bühnenbild: Robert Indermaur
Musik nach Paul Dessau: Domenic Janett, Klarinette

Kostüme: Sonja Wolf
Requisiten: Hansjörg Gadient
Bauten und Beleuchtung: Mario Waser

Körpertraining: Manuela Trapp
Stimmbildung: Peter Jecklin und Ensemble
Mitarbeit Bühne: Daniel Rohner
Mitarbeit Kostüme: Marianne Krättli
Mitarbeit Organisation: Bea Cathomen

Fotos: Peter de Jong, Forti Anhorn

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Foto: Forti Anhorn

 

Plakat: Albi Brun
Layout Programmheft: Felix Rainolter

Rechte: Suhrkamp

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Robert Indermaur

Besetzung:

Mutter Courage: Ursina Hartmann
Katrin, ihre stumme Tochrter: Bettina Bisaz
Eilif, der ältere Sohn: Peter Jecklin
Schweizerkas, der jüngere Sohn: Hubert Kempter
Der Feldprediger: Gregor Vogel
Der Koch: Peter Haller

Yvette Pottier: Corina Curschellas
Der Werber: Paul Schmed
Der Feldwebel: Peter Meyer
Der Feldhauptmann: Philipp Lenz
Der Zeugmeister: Hansjörg Sacchet
Der Soldat mit der Binde: Urs Frei
Ein anderer Feldwebel: Adrian Fry
Der alte Obrist: Karl Höllrigl
Ein Schreiber: Thomas Vogel
Ein junger Soldat: Rolf Schmid
Ein älterer Soldat: Paul Schmed
Der singende Soldat: Adrian Fry

Eine Bauersfrau: Maria Schmid, sen
Eine andere Bauersfrau: Maria Schmid, jun.
Der junge Mann: Hansjörg Gadient
Die alte Frau: Bethli Obrist

Bauersleute:
Bethli Obrist
Maria Schmid jun. mit Mara Melcher / Florian Schmid

Ein Fähnrich: Hansjörg Sacchet
Erster Soldat: Peter Meyer
Zweiter Soldat: Urs Frei
Dritter Soldat: Moritz Gredinger
Vierter Soldat: Rolf Schmid
Ein Bauer: Paul Schmed
Eine Bäuerin: Maria Schmid, sen
Ein junger Bauer: Hercli Bundi

Lesende Kinder:
Barbara, Carlo, Claudio, Eveline, Lisa, Marcellina, Nina, Patrik

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Fotos: Peter de Jong

 

 

 

 

 

 

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WARUM MACHEN WIR HEUTE NOCH BRECHT
WAS HAT ER UNS HEUTE NOCH ZU SAGEN

MC83 als Antikriegsstück? als Warnung vor dem dritten Weltkrieg? Es wäre simpel und billig, Brecht auf diese alleinige vordergründige Aussage abzutun. Diese Aussage wird ihre Wahrheit und ihre Legitimität nicht nur im Jahre 1941 bei der Uraufführung gehabt haben, sondern auch sofort nach dem Krieg als Erfolgsstück auf fast allen Bühnen, und sicher auch noch heute unter uns. Aber eigentlich verstehe ich MC als ein Hoffnungsstück: die Hoffnung, dass der Mensch vielleicht doch noch aus seiner Geschichte lernen kann.

Brecht hat natürlich das Problem des Krieges und die Strukturen, die diese “Katastrophe” bewirken, immer wieder behandelt, studiert, in Gedanken und Werke geformt. Man kann sagen, diese Strukturen (so breit sie verstanden werden müssen) waren für Brecht, in irgend einer Form, ständig das Zentrum seiner Beschäftigung.

HAT UNS DIESES STUDIUM HEUTE NOCH ETWAS ZU SAGEN ?

Bertolt Brecht ist 1956 gestorben, wir leben jetzt noch, in Graubünden, in der Schweiz, betätigen uns mehr oder minder im Alltagskampf, im Geschäft des Lebens, um uns dieses Leben einzurichten. Irgendwie richtet sich diese Arbeit immer nach dem Leben, oder wenigstens nach dem Wunsch zu leben. Pervertierte Aussagen unserer Zeit wie “Es gibt auch wichtigere Dinge, als im Frieden zu leben”, und das Erkennen dieser Perversion, zeigen Grundrichtungen an. Diese Grundrichtungen haben Bertolt Brecht beschäftigt. Man sehe mal die Liste der Bühnenwerke durch, die Brecht zurückgelassen hat, um sich  seine Theaterarbeit zu vergegenwärtigen, man beachte die Studien der mitmenschlichen Umgangsformen, die Brecht sein Lebtag gefordert hat: man studiere Brecht als Mensch unseres Jahrhunderts, der eingestanden ist für Gerechtigkeit und Klarheit in den mitmenschlichen Strukturen, als Arbeiter am Bau von Frieden und Leben..

HAT UNS BRECHT HEUTE NOCH ETWAS ZU SAGAEN  ?   UND MUTTER COURAGE  ? .

MC geht durch ihre Zeit (durch den 30-jährigen Krieg), Geschäfte machend, gewinnend, und vor allem verlierend. Sie lebt und leidet unter dem Prinzip der ständigen kleinen Kapitulation (“wenn ich aufmuck, möchts das Geschäft schädigen” – ihr Geschäft).

In ihrem Lied der grossen Kapitulation lernt auch sie, scheint auch sie zu lernen, wenigstens theoretisch. Ihre eigene Geschichte kann sie aber trotzdem noch nicht analysieren, nicht so sehr, dass sie auch die eigene Kapitulation im grösseren Geschäft des Krieges einsehen muss, und damit auch die Kapitulation des Menschen vor dem Krieg überhaupt.

So viel sieht sie nicht ein, denn so viel Einsicht würde auch ihr eigenes Leben in Frage stellen (und da verstehen wir sie doch …).

MC ist im Geschäft wie wir im Leben, sie muss das Geschäft befürworten wie wir das Leben, wenn wir weiterleben wollen. Sie ist mitten drin, sie tut ihr eigenes dazu um mitzugehen, aber sie wird auch mitgeschleppt. Wie soll sie ihre Situation aus jener Perspektive erkennen? (und das verstehen wir doch …).

Wie sind wir fähig, unsere Situation in unserem Lebenskampf zu erkennen, was gut und was schlecht ist über ein einzelnes Geschäft hinaus. Wie stellen, wie können wir uns im Ganzen in Frage stellen, und im Ganzen dann eventuell auch kapitulieren, um eine neue Richtung einzuschlagen …? Wir können es vielleicht nicht, und wir möchten es vielleicht gar nicht können (und da würde uns MC doch auch verstehen).

Und doch haben wir am Schluss des Stückes das Gefühl, vielleicht die Sicherheit, mehr als sie eingesehen zu haben..

WIEVIEL MUTTER COURAGE IST HEUTE NOCH IN UNS  ?.

Viele kleine Kapitulationen in einer Richtung verhindern ja eigentlich die grosse Kapitulation vor der Richtung. Die kleinen passieren, damit die grosse nicht muss.

Der dritte Weltkrieg (aus Brechts Perspektive von 1939 der zweite) ist ja nur ein Ergebnis des Lebens, der Lebensform jetzt: was ist denn unsere eigene Verantwortung im Leben jetzt (?), was unsere Perspektive im Machtkampf des Alltags (?), was unsere Aussicht in der Umweltgestaltung (?), was unsere Mitbeteiligung am Vertuschen der kleinen Unzufriedenheiten (?), was unser Beitrag am Kompensieren unerreichter Teilschritte (?), was die Erziehung unserer Umwelt für unsere Ziele (?), wo sind unsere ständigen Kapitulatiönchen, und wie oft kapitulieren wir vor kleinen Unfreiheitchen und sehen nicht den etwas grösseren Rahmen unseres Lebens, unseres Jahrhunderts, unserer Geschichte und unserer, und anderer Zukunft.

WAS HAT UNS BRECHT HEUTE NOCH MIT MUTTER COURAGE ZU SAGEN  ?.

Vielleicht würden wir sehend, unsere Richtung etwas anders bestimmen, wie es vielleicht auch MC hätte, sehend.

Mein Wunsch wäre, dass wir den Mut und die Kraft hätten, noch vor der nächsten Zerstörung, unser mögliches Teilgeschäft zugunsten einer neuen Richtung aufzugeben. Und nicht erst vor der allerletzten Zerstörung, im dritten Weltkrieg.

So möchte ich MC und Brecht verstehen.

 

Gian Gianotti, 1982/83

So viele Berichte,
So viele Fragen

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Die erste Szene, Premièrenfoto von Forti Anhorn, 19. August 1983

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ES KOMMT EIN TAG, DA WIRD SICH WENDEN
DAS BLATT FÜR UNS, ER IST NICHT FERN.
DA WERDEN WIR, DAS VOLK, BEENDEN
DEN GROSSEN KRIEG DER GROSSEN HERRN.

DIE HÄNDLER ALL, MIT IHREN BÜTTELN
UND IHREM KRIEGS- UND TOTENTANZ
SIE WIRD FÜR EWIG VON SICH SCHÜTTELN
DIE NEUE WELT DES G’MEINEN MANNS.

ES WIRD DER TAG, DOCH WANN ER WIRD
HÄNGT AB VON MEIN- UND DEINEM TUN:

DRUM WER MIT UNS NOCH NICHT MARSCHIERT
DER MACH SICH AUF DIE SOCKEN NUN !

 

Bertolt Brecht, Spätes Gedicht zu Mutter Courage

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Das Programmheft:
>>>  MUTTER COURAGE, Programmheft    pdf 28 Seiten

 

 

 

 

Grosse Fotogalerie von Peter de Jong
>>>    MUTTER COURAGE, Proben und Aufführungen      54 Fotos, SW
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Pressestimmen:

Die Besprechungen:
>>>  “Mutter Courage” in der Altstadt,  Vaterland  MdM  25.8.83 
>>>  Mutter Courage auf der Suche nach dem Frieden,  Aargauer Tagblatt  Ma.  24.8.83 
>>>  Ein Lehrstück zur Kriegsverhütung,  Der Landbote  MdM  24.8.83 
>>>  Brechts Mutter Courage in Chur,  St.Galler Tagblatt,  MdM  24.8.83 
>>>  Wie Brechts “Mutter Courage” nach Chur kommt,  Tages Anzeiger,  Christian Jauslin  22.8.83 
>>>  Mutter Courage: Lange Löffel machen den Frass nicht besser,  BZ  uk.  22.8.83 
>>>  “Mutter Courage” gelungene Premiere,  Bündner Tagblatt, Oscar Eckhardt  22.8.83

Die Vorbereitungen:
>>>  “Mutter Courage” auf dem Arcas, Premiere,  WB ObTG  tin.  19.8.83 
>>>  Morgen Abend ist es so weit,  Bündner Zeitung  pdj  18.8.83
>>>  Graubünden Chur, Auf dem Arcas,  Bündner Tagblatt  ose.  18.8.83 
>>>  Das Stück ist heute so brisant wie eh und je,   Bündner Zeitung,  bz.  6.8.83
>>>  Der Rahmen für Brechts “Mutter Courage” ist gesteckt,  BZ  PdJ.  21.7.83 
>>>  Drittes Churer Freilichtspiel in Sicht,  Bündner Tagblatt  ose.  21.7.83
>>>  Chur wird nochmals Brecht-Stadt,  Bündner Zeitung  Bou.  12.7.83
>>>  Seit gestern wird geprobt,  Bündner Zeitung,  pdj.  5.7.83 
>>>  Brechts “Mutter Courage” in Chur,  Musik&Theater,  Nr.4,  April 1983 
>>>  “Brecht kann Jahrzehnte versetzen”,  Bündner Tagblatt  T.M.  22.3.83
>>>  Gian Gianotti inszeniert Brechts “Mutter Courage” auf dem Arcas,  BZ  pdj.  10.3.83
>>>  “Spielregel” für die Benützung des Arcas aufgestellt,  Bündner Zeitung,  (mtgt.)  4.2.83 
>>>  Freilichtspiele auf dem Arcas, Churer Amtsblatt Nr.5,  4.2.83
>>>  Lebhafte Aussprache wurde vertagt,  BZ  (-r).  9.12.82 
>>>  Freilichtspiele Chur 1983 mit einem Bündner Stück?  BZ  ke.  9.12.82 

 

 

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Shakespeare, ENDE GUT, ALLES GUT

1983     S / D.

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Shakespeare: ENDE GUT, ALLES GUT
Staatstheater Stuttgart, Direktion Hansgünther Heyme

In der Übersetzung von Johann Joachim Eschenburg
Spielfassung Gian Gianotti.

 

 

Württembergisches Staatstheater Stuttgart Schauspiel


Premiere: 4. Juni 1983

Inszenierung – Gian Gianotti
Bühnenbild – Christoph Kanter

Kostüme – Gerda Nuspel
Dramaturgie – Peter Kleinschmidt
Regieassistenz – Barbara und Jürgen Esser
Plakat, Grafik – Christoph Kanter

 

Besetzung:

Bertram – Hartmut Lange / Hansgünther Heyme

Helena – Inge Andersen

 

König – Jean-Pierre Schlagg
Gräfin – Eva Michel

Narr – Dietz-Werner Steck

Lafeu – Volker Lippmann

Witwe – Judith Diamantstein
Diana – Gaby Wagner

Höflinge, Soldaten, Volk:
Gisela Stolzenberger, Christine Traber, Martina Wissmann, Irmgard Lederer,
Walter Hautschek, Wolfram Kühnel, Silvester Lessing, Wolfgang Stützlein,
Rolf Peter Weisshaar, John Yamoah, Alexander Zenker

 

 

 

 

 

 

 

Das Programm-Plakat:
>>>   Das Plakat, Vorderseite   pdf, 1 Seite
>>>   Das Plakat, Rückseite   pdf, 1 Seite

 

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Pressestimmen:

>>>  Die komischen Improvisationen des Hansgünther Heyme, das Freiluftspektakel,  Verena Tafel, 6.6.83
>>>  Baukran holt Schauspieler von der Bühne Bild-Stuttgart, 26.5.83
>>>  Schauspielchef sprang ein,  Bild, 6.6.83
>>>  Williamine fürs Volk,  Stuttgarter Zeitung, 6.6.83
>>>  Gianotti distanziert sich, Nach Jahren ist “Ende gut” auch OK,  Stuttgarter Zeitung, 7./8.6.83
>>>  Shakespeare als Spielvorlage,  Schwäbische Zeitung, 10.6.83 
>>> “Ende gut, alles gut” im Freien,  Fränkische Nachrichten, 10.6.83

 

 

 

 

 

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